Medikamente

Sind Triptane gegen Migräne gefährlich? Nebenwirkungen & Abhängigkeit inklusive?

Triptane sind Substanzen, die auf der Substanz Tryptamin beruhen beziehungsweise sich von dieser ableiten.

Serotonin und Melatonin zum Beispiel sind ebenfalls Derivate von Tryptamin. Im Gegensatz zu ihren natürlichen „Vettern“ kommen Triptane nicht natürlich vor und haben nur eine „positive“ Wirkung: Sie werden bei der Akutbehandlung von Migräne und Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt.

Sie haben jedoch keine prophylaktische Wirksamkeit und sind auch nicht in der Lage, Migräne zu „heilen“.

Die Wirkung der Triptane beruht auf der strukturellen Verwandtschaft zu Serotonin. Sie wirken als Agonisten von spezifischen Serotonin-Rezeptoren, die in den Blutgefäßen des Schädels lokalisiert sind und bei Aktivierung diese verengen. Die Folge ist weiter, dass entzündungsfördernde Neuropeptide blockiert werden beziehungsweise deren Freisetzung unterbunden wird.

Es gibt mittlerweile mehr und mehr Hinweise, dass Triptane die Serotonin-Rezeptoren in den Nervenenden als auch in den Blutgefäßen blockieren. Dadurch kommt es zu einer eingeschränkten Freisetzung bestimmter Peptide, wie zum Beispiel Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) und Substanz P. Beide Substanzen haben eine stark gefäßerweiternde Wirkung.

Diese Charakterisierung liest sich wie die Formel für eine erfolgreiche Akutbehandlung für alle Betroffenen mit Migräne. In der Praxis jedoch haben sich die Triptane nicht für alle als „segensreich“ erwiesen.

Es gibt momentan etwa sieben verschiedene Triptane, alle bis auf eine Ausnahme verschreibungspflichtig, die aber nur bei etwas mehr als 50 Prozent der Betroffenen wirksam sind. Das heißt aber nicht, dass ein Migränepatient, bei dem die Medikation versagt hat, auch keinen Erfolg bei einem der anderen sechs Derivate hat.

Hier ist dann „Ausprobieren“ gefragt. Das klingt wenig wissenschaftlich. Aber es gibt auch keine wissenschaftlichen Erklärungen, warum bei diesem Patienten Triptan A versagt, Triptan B jedoch Wirkung zeigt, bei einem anderen Patienten dagegen sich der Sachverhalt genau anders herum verhält.

Die Liste der Nebenwirkungen für Triptane ist lang und beeindruckend. Wechselwirkungen mit anderen Substanzen können fatal enden. Und die Kontraindikationen für die Gabe von Triptanen betrifft eine signifikante Anzahl an Patienten: Koronare Herzkrankheit, Hypertonie und Gefäßerkrankungen.

Eine paradoxe „Nebenwirkung“ der Triptane sind substanzbedingte Kopfschmerzen. Das heißt mit anderen Worten, dass die häufige Einnahme der Triptane zwar initial mit einem Abklingen der Kopfschmerzen einhergeht, aber bei zu häufiger Einnahme das auslöst, wogegen sie eigentlich wirken sollen: Sie erzeugen Kopfschmerzen.

Die Schmerzklinik Kiel (schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/vorbeugung/) sieht hier einen „Grenzwert“ von 10 Tagen im Monat, in denen die Patienten mit Triptanen akut ihre Migräneattacken behandeln können, ohne dass sie Gefahr laufen, einen substanzinduzierten Kopfschmerz zu bekommen, einen sogenannten MÜK (Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz).

Die restlichen 20 Tage sollten medikationsfrei bleiben. Bei einer hohen Anfallshäufigkeit würde dies für den Patienten bedeuten, dass für ihn nur eine Prophylaxe in Frage kommt. Andernfalls wird er sich mit der vermehrten Einnahme der Migräne-Medikation selbst in einen MÜK „therapieren“.

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Das erste klinisch eingesetzte Triptan war das Sumatriptan, das im Dezember 1992 in den USA von der FDA zugelassen worden war. Die Einführung von Triptanen in die Akutbehandlung von Migräne gilt heute noch als ein Fortschritt. Denn die bis dahin üblichen Schmerzmittel, wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, nichtsteroidalen Antirheumatika etc., hatten ein noch schlechteres Wirkprofil bei Migräne.

Eine neuere Metaanalyse untersuchte die damals wie heute eingesetzten Substanzen auf ihre Wirksamkeit bei Migräne: Triptans in the Acute Treatment of Migraine: A Systematic Review and Network Meta-Analysis. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Triptane besser wirken als andere Schmerzmittel, in der Kombination mit diesen einen leicht besseren Effekt haben können als Triptane alleine eingenommen.

