Typisch dafür sind einseitige Gesäßschmerzen, die oftmals bis ins Bein ausstrahlen. Viele, auch die behandelnden Ärzte, denken dabei zuerst an einen Bandscheibenvorfall. Dabei könnte der Übeltäter lediglich ein kleiner, birnenförmiger Muskel im Bereich der Hüfte sein. Die Rede ist vom Piriformis-Muskel.

Der Musculus piriformis verläuft zwischen dem Kreuzbein und dem Oberschenkelknochen. Zu seinen Aufgaben gehören die Spreizung, die Streckung und die Innenrotation des Oberschenkels. Insofern wird er beispielsweise beim Sitzen, beim Joggen und Fahrradfahren beansprucht.

Früher gingen die Mediziner davon aus, dass der Piriformis-Muskel den Ischiasnerv etwas komprimiert und dadurch reizt, was wiederum bestimmte Triggerpunkte in der Hüfte aktiviert.[1] Doch neuere Studien haben gezeigt, dass der Ischiasnerv auch von anderen tieferen Gesäßmuskeln komprimiert werden kann, sodass der Begriff Piriformis-Syndrom zuweilen durch „Deep Gluteal Syndrom“ ersetzt wird.[2] 

Typische Symptome[1-4] des Piriformis-Syndroms

  • Einseitige Schmerzen im Bereich des Gesäßmuskels und Oberschenkelansatzes
  • Muskuläre Verspannung im hinteren Becken
  • Zunahme der Beschwerden durch Bewegungen wie Joggen oder Treppensteigen, was die Gesäßmuskeln beansprucht
  • Zunahme der Beschwerden beim Sitzen (auch auf der Toilette)
  • Missempfindungen wie einseitiges Taubheitsgefühl oder Kribbeln

Nicht selten strahlen die Beschwerden über den hinteren Oberschenkel hinaus bis in die Wade und sogar den Fuß aus. Weil die Symptome den Ischiasbeschwerden oder jenen eines Bandscheibenvorfalls sehr ähnlich sind, spricht der Arzt hier gern vom Pseudo-Ischias.[1] Wer das Piriformis-Syndrom rechtzeitig und gezielt behandelt, kann aber schon nach wenigen Wochen Beschwerdefreiheit erreichen.[5]

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Hilfe für die richtige Diagnose

Mithilfe orthopädischer Tests kommt man der richtigen Diagnose zwar nahe, aber eine absolute Sicherheit gewähren diese nicht.[6] In radiologischen Untersuchungen oder im MRT ist das Piriformis-Syndrom praktisch nicht erkennbar.[6] Aber es gibt zum Glück die Möglichkeit des Selbsttests, für den allerdings eine zweite Person erforderlich ist.

1) Lasègue-Test

Flach auf den Rücken legen, die zweite Person streckt das betroffene Bein in etwa 70 Grad nach oben. Wenn diese Bewegung Schmerzen auslöst, könnte eine Reizung des Ischiasnervs vorliegen. Allerdings kann in diesem Moment ein Bandscheibenvorfall noch nicht ausgeschlossen werden.

2) Pace-Test

Auf einer relativ hohen Sitzgelegenheit lassen Sie Ihre Beine frei schwingen. Die zweite Person drückt nun von außen gegen Ihre Knie, während Sie versuchen, Ihre Beine entgegen dieser Kraft auseinanderzudrücken. Wenn auch hierbei Beschwerden eintreten, könnte tatsächlich ein Piriformis-Syndrom vorliegen.[7]

Mögliche Ursachen des Piriformis-Syndroms

Es ist fast die Regel, dass nicht nur eine Ursache vorliegt.[8] Bitte sehen Sie sich die folgende Liste aufmerksam an und entscheiden Sie, ob möglicherweise sogar mehrere Punkte davon auf Ihren Fall zutreffen:[1,5,8,9]

  • Verletzungen am Gesäß beispielsweise aufgrund eines Sturzes sind sogar eine recht häufige Ursache, auch dann, wenn das Ereignis schon einige Monate zurückliegt.
  • Wer zu viel sitzt wie Mitarbeiter in einem Büro, aber auch Taxi- und Fahrradfahrer, gehört zur Risikogruppe.
  • Wer sein Portemonnaie oder das Handy ständig in derselben Gesäßtasche trägt, sitzt schief und übt dauerhaft einen zusätzlichen Druck auf den Piriformis-Muskel aus.
  • Übertriebenes Gesäßmuskeltraining lässt den Piriformis-Muskel schnell wachsen, was ebenfalls das Piriformis-Syndrom auslösen kann.
  • Gewisse anatomische Anomalien bewirken, dass der Ischiasnerv teilweise durch den Piriformis-Muskel verläuft.
  • Ein Abszess oder Tumor kommt in sehr seltenen Fällen infrage.[1]

