Herzlich Willkommen bei meinem Heilpflanzen Lexikon!

In der täglichen Praxis erlebe ich es immer wieder, wie gut Heilpflanzen bei zahlreichen chronischen Erkrankungen wirken können, wenn…

Ja, wenn: man die richtigen Heilpflanzen auswählt und diese dann auch über den optimalen Zeitraum auch wirklich anwendet. Heute sieht es ja leider so aus, dass die meisten Patienten meinen, es müsste mit einer Tablette getan sein — oder dann halt mit einer Tasse Kräutertee.

Tut mir leid: Aber so funktioniert Heilpflanzenkunde nicht. Aber bevor ich ins Detail gehe, zunächst einige allgemeine Worte zu den Heilpflanzen. Weiter unten gehe ich dann der Frage nach, wie sich die Wissenschaft, Presse und Schulmedizin zum Thema Heilpflanzen “verhalten”…

Aber zuerst einmal ein wenig Geschichte…

Geschichte der Heilpflanzen-Lehre

Die ersten historischen Überlieferungen von der Anwendung der Heilpflanzen in der Medizin, stammen aus dem zweiten Jahrtausend vor unserer Zeit. Ein wesentlicher Bestandteil der Medizin im “alten” Ägypten war die Aufbereitung bestimmter Pflanzen zu Heilzwecken.

Die Ägypter wussten die Wirkung solcher Pflanzen jedoch auch zur täglichen Hygiene sowie zu kosmetischen Zwecken zu nutzen. Zudem fanden sie heraus, dass aus Zedernholz und Myrrhe gewonnene Extrakte den Verwesungsprozess ihrer Toten hinauszögern können.

Durch die Entwicklung von Handel und Seefahrt gelangten fremdländische Heilpflanzen und Heilkräuter auch in unsere Breitengrade, wo sich sogenannte “weise Frauen” (Druiden), aber auch Mönche und Klosterfrauen mit dem Wissen um heilkräftige Heilpflanzen beschäftigten.

Die wohl bekannteste Vertreterin der Pflanzenheilkunst des frühen Mittelalters war Hildegard von Bingen. Sie verfasste im 11. Jahrhundert zahlreiche Schriften nicht nur über die körperliche Anwendung von Heilpflanzen, sondern erkannte auch ihre stimulierende Wirkung auf die seelisch-geistige Dimension des Menschen. Und Kinder kennen Druiden aus Asterix und Obelix, mit dem bekanntesten Druiden: Miraculix.

Im 15. Jahrhundert erlangte die Kräuterheilkunde weitere Bekanntheit. Durch die Erfindung des Buchdrucks konnte das Kräuterwissen einfach weiterggeben und zum Nachschlagen aufbewahrt werden. Die „Kräuterfibel“ fand weite Verbreitung.

Gesammelt und getrocknet kommen bis heute ganze Kräuter oder nur Blüten, Blätter, Saft, Beeren, Wurzeln oder Rinde zur Anwendung.

Wirkstoffe in Heilpflanzen

Der Gehalt der in den Pflanzen enthaltenen Glykoside, Alkaloide, ätherischen Öle sowie Bitter-, Schleim- und Gerbstoffe ist abhängig von Standort, Klima und Erntezeit, die im Allgemeinen von Juni bis September andauert.

Zur Entfaltung der Wirkstoffe werden Heilpflanzen entweder zur inneren Anwendung in Wasser aufgekocht oder in Wein, Essig, Öl oder Schmalz zur äußeren Anwendung ausgezogen. Auch die Einnahme der frischen Pflanze kann heilende Kräfte haben. Neben den zumeist ungefährlichen Arzneipflanzen, die bei sachgemäßer Anwendung ihre Heilkraft entfalten, existieren auch wenige Arten, die schon bei geringer Einnahme zu tödlichen Vergiftungen führen können.

Gleichzeitig können solche Giftpflanzen – dazu zählen z.B. Mohn, Tollkirsche und Fingerhut -auch bei entsprechender Dosierung eine heilende Wirkung haben. Allgemein sind Vergiftungen durch Heilpflanzen und Kräuter jedoch sehr selten, da die meisten Giftstoffe im Geschmack sehr abstoßend sind oder der menschliche Körper sie nur schlecht resorbiert. Zudem werden manche Gifte durch das Trocknen oder Kochen der Pflanze auch unwirksam. Trotzdem gilt natürlich: Man sollte nur Pflanzen verwenden, die man genau kennt. Im Zweifelsfall helfen gute Bestimmungsbücher, um Verwechslungen zu vermeiden.

