Medikamente

Medikamente Nebenwirkungen – Die Guten, die Bösen und die Tödlichen…

Ich weiß: die Überschrift ist plakativ und provozierend. Die Guten, die Bösen und die Tödlichen.

Dabei kann jede Substanz (in falschen Dosierungen eingenommen) tödlich wirken. Und die Sache mit gut und böse ist auch sehr relativ.

Es kommt meistens darauf an, nämlich bei welchen Beschwerden was gegeben werden soll.

Ich schreibe hier über häufig verwendete Medikamente und zwar über Medikamente: die sowohl Ärzte verordnen, aber auch über Mittel, die ich selbst häufiger verordne und empfehle oder die sich die Patienten selbst verordnen – die sog. freiverkäuflichen Arzneimittel.

Einzelne Präparate und Wirkstoffgruppen finden Sie vor allem in der Übersicht in der Übersicht auf der linken Seite.

In dem folgenden “Grundsatzbeitrag” möchte ich auf einige Dinge eingehen, die mir im Bereich der “pharmakologischen Therapie” (Therapie mit Medikamenten) gewaltig (ich nenne es mal) “aufstossen”.

Dies betrifft vor allem die Therapie mit den Medikamenten, die die meisten als “Schulmedizin” bezeichnen. Und da gibt es eine ganze Menge Punkte, von denen ich nur sagen kann: In Deutschland läuft da so einiges völlig schief – sehr schief.

Erster Punkt:

Die wenigsten neu zugelassenen Arzneimittel bringen Fortschritt

Obwohl jedes Jahr unzählige neue Medikamente den Markt überschwemmen, geht die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft davon aus, dass lediglich 10 bis 30 Prozent besser sind als bereits etablierte Präparate.

Dennoch war es bisher den Pharmaunternehmen selbst überlassen, die Preise für neue Medikamente zu bestimmen.

Alte und gefährliche Medikamente werden weiter verschrieben

Laut dem Journal of Clinical Hypertension (Journal of Clinical Hypertension, 2012; doi: 10.1111/j.1751-7176.2012.00651.x) wird nach Bekanntwerden der Gefährlichkeit eines Medikaments „munter“ weiter verschrieben, obwohl sogar die Behörden entsprechende Warnhinweise ausgegeben haben.

Erst wenn der Hersteller des Medikaments selbst die Ärzte über den Sachverhalt informiert, meist über seine Pharmareferenten, suchen diese nach Alternativen in der medikamentösen Behandlung. Diese Form der Abhängigkeit der Ärzte von der pharmazeutischen Industrie wurde in dieser Form erstmalig durch diese Veröffentlichung publik gemacht.

Dieser Sachverhalt ist umso bedenklicher, da nicht selten die Hersteller Hintergrundinformationen über ihre Produkte bis zur letzten Minute geheim halten, um keine Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen. Erst wenn es sich dann überhaupt nicht mehr vermeiden lässt, werden die Ärzte über mögliche Risiken informiert oder das Produkt sogar ganz vom Markt genommen.

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Fehlerhafte Rezepte

Nicht nur risikoreiche Medikamente sind eine latente Gefahr für den Patienten. Auch etablierte und weitestgehend als sicher geltende Produkte können fatal wirken. Denn wenn Dosierungen bei der Erstellung des Rezepts falsch angegeben werden, meist eine zu hohe Dosierung, oder wenn Medikamente fälschlicherweise verschrieben werden, wofür der Patient überhaupt keine Indikation aufweist.

Laut Royal Pharmaceutical Society (Royal Pharmaceutical Society; 2 May 2012) werden in Großbritannien 40 Prozent der älteren Patienten mit einem fehlerhaften Rezept versorgt. Für einige ist der Fehler so ernst, dass er mit dem Tod oder fast mit dem Tod des Betroffenen endete.

Dies war bei 180.000 Fällen der Fall. Laut Angabe dieser Studie werden pro Jahr auf den britischen Inseln 45 Millionen Rezepte falsch ausgestellt. Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko waren die über 75-Jährigen, da diese aufgrund von oft mehreren Erkrankungen gleichzeitig auch die meisten Medikamente einnehmen mussten.

