Riechen und Schmecken sind gemeinsam eine komplexe Sinneswahrnehmung. Der erste Reiz findet beim Kontakt einer Substanz mit den Duftstoffrezeptoren in den Riechzellen statt. Diese Eiweiße in den Membranen dieser Sinneszellen sind mit sogenannten G-Proteinen verknüpft, die bei der Weiterleitung helfen (Signaltransduktion). Die Riechnerven (Nervi olfactorii) senden das Signal an den Riechkolben des Gehirns (Bulbus olfactorius). Von dort aus geht der Reiz an die Gehirn-Regionen, die unseren subjektiven Riecheindruck erzeugen.

An all diesen Strukturen können unterschiedliche Faktoren eingreifen und das Riechen beeinträchtigen. Schon an den Riechrezeptoren und den mit ihnen verbundenen G-Proteinen können Chemikalien wie Medikamente ungünstig wirksam sein. Auch die Natriumkanäle in den Membranen der Nervenzellen sind Angriffspunkt vieler Substanzen, die das Riechen stören.

Eine Riechstörung wird in der Schulmedizin Dysosmie genannt. Diese Bezeichnung steht als eine Art Oberbegriff für eine Reihe von olfaktorischen Wahrnehmungsstörungen. Diese Geruchsstörungen werden in quantitative und qualitative Geruchsstörungen eingeteilt, die wiederum ihre spezifischen Störungen beinhalten.

Die vielfältigen Ursachen der Riech- und auch Geschmacksstörungen erfordern je nach Ursache verschiedene Therapien. Ziel ist es dabei, die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln, die die Problematik ausgelöst hat. Oft müssen störende Umwelteinflüsse vermieden oder Medikamente umgestellt werden.

Abb.1: Jedes Jahr werden ca. 85.000 Menschen wegen einer Riechstörung behandelt. Bildquelle: Fotolia.com – Fisher Photostudio.

Quantitative Geruchsstörungen

Hyposmie

Hierbei handelt es sich um einen partiellen Verlust des Geruchssinns. Allerdings erleben die meisten Betroffenen diesen Verlust als einen Verlust beziehungsweise Störung des Geschmacks. Die Ursache für dieses anscheinend paradoxe Phänomen ist die Tatsache, dass große Teile des Geschmacks für uns über den Geruchssinn wahrgenommen werden.
Mögliche Ursachen für eine Hyposmie sind zum Beispiel Virusinfektionen, die eine Entzündung der Nasenschleimhäute nach sich ziehen. “Erkältungen” sind oft begleitet von Hyposmien.

Andere Ursachen können sein:

Daneben sind inzwischen zahlreiche Medikamente bekannt, für die Riechstörungen als Nebenwirkungen nachgewiesen sind. Dazu zählen Antidepressiva, ACE-Hemmer, Antihistaminika, Calciumkanal-Blocker (Dihydropyridin), Antibiotika (Tetracyclin, Aminoglykoside, Doxycyclin), das Tuberkulosemittel Pyrazinamid und das Medikament Propylthiouracil, das bei Schilddrüsen-Überfunktion verordnet wird. Das System der G-Proteine wird geschädigt durch das Kopfschmerzmittel Triptan, aber auch durch Betablocker, Cannabinoide und Opioide.

Die Funktion einiger Ionentransporter in den Membranen von Riech- und Nervenzellen wird ebenfalls durch Pharmaka gestört. Dazu zählen Calciumantagonisten wie Nifedipin und Diltiazem sowie das Epilepsie-Medikament Topiramat. Chemotherapeutika unterdrücken die Neubildung von Zellen in der Nasenschleimhaut, wie dies besonders für Methotrexat bekannt ist. Xylometazolin ist ein Mittel, das als Nasenspray angewendet die Blutgefäße der Schleimhäute verengen soll. Doch auch dieses Medikament kann das Riechen negativ beeinflussen.

Anosmie

Hier liegt ein vollständiges Fehlen des Geruchssinns vor.

Ursachen hierfür sind ebenfalls zahlreich: Es können Hirnnerven, die für den Signaltransport zum Gehirn verantwortlich sind, betroffen sein. VirusinfektionenSinusitis (chronisch und akut), Schleimhautschwellungen bei Allergien, Tumore, Nebenwirkungen von Medikamenteneinnahme, Schädel-Hirn-Trauma, Depressionenund vieles mehr können an einem totalen Riechverlust beteiligt sein. Es gibt sehr seltene Fälle, wo eine Anosmie angeboren ist.