Übungen zur Linderung der Beschwerden

1) Taube im Sitzen

Mit dieser Dehnübung soll der verhärtete Muskel gelockert werden. Als Hilfsmittel brauchen wir dafür einen Stuhl oder Hocker. Wir gehen in diesem Fall von Schmerzen auf der linken Seite aus. Zunächst setzen Sie sich so auf den vorderen Bereich der Sitzfläche, dass beide Füße guten Bodenkontakt haben. Dann wird der linke Knöchel auf dem rechten Knie abgelegt. Jetzt liegt Ihr linker Unterschenkel in etwa waagerecht vor Ihnen.

Als nächstes wird die linke Hand knapp über dem Knie auf den linken Oberschenkel gelegt. Die rechte Hand landet etwas über dem linken Fuß. Jetzt beugen wir uns nach vorne und kommen dabei leicht ins Hohlkreuz. Wenn Sie Ihren Oberkörper auch noch etwas nach rechts oder links bewegen, intensivieren Sie damit die Dehnung. Gleiches erreichen Sie, wenn Sie mit der linken Hand ein bisschen Druck auf den linken Oberschenkel geben. Versuchen Sie, diese Position so eine ganze Minute lang zu halten.

  • https://youtu.be/4WBSdw3ih4M/

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2) Schmerzpunkt-Massage

Diese Übung erfordert einen Tennis- oder Massageball. Achtung: Beim ersten Mal sollten Sie die Übung vorsichtig angehen, also nur kurz halten und mit wenig Druck arbeiten. Achten Sie erst einmal sensibel darauf, wie Ihr Körper reagiert.

Der Ball wird in sitzender Position auf der Matte unter der schmerzhaften Gesäßhälfte platziert, und zwar relativ weit oben, also nicht direkt auf dem Ball sitzen. Das Bein ist dabei gerade ausgestreckt, das andere Bein angewinkelt. Die Arme stehen nach hinten wie Säulen auf der Matte auf.

So kann der Körper leicht angehoben werden, um ihn so auf dem Ball hin und her zu bewegen, bis der maximal schmerzhafte Punkt gefunden ist. Manche ermitteln auf diese Weise auch gleich mehrere solcher Schmerzpunkte. Wie auch immer, jeder Schmerzpunkt wird nun durch geringfügiges Rollen auf dem Ball und mit etwas Andruck ausgiebig massiert.

Möglichkeiten der Behandlung

Zwar kommt beim Piriformis-Syndrom eine Operation durchaus in Betracht, aber zuerst einmal wird man das Spektrum der konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie in Kombination mit Medikamenten zur Anwendung bringen. Bei Letzteren handelt es sich zum Beispiel um Schmerzmittel wie Ibuprofen.[10] Doch eine dauerhafte Einnahme solcher Medikamente ist keine erstrebenswerte Lösung.[11] Darüber hinaus haben sich zum Teil Injektionen ins Gesäß bewährt, zum Beispiel mit Botox.[6,7,10,12] 

Triggerpunkt-Behandlung

Verkrampfte, schmerzempfindliche Stellen im Muskel werden als individuelle Triggerpunkte bezeichnet. Mit Akupunktur oder Stoßwellentherapie wird die Durchblutung dieser Schmerzpunkte angeregt, um die Verspannungen zu lösen. Auf das Thema Nervenschmerzen durch myofasziale Triggerpunkte kommen wir weiter unten noch zu sprechen.