Der häufigste Fehler war die Angabe einer zu hohen Dosierung. Für Medikamente mit einem engen therapeutischen Bereich, wie Digitalis oder Theophyllin z.B., kann dies fatale Folgen haben. Weitere Fehler waren, dass vergessen wurde, eine Dosierung anzugeben. Hier hat der Patient die freie Wahl für die Dosierung.

Häufige Nebenwirkungen

Laut Selbsteinschätzung der Schulmedizin und Pharmaindustrie sind die heutigen Arzneimittel sicher und gut verträglich.

Eine Studie der Nordic School of Public Health in Gothenburg (Int J Clin Pharm, 2012; doi: 10.1007/s11096-012-9641-3) jedoch kommt zu dem Schluss, dass ca. zwei Drittel der mit Medikamenten behandelten Patienten mehr oder weniger massive Nebenwirkungen zeigen.

Diese beruhten teilweise auf zu hohen Dosierungen und/oder Medikamenten mit einem ausgesprochenem Suchtpotential. Hier sind also die oben zitierten Fehler bei den Verschreibungen mit eine Ursache für dieses Phänomen. Die Kosten für 66 Prozent Therapieversagen beziffern die schwedischen Autoren auf 1645.- € pro Patient pro Nebenwirkung.

Ein weiteres Beispiel: Krebsmittel. Es ist kein Geheimnis, dass viele Chemotherapeutika selbst karzinogen, also krebserzeugend sind (ich berichtete in meinem Artikel: “Krebszellen schlagen zurück” darüber).

Dennoch sind sie Mittel der Wahl bei der Bekämpfung von Tumoren, neben der Bestrahlung und der operativen Entfernung der Geschwulste. Was sich jedoch noch nicht so breit herumgesprochen hat, ist die Beobachtung, dass Chemotherapeutika Therapieresistenzen entwickeln können. Anstatt den Tumor zu zerstören, scheinen sie dessen Wachstum zu fördern. Mehr dazu in meinem Beitrag: Wenn Krebsmittel Krebs erzeugen.

Und dann gibt es antürlich auch noch das Problem der Wechselwirkungen. Dazu habe ich ausführlich im Beitrag: Medikamente & Wechselwirkungen – ein Fall für evidenzbasierte Unkenntnis berichtet.

Und falls Ihnen das alles noch nicht reicht lesen Sie meinen Beitrag: Wenn die Pharmaindustrie als Wohltäter auftritt.

Neues Gesetz soll Arzneimittelmarkt verbessern

Eine unabhängige Prüfstelle soll jedes Arzneimittel, das in Deutschland neu zugelassen wird, auf seinen tatsächlichen Nutzen prüfen. Dies beschloss die deutsche Regierung in den jüngsten Arzneireformen 2012.

Demnach dürfen Präparate nur dann mehr als vergleichbare Mittel kosten, wenn sie dem Patienten auch wirklich besser helfen als diese.

Pharmaindustrie gerät unter Druck

Natürlich sind die Pharmaunternehmen über diese Entwicklung alles andere als begeistert. Birgit Fischer, die Geschäftsführerin des Pharmaverbands vfa warnt (laut Greenpeace), davor, dass hierdurch den Patienten in Deutschland möglicherweise erstmals Medikamente nicht zur Verfügung stehen könnten, die andernorts in Europa verfügbar sind. Auch hält sie die Vergleichbarkeit von Medikamenten für wissenschaftlich umstritten.

Von Seiten der Pharmaindustrie kommen Vorwürfe, dass die Prüfstelle für die Vergleichstherapie besonders günstige oder ältere Präparate nutze, um so Kosten zu sparen. Dies wird aber von Rainer Hess, dem Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), als abwegig dementiert.(1)

Zum Wohle der Patienten!

Während die Pharmakonzerne bemängeln, dass durch die Prüfung eine Barriere für neue Therapieansätze entstehe, die zulasten der Patienten geht, spricht die Arzneimittelkommission der Ärzte von dem genauen Gegenteil. Schließlich geraten die Pharmaunternehmen nun mehr und mehr unter Druck, wirklich nützliche Mittel zu entwickeln.