Obwohl es sich hier nicht um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, kann eine Anosmie ein Zeichen sein für eine sich anbahnende ernsthafte Erkrankung zum Beispiel im neurologischen Bereich. Für die Betroffenen kann das Unvermögen zu riechen auch mit psychischen Belastungen verbunden sein, da sie nicht in der Lage sind, die Intensität des eigenen Körpergeruchs durch Riechen zu ermitteln. Somit sind sie unsicher, ob sie ihre Umwelt nicht doch mit einem unangenehmen Körpergeruch belästigen.

Da aber der Geruchssinn auch für das Schmecken von Speisen mit verantwortlich ist, sind Menschen mit Anosmie nur auf die fünf Geschmacksqualitäten reduziert, also süß, sauer, salzig, bitter und umami. Um hier Variationen in das eingeschränkte Geschmackserlebnis zu bekommen, kann es passieren, dass die Betroffenen vermehrt stark salzige oder fette Nahrung zu sich nehmen und somit langfristig unter einer Fehlernährung leiden.

Da das Riechen aber nicht nur mit Essen verbunden ist, sondern auch Umweltreize über das Riechen vermittelt werden, kann es in speziellen Situationen sogar potentiell gefährlich werden. Zum Beispiel sind diese Menschen so gut wie gar nicht in der Lage, verdorbene Lebensmittel zu erkennen, was gegebenenfalls eine Lebensmittelvergiftung nach sich zieht. Oder ein Brand im Haus wird erst dann erkannt, wenn man das Feuer sieht, da der Rauch für diese Menschen nicht “erriechbar” ist.

Die therapeutischen Mittel der Schulmedizin gegen eine Anosmie sind auch heute noch mehr als begrenzt. Geruchs- und Geschmacksstörungen durch grippale Infekte sind meist vorübergehender Natur und klingen ab in dem Maße wie die Virusinfektion nachlässt.

Hyperosmie

Im Gegensatz zur Anosmie oder Hyposmie kann ein Betroffener unter einer Hyperosmie überdurchschnittlich gut riechen. Grund hierfür ist eine herabgesetzte Reizschwelle für Gerüche, die die Riechempfindlichkeit überproportional erhöht.

Ursachen für eine Hyperosmie können genetisch begründet sein. Aber auch Umwelteinflüsse werden als mögliche Ursache diskutiert, obwohl hier kaum einschlägige Untersuchungen durchgeführt worden sind.

Als ziemlich sicher gilt es, dass Menschen mit einem genetisch bedingten GPX-Mangel an Hyperosmie leiden. Das Enzym GPX (Glutathion-Peroxidase) spaltet Wasserstoffperoxid, wobei andere Verbindungen, wie zum Beispiel Duftstoffe, oxidiert werden. Geschieht das in vermindertem Maße, hält der Riechreiz länger an.

Die Aktivität der GPX hängt auch von der Selen-Versorgung ab, denn das Enzym braucht das Spurenelement, um zu funktionieren. Weil Deutschland ein Selenmangelgebiet ist, kommen bei vielen Menschen entsprechende Defizite vor. Übrigens ist die eingeschränkte GPX-Aktivität auch mit einer gestörten körpereigenen Entgiftung verbunden.

Medikamente können ebenfalls eine Hyperosmie auslösen. Man vermutet zum Beispiel, dass Amphetamine zu einer Hyperosmie führen können. Zumindest gibt es Arbeiten, die dies bei Mäusen gezeigt haben.

Grund für die Annahme ist, dass bei diesen Versuchen mit Amphetaminen bei den Mäusen eine Senkung der Dopamin-Konzentrationen in den Riechkolben (Bulbus olfactorius) beobachtet wurde. Umgekehrt steigen die Dopamin-Konzentrationen bei Parkinson-Patienten mit Hyposmie, was die an Mäusen gemachte Beobachtung indirekt unterstützen würde.

Hyperosmie ist auch eins der zahlreichen Entzugssymptome nach Einnahme von Benzodiazepinen.

In der Regel normalisiert sich die Situation ohne weitere Behandlung bei einer umweltbedingten Hyperosmie. In der Vergangenheit hatte man mit Dopamin-Antagonisten (Butyrophenon oder Thioridazin) versucht, Hyperosmien zu behandeln. Dies wurde jedoch eingestellt, da die Blockierung von Dopaminrezeptoren durch diese Medikamente zu erheblichen Nebenwirkungen führte.