Wärme und Kälte

Die Kälte-Wärme-Therapie ist bei einzelnen Symptomen des Piriformis-Syndroms durchaus segensreich.[16] Das geht zum Beispiel ganz einfach mit einem Eisbeutel (Küchentuch), der ungefähr 15 Minuten lang auf die schmerzende Stelle gelegt wird. Unmittelbar danach wird ebenfalls für eine Viertelstunde ein Wärmepad auf dieselbe Position gelegt. Diese Prozedur darf gern mehrmals am Tag wiederholt werden. Es ist sinnvoll, die Wärme-Kälte-Therapie mit physiotherapeutischen Maßnahmen wie Dehnübungen zu kombinieren. Auch darüber liegen inzwischen interessante Studienergebnisse vor.[16,17]

Vorbeugung ist besser als Heilung

Wiederkehrende Verletzungen des Gewebes, insbesondere typische Sportverletzungen, sind unbedingt zu vermeiden.[14] Bei Kontaktsportarten wie Football hat sich inzwischen zu Recht der Gesäßschutz durchgesetzt. Durch gezielte Stärkung der Muskulatur lässt sich die Resistenz gegen Verletzungen deutlich verbessern. Aber gerade beim Kraftsport haben sich Aufwärmsätze mit wenig Gewicht und Kardio-Übungen wie leichtes Joggen oder Fahrradfahren als überaus effizient erwiesen.[15] Und um der Sitzfalle zu entgehen, hat sich der höhenverstellbare Schreibtisch bewährt, der während der Arbeit einen häufigen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen ermöglicht.

Schmerzhafte Aktivitäten aufdecken

Es gibt in der Tat bestimmte Tätigkeiten, die einseitige Schmerzen im Bereich einer Gesäßhälfte befördern. Wer so etwas bemerkt, sollte bei solchen Handlungen unbedingt pausieren. Beim Joggen könnten die Schmerzen zum Beispiel bei starken Steigungen (Gefälle) vermehrt auftreten, darauf sollten Sie achtgeben. Für den Heilungsprozess braucht der Muskel Ruhe. Die Belastung sollte stets nur langsam und behutsam gesteigert werden.

Myofasziale Triggerpunkte im Musculus piriformis als Schmerzquellen

Wie anfangs bereits erwähnt, stehen hierbei Kompressionen von Nerven, insbesondere der Nervus ischiadicus im Hintergrund. Ganz allgemein verursachen die myofaszialen Triggerpunkte eine höhere Spannung in der Muskulatur, was zu einer gewissen Verkürzung der Muskelfasern führt. Mit der Verkürzung verhärtet sich der M. piriformis und übt somit einen zusätzlichen Druck auf den nunmehr eingeklemmten Ischiasnerv aus, der unterhalb des M. piriformis verläuft.

Nervenkompression versus myofaszialer Schmerz

Myofasziale Triggerpunkte im M. piriformis zeichnen sich eher durch sehr lokale Schmerzen im Bereich des Gesäßes und des Iliosakralgelenks (ISG) aus. Wenn der Nerv eingeklemmt ist, strahlt der Schmerz oftmals über die ganze Rückseite des Beins bis zum Fuß aus und es können Missempfindungen entstehen.

Der Musculus piriformis befindet sich recht tief in der Gesäßmuskulatur. Seine Fasern starten am Kreuzbein und gehen nach schräg unten zum großen Rollhügel (Trochantor major).

Behandeln kann jeder den M. piriformis selbst. Zu diesem Zweck wurde der Triggerbogen entwickelt. Wegen der tiefen Lage des M. piriformis unterhalb mehrerer anderer Muskelschichten ist aber ein recht hoher Andruck erforderlich. Auffinden lässt sich der optimale Punkt über die Außenkante des Kreuzbeins. Der M. piriformis befindet sich dann zwei bis drei Zentimeter weiter außen und darunter.

Geht man im Faserverlauf noch ein wenig weiter nach unten und außen, gelangt man zu einem weiteren wichtigen Punkt des M. piriformis, der ebenfalls tief liegt und deshalb einen hohen Druck erfordert.

Beachte: Es gibt noch viele andere myofasziale Triggerpunkte zum Beispiel im M. gluteus maximus, medius und minimus, die ebenfalls und sogar deutlich häufiger Schmerzen in der Beckenregion auslösen können.

Sehr viel öfter als Stürze oder Unfälle werden Schmerzen in myofaszialen Triggerpunkten durch chronische Ursachen wie zu langes Sitzen ausgelöst. Die schlechte Angewohnheit, immerzu etwas in einer Gesäßtasche mit sich herumzutragen, ist ebenfalls eine besonders häufige Ursache. Dieser vermeintlich schwache äußere Druck summiert sich mit der Zeit zu einem pathologischen Reiz auf.

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Dieser Beitrag wurde am 08.05.2022 erstellt.


Quellen / Wissenschaftliche Studien aus Link 1:

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