Drehschwindel / Schwindel wird in der Medizin als „Vertigo“ bezeichnet. Es handelt sich hier um die Empfindung eines Drehgefühls und/oder um das Gefühl einer möglichen Bewusstlosigkeit. Für den Mediziner ist der Drehschwindel eine Scheinbewegung, die zwischen dem Betroffenen und seiner Umwelt stattzufinden scheint. In diesem Beitrag beschäftige ich mich allerdings nur mitr dem “echten” Drehschwindel. Alle anderen Formen (und auch zum Weiterlesen), finden Sie in meinem Beitrag: Schwindel – Natürlich behandeln.

Neben dem Drehschwindel gibt es noch weitere „Ausgaben“ anderer Schwindelformen: Schwankschwindel, Liftschwindel, Bewegungsschwindel und ein “unsystematischer Schwindel”. Eine akute Kreislaufschwäche zeigt in der Regel ebenfalls Schwindel als akute Symptomatik.

Schwindel scheint eine nicht seltene Erscheinung zu sein. Es gibt zwar nur wenige epidemiologische Arbeiten dazu. Aber die wenigen Arbeiten, die es gibt, zeigen eine recht hohe Prävalenz der Erkrankung.

Im Jahr 1994 erschien eine Arbeit von Colledge et al. (The prevalence and characteristics of dizziness in an elderly community) bei der 1000 Probanden im Alter von 65 und mehr Jahren zum Thema Drehschwindel gefragt wurden. Von den auswertbaren Daten (90 Prozent) gaben 30 Prozent Schwindelattacken an. 27 Prozent der Befragten gaben an, mehr als einmal im Monat an Schwindel zu leiden. Und bei 37 Prozent dauerten diese Attacken mehr als 1 Minute. Der Schwindel wurde in der Regel durch die Veränderung der Körperhaltung provoziert, sowie durch Bewegungen von Kopf und Nacken.

Mit zunehmenden Alter nahm auch die Prävalenz von Schwindel zu. Vorausgegangene Erkrankungen, wie Angina und Herzinfarkt, erhöhten die Wahrscheinlichkeit von Schwindel. Antihypertensive Behandlungen zeigten ebenfalls eine erhöhte Schwindelbereitschaft. Andere Erkrankungen, wie Diabetes oder Schlaganfälle, zeigten keinen Zusammenhang.

Bei einer Befragung in London ermittelten Yardley et al. eine Prävalenz von fast 25 Prozent der Bevölkerung mit Symptomen von Vertigo (Patterns of presentations of dizziness in primary care–a cross-sectional cluster analysis study).

Eine Studie von Sandholzer et al. (https://ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3194022/) zeigte, dass von über 8800 Patienten 169 Patienten (2 Prozent) wegen Vertigo sich in Behandlung begeben hatten. Das Alter dieser Patienten lag zwischen 15 und 64 Jahren.

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Mögliche Ursachen

Physiologisch gesehen ist Schwindel im wahrsten Sinne des Wortes ein “Schwindel” (= Betrug) der Wahrnehmungsorgane.

Denn die Entstehung von Schwindel beruht auf irritierenden, nicht konformen Information von Augen, Gleichgewichtsorganen im Innenohr und peripheren Rezeptoren in der Muskulatur und den Gelenken.

Der “Betrug” durch das Innenohr scheint hier die bedeutendste Rolle zu spielen. Seine Gleichgewichtsorgane registrieren Drehbeschleunigungen und linear verlaufende Beschleunigungen. Sie sind außerdem eng mit Reflexen (nicht Reaktionsfähigkeit eines Menschen) verbunden.

Lineare Beschleunigungen werden im sogenannten “Labyrinth” registriert. Dieses Labyrinth hat eine 3-dimensionale Ausrichtung von Bogengängen, so dass in allen drei Ebenen Beschleunigungen erfasst werden können. In den Bogengängen des Labyrinth befindet sich eine Flüssigkeit, das Endolymph und an Rezeptoren gebundene Sinneshaare, die in eine durch Kristallkörnchen beschwerte Matrix eingebunden sind. Im Falle einer Beschleunigung bleibt diese aufgrund des Trägheitsprinzips zurück und bewirkt somit die Bewegungen der Sinneshaare, die den Impuls an die Rezeptoren weitergeben.

Drehbeschleunigungen werden von den Sinneshaaren aller 3 Bogengänge gleichzeitig registriert. Bei einer länger anhaltenden Drehbewegung wird nach und nach auch die Lymphflüssigkeit mit in Bewegung versetzt. Wenn sich dann die Bogengänge und Lymphe gleich schnell bewegen, dann verliert sich der Reiz und es kommt zu einer Art „Gewöhnung“. Hört dann die Drehbewegung auf, dann rotiert die Lymphflüssigkeit weiter, was den Eindruck einer entgegengesetzt erfolgenden Drehbeschleunigung führt. Auch hier kommt es zu einer nicht konformen Information zwischen Innenohr und Auge zum Beispiel. Denn das Auge meldet keine Bewegung, während das Innenohr das genaue Gegenteil vermittelt.