Synthetische Wirkstoffe

Während des 19. Jahrhunderts wurden pflanzliche Wirkstoffe auch kostengünstig synthetisch hergestellt und die wissenschaftlichen Fortschritte dieser Zeit verdrängten die natürlichen Heilmittel bald durch chemische Stoffe. Das hatte zur Folge, dass die wissenschaftlich fundierte Medizin lange Zeit die Wirkung der Arzneipflanzen als menschliche Einbildung darstellte. Die „Volksmedizin“ wurde als Aberglaube abgetan. In der Chemie lag die eigentliche Heilwirkung, glaubte man.

Erst während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als eine Diskussion um Kosten und gesundheitliche Konsequenzen künstlich hergestellter Medizin entbrannte, erkannte die moderne Medizin nach dem Erscheinen positiver Forschungsergebnisse die heilende Wirkung der volkstümlichen Heilmittel an. Heute finden Heilkräuter und Heilpflanzen wie selbstverständlich in der Pharmazie Anwendung.

Viele Menschen interessieren sich auch privat wieder stärker für die heilkräftigen Pflanzen und sammeln sie in der Natur oder ziehen sie im eigenen Garten, um sich und ihre Familie bei kleineren Problemen zu behandeln. Fast drei Viertel der Deutschen nutzen zumindest hin und wieder pflanzliche Heilmittel.

Heilpflanzen und was sie leisten

Heilpflanzen und Heilpilze, es gibt die fast nimmer endende Diskussion, wie gefährlich die Natur sein muss, so dass Pflanzen und Pilze als Heilmittel eine Zulassung haben sollten, genau wie jedes synthetisch produzierte Medikament auch. Gleichzeitig wirft man den natürlichen Substanzen vor, dass sie so gut wie unwirksam seien. Ich frage mich, warum muss ich eine Substanz dann genehmigen lassen, wenn man schon zu Beginn davon ausgeht, dass sie unwirksam ist?

Diese 180-Grad-Kehrtwendung-im-Zickzack-Argumentation von Schulmedizin und Pharmaindustrie gegen natürliche Heilmittel mündet dann in Verbote und Reglementierungen beziehungsweise den Versuchen, solche ins Leben zu rufen: Heilpilze stehen auf der Abschussliste der Pharmaindustrie oder Nahrungsergänzungsmittel – Geplante Gesetzesänderung 2010. Aber auch absolut „unwirksame” Heilmethoden werden aufgrund ihrer Beliebtheit von der Forderung nach Abschaffung nicht verschont: Homöopathie sofort streichen!

70% aller klassischen Medikamente haben ihren Ursprung in Heilpflanzen

Wenn man dann auf der anderen Seite erfährt, dass rund 70 Prozent der neuen Medikamente ihren Ursprung in natürlichen Substanzen haben, dann taucht sofort die Frage auf, warum selbst die Hersteller von pharmazeutischen Produkten auf natürliche Substanzen zurückgreifen, wo jene doch als unwirksam definiert worden sind?

Wie wirksam solche Substanzen sind, das unterstreicht ebenso die Tatsache, dass heute noch rund 80 Prozent der Weltbevölkerung auf Heilpflanzen zur Behandlung und Prophylaxe von Erkrankungen zurückgreift.

Und wenn dann noch Vertreter der Schulmedizin ihre umsatzorientierten Scheuklappen ablegen (was leider viel zu selten der Fall ist), dann kommt so etwas dabei heraus:

Die Apotheken-Umschau (apotheken-umschau.de/heilpflanzen-lexikon) veröffentlichte im Juni 2012 ein „Heilpflanzen-Lexikon”, mit der bemerkenswerten Einschätzung, dass „Heilpflanzen bei den unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen helfen können”. Was dann kommt, das ist eine Liste mit den gebräuchlichsten Heilpflanzen.

Aus diesem „berufenen Munde” erfahren wir weiter, dass viele der aktiven Wirkstoffe zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören. Oft sind diese Substanzen Schutzmechanismen der Pflanzen gegen das Gefressenwerden oder andere Schutzmechanismen.

Nebenwirkungen

Weiter: Es ist oft ein Gemisch von Substanzen an Stelle von nur einer einzigen Substanz, die die positiven Effekte ausüben. Solche Gemische üben dann einen breitgefächerten Einfluss auf den Organismus aus, während man mit den synthetischen und halb-synthetischen Pharmazeutika meist nur einen Wirkmechanismus in Gang setzt. Dazu kommt dann noch, dass der Einfluss solcher Substanzen auf andere biochemische Vorgänge im Organismus in der Regel mit negativen Wirkungen verbunden ist, was sich in „Nebenwirkungen” bemerkbar macht.

Daher grenzt es schon an ein Wunder, dass natürliche Gemische von verschiedenen Substanzen und Substanzklassen zwar wirken, aber deutlich weniger „Nebenwirkungen” mit sich bringen als die meisten Medikamente der Schulmedizin.