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Qualitative Geruchsstörungen

Phantosmie

Mit Geruchs-Phantome könnte man diesen Begriff umschreiben. Denn die Betroffenen nehmen Gerüche wahr, obwohl die damit verbundene Quelle nicht existiert.
Phantosmien treten oft nach Infektionen auf oder aber sind die Folge von Traumata. Es gibt bislang keine Erklärung für die physiologischen und molekularen Mechanismen, die zu einer solchen Sinnestäuschung führen. Dementsprechend gibt es auch keine Therapie. Eine Phantosmie kann sich aber über einen längeren Zeitraum wieder zurückbilden.

Parosmie

Eine Parosmie bezeichnet einen Riecheindruck, der sich vom allgemeinen Riecheindruck gesunder Menschen unterscheidet. Das heißt, dass Gerüche, die von Gesunden als angenehm empfunden werden, für die Betroffenen als unangenehm empfunden werden (Kakosmie).

Umgekehrt werden unangenehme Gerüche von den Betroffenen als angenehm empfunden (Euosmie). Eine weitere Variante stellt die Pseudoosmie dar. Hier werden Geruchseindrücke unter dem Einfluss von Affekten falsch interpretiert und empfunden.

Die Phantosmie zählt ebenfalls zu den Parosmie-Formen. Ursachen für die Parosmien sind Infektionen, neurologische Erkrankungen, Schädigungen des Riechapparats und/oder -epithels, Hirnschädigungen, Tumore, psychische Störungen und so weiter.

Zu den qualitativen Geruchsstörungen zählt noch die Geruchsagnosie, bei der die Betroffenen nicht in der Lage sind, die empfundenen Gerüche eindeutig zuzuordnen. Das heißt zum Beispiel, dass ein Betroffener Bier riecht, aber nicht in der Lage ist, den Geruch dem Stoff “Bier” zuzuordnen beziehungsweise das Bier durch den Geruch zu identifizieren.

Eine weitere qualitative Geruchsstörung ist die Heterosmie. Hier funktioniert zwar das Geruchsempfinden. Aber die Betroffenen können die Gerüche nicht voneinander unterscheiden.

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Geschmacksstörungen

Geschmacksstörungen werden auch Dysgeusien genannt. Auch hier gibt es eine Unterteilung in qualitative und quantitative Störungen. Zu den quantitativen Geschmacksstörungen zählen Hypergeusie (Überempfindlichkeit) und Hypogeusie (mangelhafte Empfindlichkeit) bezüglich der Geschmackswahrnehmung.

Fällt die Geschmacksempfindung vollkommen aus, dann spricht man von einer Ageusie. Die qualitativen Geschmacksstörungen zeichnen sich dadurch aus, dass hier die Wahrnehmung verändert ist (Parageusie), ähnlich wie die Geruchsagnosie bei den Geruchsstörungen.

Die Phantogeusie ist eine Geschmacksstörung, die ihre Parallele in der Phantosmie hat: Hier werden Geschmackseindrücke empfunden, obwohl es keine Quelle dafür gibt.

Die Geschmacksqualitäten (siehe weiter oben) kann man direkt mit Zitronensäure, Zuckerlösungen, Chininlösungen, Salzlösungen und Glutaminsäure austesten. Eine Nuancierung oder „Färbung“ des Geschmacks obliegt der Nase und dem Geruchssinn. Daher verändert sich der Geschmack im Falle eines Ausfalls des Riechvermögens. Jeder kennt diese Situation, wenn man erkältet ist und die Nase verstopft ist. Dann schmeckt das Essen nach nichts.

Die Ursachen für Geschmacksstörungen liegen häufig in der Schädigung von Geschmacksknospen, der peripheren Nervenbahnen, die die Reize von den Knospen ins Gehirn weiterleiten oder der Schmeckbahn im Gehirn.

Ursache der Geschmacksstörungen können auch Nebenwirkungen von Medikamenten sein. So wird die salzige Dysgeusie ausgelöst durch Carboplatin, Capopril und Amitryptilin, während für eine bittere Dysgeusie Flurazepam und Amphetamine verantwortlich sein können. Die süße Dysgeusie wird durch Fluorrouracil verursacht.

Die metallische Dysgeusie ist eine Nebenwirkung von Lidocain, Metronidazol, Cisplatin, Carbidopa, Lithium, Methotrexat, Zinksalbe und Zopicion. Die metallische Phantogeusie kann sogar die Folge einer Vitamin-D-Supplementation sein, aber auch von Ethambutol und Allopurinol. Isotrtionin kann eine saure Ageusie verursachen und Amilorid eine salzige Hypogeusie.

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Beitragsbild: 123rf.com – Iakovenko

Dieser Beitrag wurde im September 2023 erstellt und letztmalig am 11.01.2024 aktualisiert und ergänzt.

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