Die getrockneten und zerkleinerten unterirdischen Pflanzenteile (Wurzelstock, Rhizome) des Echten Baldrians (lat. Valeriana officinalis) stellen eines der ältesten Heilmittel der Volksmedizin dar.

Die Anwendungsgeschichte lässt sich bis 800 n. Chr. zurückverfolgen. Die mehrjährige, krautige Pflanze ist hauptsächlich in den Waldregionen Europas, Asiens, Nordamerikas und in den südamerikanischen Tropen (eingebürgert) verbreitet und findet auch Verwendung als anspruchslose, da standorttolerante Zierpflanze. Die Stauden brauchen allerdings einen feuchten Boden.

Die Wuchshöhe beträgt 50 – 100 cm, die doldenartigen Blütenstände des medizinisch verwendeten Echten Baldrians sind weiß bis rosa. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September, während die medizinisch verwertbare Wurzel, welche einen charakteristischen Geruch aufweist, im September und Oktober geerntet wird.

Wirksame Inhaltsstoffe des Baldrians

Alle Baldrian-Arten enthalten Alkaloide, ätherische Öle sowie Isovaleriansäure und Valerensäure, die muskelrelaxierend wirken. Daneben kommen in der Heilpflanze viele Antioxidantien vor. Besonders wichtig sind hier die Radikalfänger Linarin und Hesperidin.

So wirkt Baldrian

Linarin und Hesperidin entfalten daneben einen schlafanstoßenden und tonisierenden Effekt (Sedative and sleep-enhancing properties of linarin, a flavonoid-isolated from Valeriana officinalis).

Die Valerensäure des Baldrians reduziert den Abbau des Neurotransmitters GABA (Gamma-Aminobuttersäure). Einen ähnlichen Effekt zeitigen wie Benzodiazepine (z. B. Valium), die aber erhebliche Nebenwirkungen wie ein hohes Suchtpotenzial haben, das  Baldrian fehlt.

GABA dämpft die Reizweiterleitung und trägt somit zur Beruhigung bei. Forschungen zufolge harmonisiert die Wirkstoffkombination der Heilpflanze die Aktivität der Amygdala (Valerenic Acid Protects Against Physical and Psychological Stress by Reducing the Turnover of Serotonin and Norepinephrine in Mouse Hippocampus-Amygdala Region).

Dieses Nervenzentrum im Gehirn steuert maßgeblich Emotionen, wozu auch die Angstwahrnehmung zählt. Im Tierversuch konnte Baldrianextrakt die Serotoninkonzentration erhöhen (Valeriana officinalis root extract suppresses physical stress by electric shock and psychological stress by nociceptive stimulation-evoked responses by decreasing the ratio of monoamine neurotransmitters to their metabolite).

Dieser Neurotransmitter fördert positive Empfindungen. Studien deuten auch darauf hin, dass Isovaleriansäure eine entkrampfende Wirkung auf die Muskulatur ausübt (Could valerian have been the first anticonvulsant?).

Anwendung und Nebenwirkungen

Nach entsprechender Aufbereitung entfalten die Extrakte der Wurzel ihre sedative Wirkung, die bei der Heilung von

zur Anwendung kommen.

Entgegen landläufiger Meinung macht Baldrian nicht müde, sondern entspannt lediglich. Aufgrund seines hohen Wirkungsgrades und der Nebenwirkungsarmut ist Baldrian chemischen Schlafmitteln dennoch vorzuziehen.

Bei zu hoher Dosierung über einen längeren Zeitraum hinweg können allerdings Kopfschmerzen, Muskelzittern und Magenbeschwerden und Darmbeschwerden auftreten.

Ein plötzliches Absetzen kann sich in Schlafstörungen äußern und ist daher nicht zu empfehlen. Auch ist zu beachten, dass das Reaktionsvermögen nach der Einnahme beeinträchtigt sein kann. Von der zeitnahen Teilnahme am Straßenverkehr ist daher abzusehen.

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Wie sie Baldrian anwenden können

Die verbreitetsten Darreichungsformen sind Fertigpräparate wie

  • Tropfen (alkoholhaltig!)
  • Tabletten
  • Dragees

Die wirksame Menge beträgt 350 – 900 mg Trockenextrakt, der eine halbe bis zwei Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen wird.

Die Einnahme ist aber auch als Tee möglich, wobei ein Teelöffel (ca. 3 g) der getrockneten Wurzel mit 150 ml Wasser überbrüht werden sollte. Etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte der abgeseihte Tee getrunken werden, damit sich seine einschlaffördernde Wirkung voll entfalten kann.

Um eine optimale Wirksamkeit zu erreichen, wird empfohlen, die Anwendung für mindestens 14 Tage beizubehalten. Um einem Gewöhnungseffekt entgegenzuwirken, sollte der Konsum aber nach spätestens vier Wochen schrittweise reduziert und dann wieder eingestellt werden.

Zu der Einnahme in der Schwangerschaft gibt es bislang leider keine gesicherten Erkenntnisse, weswegen vorsorglich davon abgeraten wird. Dasselbe gilt für Kinder, die jünger als drei Jahre alt sind.