Bisher wurden häufig Medikamente produziert, die im Gegensatz zu Vorläufermodellen nur wenig verändert waren, aber dennoch als kostspielige Neuerungen verkauft werden konnten. Der Arzneiverordnungs-Report 2011 geht davon aus, dass die Krankenkassen durch die neue Regelung zwischen fünf und zwölf Milliarden Euro sparen können, ohne dass den Patienten hierdurch ein Nachteil entstünde.

Prüfung aller Medikamente ist zeitaufwendig und langwierig

Doch bevor die Kosten wirklich nennenswert gesenkt werden können, ist es ein weiter Weg. Schließlich müssen hierfür nicht nur die neuen Medikamente genau untersucht werden, sondern zudem auch alle bereits auf dem Markt zugelassenen.

„Die Bewertung des Bestandsmarktes ist ein langfristig angelegtes Großprojekt“, so Hess. Es sei bisher nicht abzusehen, wann ein nennenswerter Teil drankomme, so der Gremienchef des G-BA weiter.

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Pharmafirmen sollen Studiendaten offenlegen

“Das ist aber nicht evidenzbasiert!” schallt es durch die Medienwelt, wenn eine alternative Heilmethode wirksam ist. Doch wenn die Schulmedizin Studien unterschlägt, war das bisher keiner Erwähnung wert. Mehr dazu im Beitrag: naturheilt.com/blog/pharmafirmen-sollen-studiendaten-offenlegen/

Firmen wie zum Beispiel Pfizer geben nur ca. 30 Prozent der erhobenen Daten zu ihren Antidepressiva preis. Diese selektierten Daten fallen natürlich extrem gut aus. Von den restlichen 70 Prozent weiß niemand, ob die Daten negative Wirksamkeit oder Nebenwirkungen dokumentieren. Aber hierzu habe ich mich schon vor 3 Jahren geäußert: “Pfizer verweigert Studienergebnisse“.

Auch die Firma Glaxo ist ein Künstler in Sachen Datenakrobatik. Sie lässt ihr Antidepressivum Paxil ohne evidenzbasierte Studienlage einfach auch den Kindern und Jugendlichen verschreiben, um so eine kostenlose Marktausweitung zu bekommen. Mehr dazu unter: “Die „bösen Buben“ der Pharmaindustrie beim Schummeln erwischt“. Ein weiteres Produkt, dass jetzt inzwischen vom Markt ist, ist ebenfalls Ergebnis solcher Datentricksereien: Avandia.

Die Firma Merck ist ebenfalls mit von der Partie, da sie seinerzeit praktisch alle negativen Daten zu ihrem Katastrophenprodukt „Vioxx“ vor der Öffentlichkeit versteckt hat. Nach 10 Jahren Marktpräsenz wurden die tollen Studienergebnisse zu dem Präparat von der Wirklichkeit und etlichen Tausend Toten eingeholt (“Der Skandal um Vioxx-Studien der Firma Merck“).

Weiter im Programm die Firma Roche, Hersteller von Tamiflu. Auch hierzu habe ich mich bereits geäußert: “Die Tamiflu-Lüge“.

Fazit

Klar: Einige Medikamente sind ein Segen. Cortison, Adrenalin, Insulin, aber auch Schmerzmittel. Vor allem in Notfällen können und konnten damit viele Leben gerettet werden. In der Therapie chronischer Erkrankungen sieht das allerdings ganz anders aus.

Wenn selbst Experten wie der Medizinforscher Dr. Peter Gøtsche sagen, dass wir uns 95% des Geldes sparen können, das wir für Arzneien ausgeben, OHNE das Patienten schaden nähmen, dann läuft bei uns im Bereich der Medikamente, beziehungsweise der “medikamentösen Behandlung” (wie es so schön heißt), etwas völlig verkehrt.

Vor diesem Hintergrund kann ich nur das wiederholen, was ich im Interview zur Naturheilkunde bereits andeutete: Für mich ist die Naturheilkunde bei zahlreichen Erkrankungen die Methode der ERSTEN Wahl und nichts, was man dann “probiert”, wenn die “anderen” Methoden (meist der Schulmedizin) nicht den gewünschten Erfolg brachten oder bereits in eine Sackgasse führten.


Quellen:

(1)Vergleiche: g-ba.de/institution/themenschwerpunkte/arzneimittel/nutzenbewertung35a/

Beitragsbild: 123rf.com – Vladimir Soldatov

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 13.5.2015 aktualisiert.

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