Dies täuscht jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass auch Triptane keine ursächliche Behandlung sein können, da sie erstens nicht für die Prophylaxe geeignet sind, zweitens bei fast der Hälfte der Betroffenen unwirksam sind und drittens ein nicht vorhersagbares Wirkschema haben, wenn man vergleichbare Derivate zum Einsatz bringt.

Das heißt, dass man auch hier mal wieder schulmedizinisch im Trüben fischt und nur die Symptome versucht einigermaßen gut zu verwalten.

Eine interessante italienische Arbeit versucht hier etwas Licht ins Trübe zu bringen: Evidences of Reduced Antioxidant Activity in Patients With Chronic Migraine and Medication-Overuse Headache. 

Die Autoren dieser Arbeit vermuten, dass bei der Erkrankung, wie so häufig, Probleme im zellulären Bereich vorliegen. In diesem Fall sprechen sie von einem gestörten oxidativen Metabolismus in den Mitochondrien. Sollte diese Hypothese berechtigt sein, dann müssten bei gesunden und erkrankten Patienten Unterschiede in der Häufigkeit von Parametern zu beobachten sein, die auf oxidativen Stress hindeuten.

Also luden die Autoren 33 Patienten mit Migräne und chronischer Medikamentenüberdosierung und 33 gesunde Probanden ohne Kopfschmerzen ein, an dieser Studie teilzunehmen. Bei allen Teilnehmern wurden Blutproben entnommen und dort eine Reihe von Parametern für oxidativen Stress beziehungsweise für das anti-oxidative Potential gemessen.

Die Werte wurden dann verglichen mit den Werten von gesunden Teilnehmern und mit Teilnehmern, die auf Triptane beziehungsweise auf nichtsteroidale Antirheumatika eingestellt waren.

Ergebnis: Das anti-oxidative Potential war bei Migränepatienten und Patienten mit Medikamentenüberdosierung signifikant geringer als bei den Teilnehmern ohne Migräne und ohne Medikamenteneinnahme. Es zeigten sich dabei keine Unterschiede zwischen Triptan und nichtsteroidalen Antirheumatika.

Fazit: Diese Arbeit „beweist“ leider noch nicht, dass Migräne und MÜK ihre Ursache in einer gestörten Balance zwischen oxidativen und anti-oxidativen Vorgängen in der Zelle haben. Denn es ist auch denkbar, dass das reduzierte anti-oxidative Potential als Reaktion auf Migräne und Medikamentenüberdosierung erst hervorgerufen wird.

Aber die Tatsache allein, dass hier Störungen des anti-oxidativen Potentials vorliegen, könnte ein Fingerzeig sein, wie man zumindest in der Prophylaxe durch die Substitution von anti-oxidativen Substanzen einen Schritt weiter kommt, ohne dabei permanent auf chemische Substanzen zurückgreifen zu müssen.

Eine Arbeit, die diese Hypothese unterstützt, gibt es bereits dazu: Non-pharmacological approach to migraine prophylaxis: part II. Anti-oxidativ wirksame Substanzen hält die Natur im umfangreichen Maße zur Verfügung. Eine Reihe von Vitaminen gehören dazu. Vitamin E und C, aber auch Melatonin, Glutathion, Ergothionein und viele andere Substanzen sind wirksame Antioxidantien, die nicht alle, aber in der Regel über eine gesunde und ausgeglichene Nahrung dem Körper zugeführt werden müssen.

Fazit

Triptane und der damit verbundene Fortschritt in der Akutbehandlung von Migräneanfällen ist selbstverständlich für die betroffenen Patienten ein „Akut-Segen“.

Unter dem Strich haben wir es jedoch hier (wieder einmal) mit einer rein symptomatischen Behandlung zu tun, die sogar ein paradoxes Ende provozieren kann: Statt Kopfschmerzen weg durch die Medikation bekommt der Patient einen MÜK durch die reichhaltige Einnahme von Triptanen.

Bei solchen „lauwarmen“ therapeutischen Vorgehensweisen empfiehlt sich nicht nur eine Prophylaxe, sondern eine Suche nach natürlichen Lösungen für Prophylaxe und Akuttherapie. Der erste Schritt wäre nach der Suche nach Antioxidantien, die die Anfallshäufigkeit und -stärke mildern. Inzwischen gibt es einige Berichte aus der Homöopathie, die vielversprechende Ergebnisse gezeigt haben.

When conventional treatment is not enough: a case of migraine without aura responding to homeopathy.

Homeopathic treatment of migraine in children: results of a prospective, multicenter, observational study.

Homeopathic treatment of patients with migraine: a prospective observational study with a 2-year follow-up period.

Beitragsbild: 123rf.com – Katarzyna-Bialasiewicz

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