Die Apotheken-Umschau gesteht sogar: „Nebenwirkungen rufen Heilpflanzen nur selten hervor. Auch mit anderen Medikamenten vertragen sie sich meist gut.” Auf der anderen Seite gibt es Pflanzen, die giftig sind und trotzdem als Heilpflanzen zum Einsatz kommen. Paradebeispiel hierfür ist der Fingerhut, aus dem Herzglykoside gewonnen werden, die bei Herzinsuffizienz zum Einsatz kommen. Daher ist der Umgang mit Heilpflanzen in der Regel weniger „gefährlich” als mit pharmazeutischen Erzeugnissen, aber dennoch sollte ein Mindestmaß an Vorsicht und Umsicht zur Anwendung kommen.

Der Abschluss der Webseite wird dann wieder dem schulmedizinischen Dogma der „Allein-Heilerschaft” gerecht:

“Wichtig: Pflanzliche Arzneimittel lindern in erster Linie leichte Beschwerden. Sie ersetzen nicht die Standardtherapie bei Krankheiten, sie können diese allenfalls unterstützen. Lassen Sie sich bei der Auswahl und Anwendung in der Apotheke oder beim Arzt beraten!”

Wenn ich jemanden in diesem Bereich beraten möchte, dann genügt hier leider kein Studium der Medizin oder Pharmazie. Sie sind zwar nicht hinderlich. Aber das Wissen um die Wirksamkeit der Heilpflanzen und Heilpilze beruht auf pharmakologischen Kenntnissen und auf Kenntnissen der Biologie dieser Pflanzen. Und hier scheiden sich endgültig die Geister.

Denn welcher Arzt hat fundierte pharmakologische oder gar botanische Kenntnisse? Bei Apothekern ist man da schon fast besser “aufgehoben”, denn wenn diese ein wenig Interesse haben, kennen die sich erstaunlich gut mit Heilpflanzen aus.

Aber Ausnahmen bestätigen nicht nur die Regel, sondern auch dass ich hier nicht ganz falsch liege….

Welche Teile einer Pflanze haben Heilwirkungen?

Ohne jetzt ein „Seminar” für Botanik und Pflanzenphysiologie abhalten zu wollen, ist es nicht uninteressant, einmal ganz kurz ein paar Grundlagen zu diskutieren.

Denn wir wollen im Grunde nicht die Pflanze haben, sondern nur deren Inhaltsstoffe.

Aber wo befinden sich diese? In der Pflanze, klar.

Aber wo da genau?

Prinzipiell lässt sich sagen, dass nicht alle Wirkstoffe in allen Teilen gleich hoch vertreten sind. Manche Wirkstoffe befinden sich sogar ausschließlich in bestimmten Strukturen der Pflanzen und lassen sich in anderen Teilen derselben Pflanze kaum oder gar nicht nachweisen.

Hier die wichtigsten anatomischen „Orte” einer Pflanze, wo sich Wirksubstanzen „verstecken” können:

  • Samen: Typische „Vertreter” sind Kürbiskerne, Leinsamen, Muskatnuss etc.
  • Wurzeln: Baldrianwurzel, Ginseng
  • Wurzelstock: Ingwer, Veilchenwurzel
  • Frucht: Kümmel, Fenchel, Hagebutte
  • Blüte: Lindenblüte, Kamille, Cannabis Blüten, Heublumen
  • Blätter: Erdbeerblätter, Salbei
  • Kraut: Brennnessel, Wermut, Zinnkraut
  • Rinde: Chinarinde, Eiche, Faulbaum, Weide, Zimt

Diese „Unterteilung” sagt allerdings nichts über die Wirksamkeit der dort beheimateten Substanzen aus. Sie zeigt nur, dass die Natur ein weit verzweigtes Reservoir an Substanzen bereithält, die auf natürlichem Wege ihre positive Wirkung verbreiten.

Wie die in den Heilpflanzen enthaltenen Substanzen wirken und um welche Substanzen es sich handelt, das muss im Einzelnen von Pflanze zu Pflanze untersucht werden. Denn nicht alle Pflanzen haben alle Wirkstoffe gegen jede Erkrankung.

Mein Lexikon

Auf dieser Webseite habe ich ein kleines Heilpflanzen-Lexikon veröffentlicht, das aber als alles andere als „umfassend” oder „vollendet” betrachtet werden kann. Dazu kommen noch weitere Beiträge zu bestimmten Beschwerden und Erkrankungen.

Auch hier kann man deutlich erkennen, welchen unendlichen Schatz uns Mutter Natur zur Verfügung gestellt hat, um unsere Gesundheit zu erhalten und oft auch zu regenerieren.

Im Heilpflanzen-Lexikon auf dieser Webseite finden Sie zur Zeit folgende Pflanzen bzw. deren Extrakte:

Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths

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