Nahezu jedes Gesundheitsportal, welches sich über Bluthochdruck auslässt, versäumt es nicht, eingangs dessen Gefährlichkeit mit entsprechend drastischen Bildern zu „erklären“. Das erklärt zwar weder Ursache noch kausale Therapie, sorgt aber potenziell für einen erhöhten Blutdruck beim Leser.

Thematisiert werden in der Regel dann noch alle möglichen Grenzwerte, deren Überprüfung der Leser an sich ihm Sitzen durchzuführen hat, mit der Blutdruckmanschette vorzugsweise am linken Arm. Mehr oder weniger stillschweigend wird angenommen, dass der Blutdruck im Liegen niedriger ist als im Sitzen und im Stehen mit der Begründung, dass besonders beim Schlaf der Parasympathikus und seine blutdrucksenkende Wirkung ausschlaggebend sind.

Wäre es dennoch vorstellbar, dass der Blutdruck im Liegen deutlich höher ausfällt als im Sitzen oder im Stehen? Wenn ja, handelt es sich hier um eine Rarität, die auf Vorerkrankungen des Herzens fußt?

Eine erste Antwort gibt die „Cardio Praxis“ aus dem Jahr 2019.[1] Der Autor kann hier berichten, dass „pathologisch erhöhte“ Blutdruckwerte im Liegen nicht normal seien. Aber die Ursache hierfür sei unklar.

Das ist also nicht das erste Mal, wo die medizinischen Koryphäen keine Erklärung für die Ursache haben, ähnlich wie bei der „essenziellen“ Hypertonie, wo das Wort „essenziell“ eine schöne Umschreibung für „Ursache unklar“ ist. Des Weiteren führt er dann aus, dass unter Umständen eine Behandlung mit Betablockern[2] [3] für diesen Effekt verantwortlich gemacht werden kann. Handelt es sich hier um eine weitere Nebenwirkung der Betablocker? Diesen Zusammenhang lese ich zum ersten Mal!

Hohe Blutdruckwerte im Liegen weniger selten als gedacht

Im Jahr 2007 erschien in der Türkei eine wissenschaftliche Untersuchung über den Effekt verschiedener Körperlagerungen auf den Blutdruck.[4]

Teilnehmer waren 157 gesunde junge Studenten. Im Verlauf der Studie wurden bei ihnen Blutdrücke in vier Positionen gemessen: Im Sitzen (linker Arm), im Stehen und im Liegen in Rückenlage, einmal mit ausgestreckten Beinen und dann mit übereinander geschlagenen Beinen.

Das Ergebnis zeigte, dass in stehender Position der Blutdruck im Vergleich zum Sitzen deutlich abfiel. Das Gleiche gilt auch für die Rückenlage im Vergleich zur stehenden Position, wobei die Haltung der Beine im Liegen (gestreckt oder überkreuzt) ohne Bedeutung war. Die Unterschiede der systolischen Blutdrücke war statistisch hoch signifikant, die der diastolischen Drücke dagegen nicht.

Schlussfolgerung der Autoren: Bei der Blutdruckmessung muss die Position des Patienten berücksichtigt werden. Daher sollten Blutdruckmessungen im Sitzen erfolgen.

Meine Schlussfolgerung: Wie es aussieht, gibt es keinen Grund für die sonst übliche Annahme, dass im Liegen der Blutdruck abfallen sollte, bzw. dass eine Blutdrucksteigerung in jedem Fall ein Anzeichen auf eine Störung ist. Denn bei der vorliegenden Teilnehmergruppe handelte es sich um junge und gesunde Studenten. Bedenklich wird es natürlich dann, wenn der Blutdruckanstieg im Liegen auf deutlich erhöhte Werte hinausläuft.

Im Jahr 2011 erschien eine italienische Studie, die die Blutdruckunterschiede bei folgenden Positionen untersucht hatte: Rückenlage, Fowler-Position und im Sitzen.[5] In dieser Studie arbeiteten die Autoren mit 250 Hypertonikern, deren Durchschnittsalter bei 66,3 Jahren lag.

