Der Schädel eines Menschen besteht aus sechs Einzelknochen, die durch Nähte miteinander verbunden sind. Bei Neugeborenen klaffen diese Nähte noch recht weit auseinander und sind durch Membranen miteinander verbunden. Bis zum dritten Lebensjahr verbinden sich die Schädelknochen miteinander und die Zwischenräume schließen sich.

Unter Fontanellen versteht man die Stellen an den Schädelknochen, an denen die Nähte zusammentreffen. Der Begriff entstammt dem altfranzösischen und bedeutet “kleine Quellen”.

Warum hat ein Säugling Fontanellen?

Der Grund hierfür ist in der menschlichen Evolution zu suchen. Damit der Mensch aufrecht gehen konnte, musste sich der Skelettbau verändern.

Unter anderem verkleinerte sich dabei der Aufbau der Beckenknochen, um eine Stabilität der Haltung auf zwei Beinen zu gewährleisten. Das Beckenskelett wurde immer kleiner und damit der Geburtskanal immer enger.

Um sich diesen Gegebenheiten anzupassen, wurde die Form des Kopfes eines ungeborenen Menschen “veränderbar”. Dies funktionierte natürlich nur, wenn keine festen, starren Knochen vorhanden sind.

Um den Kopf stromlinienförmig zu halten, bleibt seitdem der gesamte Schädelknochen für die so genannte Austreibungsphase (Phase der Geburt von der vollständigen Öffnung des Muttermundes bis zum Austreten des Säuglings aus dem Mutterleib) flexibel. Die sechs Platten des Schädelknochens können sogar übereinander geschoben werden, wenn dies nötig sein sollte.

Dementsprechend kann es vorkommen, dass ein Baby nach der Geburt eine schiefe oder spitz zulaufende Kopfform hat. Dies kann für die jungen Eltern zunächst ein kleiner Schock sein, ist aber in den meisten Fällen ein völlig normales und harmloses Phänomen.

Schon nach wenigen Tagen oder ein paar Wochen schiebt sich alles in eine richtige und symmetrische Position. Wie lange diese Anpassung dauert, ist vor allem davon abhängig, wie groß die Veränderung und Verschiebung in der Austreibungsphase gewesen ist.

Die Größe der Fontanellen, besonders der großen Fontanelle, ist von Baby zu Baby sehr unterschiedlich. Sie kann einen Durchmesser von 1,5 Zentimetern bis hin zu 5 Zentimetern haben.

Übrigens ist die große Fontanelle nicht, wie man durch Tasten vermuten könnte, kreisförmig angelegt, sondern eher rhombisch. Die kleine hat die Form eines Dreiecks.

Wo liegen die Fontanellen?

Die große Fontanelle liegt oberhalb der Stirn am Vorderkopf und ist, gemeinsam mit der kleinen Fontanelle am hinteren Ende des Schädeldachs, die bekannteste Fontanelle. Spricht man im Allgemeinen von der Fontanelle, ist meist eine dieser beiden gemeint.

Dennoch gibt es noch vier weitere Fontanellen, zwei vordere und zwei hintere Seitenfontanellen. Diese befinden sich am Vorderkopf oberhalb der Schläfen beziehungsweise an der linken und rechten Unterseite des hinteren Schädels.

Die Bedeutung der Fontanellen bei der Bestimmung des Allgemeinzustands eines Säuglings

Anhand der großen Fontanelle kann der Kinderarzt Rückschlüsse auf die Entwicklung des Kindes ziehen. Dabei ist es medizinisch im Grunde unbedeutend, wie lange die Fontanellen bis zum Verschluss benötigen.

Hinweise auf Erkrankungen bieten andere Veränderungen, wie eine Wölbung nach oben oder ein Einsacken nach innen. Keinerlei Hinweise auf einen pathologischen Befund ist jedoch durch das Pulsieren der großen Fontanelle gegeben.

Dieser Vorgang hat viel eher den Fontanellen ihren Namen gegeben; wie aus einer kleinen Quelle Wasser sprudelt, pulsiert die vordere Fontanelle, wenn ein Baby aufgeregt ist. Hierbei wird der Innendruck in den Kopfarterien auf die Membran der Fontanelle übertragen.

Wenngleich es erschreckend wirken kann, weil durch das Pulsieren die Stelle am Kopf noch verletzlicher wirkt, sei hier eine Entwarnung gegeben. Zwar sollte man immer vorsichtig mit dem Köpfchen eines Säuglings umgehen, aber die Fontanellen sind durch ein stabiles Gewebe geschützt, so dass vorsichtige und zärtliche Berührungen durchaus eher gesundheitsförderlich als schädlich sind.

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Sinkt die vordere Fontanelle jedoch auffällig ein und kommen noch weitere Symptome wie wenig Urinabgang (weniger als 5 eingenässte Windeln am Tag) oder sehr dunkler Urin und trockene Lippen hinzu, kann dies auf eine Dehydrierung des Kindes hinweisen. In diesem Falle sollte sofort ein Kinderarzt aufgesucht werden, da eine Dehydrierung für einen Säugling eine lebensbedrohliche Situation bedeuten kann.

Auch eine Wölbung oder Verhärtung der vorderen Fontanelle kann auf eine schwere Erkrankung hinweisen, im schlimmsten Falle auf eine Meningitis (Hirnhautentzündung). Auch hier ist umgehend ein Arzt aufzusuchen.

Selten kommt es zu einem vorzeitigen Verschluss der großen Fontanelle. Hierbei kann es zu einem Stillstand des Wachstums des Kopfs und einer Einschränkung in der Entwicklung des Gehirns kommen.

Diagnostisch fällt häufiges Erbrechen auf, einhergehend mit einer Erhöhung des Hirninnendrucks. Dieses Phänomen wird meist bei einer kinderärztlichen Untersuchung diagnostiziert. Um dieses Krankheitsbild zu behandeln, muss der Säugling neurochirurgisch behandelt werden.

Sollten sich junge Eltern Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen, ist es immer angeraten, einen Arzt aufzusuchen und diesem die Befürchtungen mitzuteilen. Denn die Unsicherheit der Eltern kann sich auch immer auf das Kind übertragen und es entsteht eine für alle Beteiligten unangenehme Atmosphäre.

Darum sollte man immer lieber einmal zuviel mit dem Kind zum Arzt gehen, als einmal zu wenig. Auf jeden Fall sind die vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen einzuhalten.

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Beitragsbild: 123rf.com – ian allenden

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 07.02.2012 aktualisiert.

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