Nebenwirkungen sind außerordentlich selten und treten meistens nur bei sehr hohen Dosierungen auf. Dann kann es zu Kreislaufproblemen, Kopf- und Magenschmerzen kommen. Oberhalb einer Dosis von 900 mg kann sich ein Hang-Over-Effekt bemerkbar machen. Die intellektuellen Fähigkeiten schränkt Baldrian nicht ein. Trotzdem kann die noch vorhandene Tiefenentspannung Probleme beim Autofahren oder der Maschinenbedienung verursachen.

Die gemeinsame Einnahme von Baldrian und Johanniskraut oder Medikamenten, die den GABA-Spiegel erhöhen, sollte unterlassen werden. Menschen mit Leberschwäche sollten Baldrian vorsichtshalber nicht anwenden.

Wer Nebenwirkungen gänzlich ausschließen will, kann 100 g Baldrian, in zwei Litern Wasser gekocht und abgeseiht, nach viertelstündigem Ziehen als beruhigenden Badewasserzusatz verwenden.

Studien belegen Wirkprinzip des Baldrians

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Christa Müller vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Bonn hat 2002 nach jahrelanger Forschung die schlaffördernde Wirkung wässrig-alkoholischer Baldrianextrakte chemisch fundiert.

Baldrian enthält nach Ergebnissen dieser Studie ein hydrophiles Lignan, welches sich an den Adenosin-1-Rezeptor des Gehirns anbindet. Dieser Rezeptor gilt als eines der wichtigsten Steuerelemente des Schlaf-Wach-Rhythmus und bindet, bekanntermaßen mit gegenteiliger Wirkung, auch das Koffein.

Eine Studie mit 24 Teilnehmern konnte die angstlösende Wirkung einer Kombination aus Baldrian und Melisse belegen. Dazu reichte eine Tagesdosis von 600 mg. Eine Dosis von 1.800 mg täglich wirkte allerdings gegenteilig (paradoxe Wirkung: Anxiolytic effects of a combination of Melissa officinalis and Valeriana officinalis during laboratory induced stress). Auch im Tierversuch mit Ratten, die einem Labyrinth entkommen mussten, zeigte sich der angstbefreiende Effekt von Baldiran (Valeriana officinalis root extracts have potent anxiolytic effects in laboratory rats).

Nach einem Versuch mit 27 Teilnehmern berichtete die Mehrheit von einem besseren Schlaf durch standardisierten Baldrianextrakt (Double blind study of a valerian preparation).

Eine Studie weist auf die schlafanstoßende Wirkung von Baldrian bei Kindern hin, die an Entwicklungsverzögerungen litten (Effect of valerian, Valeriana edulis, on sleep difficulties in children with intellectual deficits: randomised trial). Eine weitere Studie mit Kindern belegt, dass Baldrian nicht nur bei Erwachsenen wirkt (A combination of valerian and lemon balm is effective in the treatment of restlessness and dyssomnia in children).

16 Menschen waren an einer Studie beteiligt, die eine verbesserte Schlafstruktur durch Baldrianeinnahme festgestellt hat (Critical evaluation of the effect of valerian extract on sleep structure and sleep quality). Besonders die wichtigen Tiefschlafphasen verlängerten sich.

Eine Forschungsarbeit mit 19 Patienten zeigte, dass Baldrian die Entzugserscheinungen nach dem Absetzen von Benzodiazepinen lindern kann (Can valerian improve the sleep of insomniacs after benzodiazepine withdrawal?).

In einer Studie konnten Wissenschaftler zeigen, dass Baldrian neuroprotektive Effekte hat.  Oxidative Schädigungen und Entzündungsmediatoren konnten durch die Anwendung reduziert werden. Profitieren könnten davon Patienten mit Morbus Parkinson (Neuroprotective effect of Valeriana wallichii rhizome extract against the neurotoxin MPTP in C57BL/6 mice).

Eine achtwöchige Studie verglich die Wirkung von 800 mg Baldrianextrakt täglich mit einem Placebo bei Patienten mit dem Restless-Legs-Syndrom. Die Teilnehmer konnten besser schlafen und waren tagsüber fitter (Does valerian improve sleepiness and symptom severity in people with restless legs syndrome?).

Frauenleiden wie das Prämenstruelle Syndrom (PMS: The effect of Valerian root extract on the severity of pre menstrual syndrome symptoms) und andere Menstruationsbeschwerden (Effects of valerian on the severity and systemic manifestations of dysmenorrhea) könnten mit Baldrian ebenfalls unterstützend behandelt werden.

Trotz dieser positiven Studienergebnisse soll nicht unterschlagen werden, dass einige Forscher die Effektivität von Baldrian bezweifeln bzw. für nicht bewiesen halten (A systematic review of valerian as a sleep aid: safe but not effective).

Besser Schlafen

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Beitragsbild: 123rf.com – PAPAN-SAENKUTRUEANG

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 24.03.2023 aktualisiert und ergänzt.

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