Auch hier sahen die Autoren signifikant höhere systolische Blutdruckwerte in der Rückenlage im Vergleich zur Fowler-Position[6] und Stehen. Von daher empfehlen die Autoren die Fowler-Position als Alternative zum Sitzen bei der Blutdruckmessung in der klinischen Praxis. Ansonsten stellten die Autoren eine große Variabilität bei den Messergebnissen fest, unabhängig von der Position, in der die Werte ermittelt wurden.

Meine Schlussfolgerung hier: Auch bei den „alten Kranken“ zeigt sich ein ähnlicher Effekt wie bei den gesunden Jungen.

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Ursache unbekannt – was tun?

Anscheinend haben wir es hier mit einem Phänomen zu tun, welches gar nicht so selten ist, aber umso seltener diskutiert wird. Warum das?

Meine „ketzerische“ Vermutung wäre: Dies wäre ein weiteres Thema, wo die Schulmedizin nicht weiß, womit sie es zu tun hat. Und vor allem ein Thema, bei dem es weder Therapien noch Medikamente gibt. Denn das Medikament gegen „Hochdruck im Liegen“ muss noch erfunden werden.

Aber – es geht auch anders, wie die „American Heart Association“ belegt. Denn die hatte zu diesem Thema eine Studie unternommen.[7]

Die Autoren stellen eingangs fest:

„Bei etwa der Hälfte der Menschen mit autonomer Insuffizienz, einer chronischen degenerativen Erkrankung, die den Teil des Nervensystems beeinträchtigt, der unwillkürliche Funktionen wie Blutdruck und Herzfrequenz reguliert, liegt ein Bluthochdruck vor. Ein über Nacht erhöhter Blutdruck wird mit Schäden an Herz und Nieren in Verbindung gebracht. Er kann auch die Urinproduktion erhöhen, was einen Zustand verschlimmern kann, bei dem der Blutdruck einer Person beim Aufstehen schnell abfällt, z. B. beim morgendlichen Aufstehen aus dem Bett.“

Die Autoren untersuchten zehn Patienten mit autonomer Insuffizienz und Hochdruck in Rückenlage bei einem Durchschnittsalter der Teilnehmer von 76 Jahren. Der systolische Blutdruck betrug durchschnittlich 168 mmHg.

Die Teilnehmer erhielten in der ersten Nacht ein medizinisches Heizkissen bei 37 Grad und ein unbeheiztes Heizkissen in der zweiten Nacht. Der Blutdruck in Rückenlage wurde jede zwei Stunden von 8:00 Uhr abends bis 8:00 Uhr am folgenden Morgen gemessen. Die Wärme-Therapie wurde von 10:00 Uhr abends bis 6:00 Uhr morgens eingesetzt.

Die Forscher fanden heraus, dass eine Wärmetherapie während des Schlafs den systolischen Blutdruck senkte, wobei die maximale Senkung nach vier Stunden Wärmebehandlung 30 mm Hg betrug. Obwohl der systolische Blutdruck in der Nacht gesenkt wurde, führte die Wärmetherapie nicht zu einer Verringerung der nächtlichen Urinproduktion oder zu einem plötzlichen Abfall des Blutdrucks am Morgen.

Der Grund für diesen Effekt wurde von den Autoren wie folgt erklärt: Die Auswirkung der Wärme verringert den Blutdruck durch die Verlagerung des Blutes in die Hautgefäße, was zu einem verringerten peripheren Widerstand führt.

Fazit der Autoren:

„Die Anwendung einer lokalen, kontrollierten Wärmetherapie könnte ein neuartiger und einfacher Ansatz zur medikamentenfreien Behandlung des Bluthochdrucks in Rückenlage bei diesen Patienten sein; es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit dieses Ansatzes zu bewerten.“

Die Autoren sind sich allerdings bewusst, dass diese Studie einige Schwächen aufweist, wie zum Beispiel die sehr geringe Zahl der Teilnehmer und der Fokus auf primäre Formen der autonomen Insuffizienz, bei der es sich um eine seltene Erkrankung handelt.

Meine Einschätzung: Es wäre interessant, dieses Experiment im größeren Rahmen mit Patienten durchzuführen, bei denen ein Hochdruck in Ruhe bzw. des Nachts auftritt, ohne dass sie an dieser speziellen Erkrankung leiden.

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Quellen:

Dieser Beitrag wurde am 26.06.2023 erstellt.

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