Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und Unterleibsschmerzen – viele Menschen, insbesondere Frauen, leiden von Zeit zu Zeit unter Blasenentzündungen.

In einigen Fällen weitet sich die Symptomatik auf ein chronisches Problem aus; dann soll den Patienten mit einer gezielten Impfung – zum Beispiel Strovac – geholfen werden. Allerdings ist die Wirksamkeit dieses Impfstoffes durchaus umstritten, und überzeugende Studien zur Nachweisbarkeit der Wirkung fehlen bisher völlig.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Strovac wird als moderner Impfstoff gegen chronische Harnwegsinfekte beworben. Die Injektionslösung enthält eine Mischung unterschiedlicher Keime, die jedoch in inaktiver (also “abgetöteter”) Form in den Körper gebracht werden und dort ihren Schutz gegen Harnwegsinfekte entfalten sollen.

Zu dieser Mischung gehören Keime der Stämme Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Enterococcus faecalis. Als desinfizierender Stoff ist der Injektionsmischung außerdem Thiomersal zugesetzt.

Die Wirkweise von Strovac entspricht der einer klassischen Impfung. Harnwegsinfektionen entstehen vor allem durch aufsteigende Besiedlung der ableitenden Harnwege mit den genannten Keimen – die sich normalerweise in der Darmflora befinden.

Bei gesunden Menschen werden diese von dem Harnstrom wieder ausgespült, beim Erkrankten haften sie sich im Urogenitaltrakt an und verursachen die typischen Beschwerden einer Harnwegsentzündung. Werden die Keime jedoch in inaktivierter Form in den Körper gegeben, sollen Antikörper gebildet werden, die einen Schutz gegen diese Symptomatik bilden.

Studien zur Wirksamkeit

Auch wenn sich die Wirkweise von Strovac theoretisch erklären lässt, ist die Wirksamkeit des Impfstoffes keinesfalls gesichert; bisher liegen noch keine aussagefähigen Nutzenbelege zu diesem Präparat vor. Im Jahr 1987 wurde zwar bei 118 Patienten eine entsprechende Untersuchung durchgeführt, bei der beachtliche Erfolge zu verzeichnen waren (rund 80% der Patienten waren noch ein Jahr nach der Impfung frei von Symptomen). [1]

Allerdings ist das Konzept dieser Studie, bei der es sich um eine unkontrollierte Anwendungsbeobachtung handelt, fragwürdig und eignet sich nicht für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung. Auch eine weitere Studie, die zunächst eindrucksvoll erschien, erwies sich später als wissenschaftlich untauglich; diesmal wurden insgesamt 400 Patienten in unterschiedlichen Gruppen untersucht, wobei nur zwei von ihnen nach Ablauf eines Jahres erneut an einem Harnwegsinfekt erkrankten. [2]

Allerdings wurde hier ein ungeeignetes Untersuchungsverfahren gewählt, das sich als besonders anfällig gegenüber Verzerrungen erwies, so dass die Ergebnisse nicht eindeutig sind. Insgesamt bleibt die Studienlage also unklar und die Wirksamkeit des Impfstoffes fragwürdig.

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Anwendung

Der Impfstoff wird insgesamt dreimal im Abstand von ein bis zwei Wochen intramuskulär gespritzt. Nach einem Jahr erfolgt eine Auffrischung, um den Impfschutz aufrecht zu erhalten.

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen

Liegen bestimmte Beschwerden oder Erkrankungen vor, muss von einer Impfung abgesehen werden. Hierzu gehören vor allem akute Infektionskrankheiten, ausgenommen Erkrankungen im Urogenitaltrakt. Auch bei aktiver Tuberkulose und schweren Erkrankungen des hämatopoetischen Systems (z. B. akute Leukose, bei Gerinnungsstörungen mit Blutungsneigung), schweren Herzerkrankungen und Nierenerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen darf keine Anwendung erfolgen.

Doch auch bei gesunden Menschen kann die Behandlung mit Strovac zu diversen Nebenwirkungen führen. Neben örtlichen Reaktionen an der Einstichstelle der Spritze kann die Bakterienmischung in einigen Fällen immunallergische Reaktionen auslösen.

Fazit

Als wirksamer Impfstoff gegen chronische Harnwegsinfektionen konnte sich Strovac insgesamt nicht etablieren. Aufgrund der fragwürdigen Studienlage ist ein eindeutiger Nachweis der Wirksamkeit nicht möglich. Darüber hinaus enthält die Mischung das Desinfektionsmittel Thiomersal, das im Körper in Thiosalicylat und Ethylquecksilber gespalten wird.

Da quecksilberhaltige Verbindungen eine giftige Wirkung im Körper entfalten, ist von der Zugabe dieses Stoffes unbedingt abzusehen. [3] Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund kann der Impfstoff Strovac also nicht uneingeschränkt empfohlen werden.

Quellen:

[1] LitschgI, M.: Geburtsh. u. Frauenheilk. 1987; 47: 107-10
[2] Grischke, E.M., Rüttgers, H.: Urol. Int. 1987; 42: 338-41
[3] K. Weisser · K. Bauer · P. Volkers · B. Keller-Stanislawski: Thiomersal und Impfungen, in: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 12 (2004), 1166.

Beitragsbild: 123rf.com – Katarzyna-Bialasiewicz

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