Die Folge sind “Schwindel”, Desorientierung, Verwirrung und so weiter. Man kennt solche Zustände, die glücklicherweise nur sehr kurz anhalten, von einschlägigen Spielen, wo der Betroffene anfänglich wie betrunken durch die Gegend taumelt.

Kommt die Lymphflüssigkeit im Innenohr auch zur Ruhe, und das erfolgt ziemlich rasch, dann sind die Informationen von Auge und Innenohr wieder miteinander vergleichbar, und der Schwindel hört auf.

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Vertigo kann somit eine Reihe von Ursachen haben.

Es können betroffen sein:

  • Das Innenohr und der Gleichgewichtsnerv,
  • Probleme mit Großhirn, Kleinhirn und/oder Hirnstamm.

Der Schwindel, der aufgrund von Problemen aus diesem Komplex herrührt, wird auch vestibulärer Schwindel genannt.
Nicht-vestibulärer Schwindel hat eine Reihe von anderen Ursachen, wie Hypotonie, die bis hin zu Ohnmachtsanfällen führen kann.

Weitere Ursachen hier sind HerzrhythmusstörungenNackenprobleme (z.B. Blockaden von Halswirbeln aufgrund eines Schleudertraumas), Epilepsie und noch ein paar weitere Möglichkeiten.

Eine weitere, nicht zu vernachlässigende Ursache scheinen psychische Erkrankungen zu sein. Laut Eckhardt-Henn et al. (Anxiety disorders and other psychiatricsubgroups in patients complaining of dizziness) sind psychische Erkrankungen zu 20 bis 50 Prozent an Vertigo beteiligt. Hier kann der Schwindel Ursache und Folge der psychischen Verfassung sein, oft beides gleichzeitig. Erkrankungen, bei denen sehr oft ein Drehschwindel mit im Spiel ist, sind DepressionenAngstzustände, somatoforme Störungen etc.

Diagnose

Zumeist benötigt eine eindeutige Abklärung für die Ursachen von Vertigo die Untersuchung von verschiedenen Ärzten. Neben dem Hausarzt kommen HNO, orthopädische und neurologische Ärzte in Betracht. In Einzelfällen ist eine Bewertung durch Kardiologen und/oder Psychiater notwendig.

Zur Diagnose gehört (nach Lehrbuch) immer eine gründliche Anamnese (Krankengeschichte) und Körperliche Untersuchungen, wie:

  • Blutdruck,
  • Puls und möglicherweise auch ein EKG
  • Untersuchung der Augenbewegungen auf Nystagmus
  • Prüfung von Gehör und Gleichgewicht (siehe auch Gehörschwäche)
  • Prüfung der Koordinationsfähigkeit
  • Unterberger-Tretversuch (neurologischer Test zur Überprüfung von Reflexbahnen zwischen den Gleichgewichtszentren im Gehirn und im Rückenmark)
  • Romberg-Test (neurologischer Test zur Feststellung von Störungen des Gleichgewichtssinnes)
    Hirnstammaudiometrie

Je nach Untersuchungsergebnis kommen noch Zusatzuntersuchungen in Frage:

  • Elektronystagmographie
  • Computertomographie oder Magnetresonanztomographie
  • Doppler-Sonographie
  • EEG und vermutlich noch einige Apparate, von denen ich noch nicht einmal eine Ahnung habe.

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Therapie

Als Therapiemöglichkeiten bieten sich verschiedene Massnahmen an, die abhängig von der gefunden Ursache sind.

Hier nur zwei Beispiel: Zum einen kennt die Physiotherapie Übungen mit raschem Abliegen seitwärts aus dem Sitzen heraus und ebenso raschem wieder sich Aufrichten, um das Gleichgewichtssystem maximal zu fordern, wodurch es sich langsam an die neuen Verhältnisse im Innenohr anpasst. Etwa 70% der Patienten werden dadurch wieder schwindelfrei.

Die anderen verspüren bei raschen Kopfbewegungen leichten Schwindel. In nur sehr seltenen und schweren Fällen muss abgeklärt werden, ob eventuell eine Operation nötig ist.

Und dann gibt es noch eine ganze Batterie von Medikamenten die verordnet werden können – sowhol aus der Kategorie “Schulmedizin”, als auch aus dem bereich der Naturheilkunde. Beliebt sind vor allem auch pflanzliche Mittel, die die Durchblutung des Innenohres fördern sollen, wie zum Beispiel Geriaforce von Dr. A. Vogel.

Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

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