Krankheiten/Beschwerden

Wissenswertes rund um das Herz: Anatomie, Schlagkraft, Herzprobleme und Erneuerung von Herzzellen

Das Herz (Cor) ist der Motor unseres Körpers. Ohne seine regelmäßige Pumpaktivität ist der menschliche Organismus, zusammen mit der Tätigkeit des Gehirns, nicht überlebensfähig.

Der Begriff Pumpaktivität (umgangssprachlich wird das Herz gerne als Pumpe bezeichnet) ist hierbei mehr als Oberbegriff zu verstehen, denn das Organ besitzt eine sehr komplexe, hochspezialisierte Funktion, die sich aus vielen kleinen Teilschritten zusammensetzt.

Der Begriff Herz wird daneben auch vielfach in Zusammenhang gebracht mit volkstümlichen Sprachweisen und Mythen. Denn in der Realität liegt z.B. das Herz keineswegs auf dem „rechten Fleck“ und die symbolische Zeichnung weicht wesentlich von der symbolischen Zeichnung ab.

Das menschliche Herz liegt im vorderen unteren Mediastinum (Mittelfellraum der Brusthöhle) des Oberkörpers, eingebettet zwischen den Lungenflügeln. Die Form erinnert an einen spitz zulaufenden Kegel, der in leicht rotierter Weise schräg im Bereich des Thorax angeordnet ist.

Die breite, abgeflachte Seite (Basis cordis) ragt dabei nach rechts oben hinten, die Spitze (Apex) nach links unten vorn. Die Lage des Herzens ist bei den meisten Menschen nahezu identisch, jedoch kann das Organ durch anatomische Anomalien oder andere Umstände z.T. schräger, z.T. flacher im Körper angelegt sein.

Bei Kindern liegt das Herz generell flacher im Oberkörper. Bei Erwachsenen können z.B. eine starke Magenfüllung, ein Zwerchfellhochstand, eine Schwangerschaft oder große Fettpolster zu einer Flacherstellung des Organs führen. Im unteren Bereich der linken Seite wird das Herz von den vorderen Lungenrändern überlagert, wodurch man auf Röntgenbildern des Thorax am linken unteren Lungenflügel gut das Herz erkennen kann (durch eine hellere Aussparung).

Die Nachbarschaft beider Organe führt auch dazu, dass sich das Herz mit der Atmung steiler (bei Einatmung) bzw. flacher (bei Ausatmung) stellt.

Das Herz liegt somit zu einem Drittel auf der rechten Seite, zu zwei Dritteln links. Der Ausdruck „das Herz auf dem rechten Fleck haben“ führt immer wieder dazu, dass Menschen davon ausgehen, ihr Herz läge im rechten Oberkörper. In erster Linie besagt der Ausspruch, dass die hiermit betitelte Person einen guten Charakter besitzt. Das Wort „recht“ geht dabei vom lateinischen Ursprung rectus aus, welcher gleichbedeutend mit „richtig“ oder „aufrecht“ ist.

Und das heute übliche Symbol zur Darstellung eines Herzens verdanken wir ursprünglich den Griechen und lässt sich nahezu 4.500 Jahre zurückverfolgen. In der Mythologie stand das Efeublatt für die Ewigkeit und die Unendlichkeit (die Pflanze kann mehrere hundert Jahre alt werden).

Zu Ehren von Gottheiten, wie z.B. Dionisos, wurden die Blätter als Verzierungen verwendet. Oder sie erschienen auf Zeichnungen zur Dekoration von Vasen oder auch in Schmuckform. Die Blätter des Efeus ähneln sehr dem heutigen Herzsymbol. Im Mittelalter diente das Blatt vielen Zeichnungen und Gemälden, vor allem bei Darstellungen von Liebesszenen.

Man sah in dem Efeublatt eine Form zur Darstellung der Liebe. Im Laufe der Zeit wurde daher das einstmals grüne Blatt später überwiegend in roter Farbe dargestellt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Symbol im oberen Bereich runder, es entwickelte sich die heute noch übliche Form zur Darstellung eines Herzens.

Das Gewicht und der Füllzustand des menschlichen Herzens variieren. Als physiologische Werte gelten Größen zwischen 250 und 350 g sowie Füllungen zwischen 500 und 800 ml Blut. In älterer Literatur findet sich noch die Regel, dass man die ungefähre Größe des Organs an der geballten Faust des Mannes erkennen kann (für die Faust der Frau ist diese Formel leider nicht beschrieben). Generell nehmen Größe und Gewicht mit fortschreitendem Alter ab, dies ist u.a. auf den physiologischen Abbau von Zellen zurückzuführen.

Der Herz-Aufbau: Ein bisschen Anatomie

Der Aufbau des Herzens ist komplex. Es handelt sich hierbei um ein Hohlorgan, welches vorwiegend aus Muskelzellen gebildet ist.

Umschlossen wird es durch einen feinen aber derben Bindegewebssack (Perikard), welcher in Kontakt steht mit dem Zwerchfell. Es folgt das Epikard, welches dem Muskel (Myokard) aufliegt.

Das Herz selbst teilt sich in rechten und linken Vorhof (Atrium) sowie in rechte (Ventriculus dexter) und linke Herzkammer (Ventriculus sinister). Die Innenwände dieser Höhlen sind nochmals von einem feinen Gewebe (Endokard) überzogen. Alle Höhlen sind durch Scheidewände voneinander getrennt und besitzen jeweils eine kleine Öffnung, die sogenannte Klappe, wodurch das das Herz durchströmende Blut nur in eine Richtung fließen kann.

Das Blut kommt aus dem großen Körperkreislauf über die obere und untere Hohlvene (Vena cava superior, Vena cava inferior) zum rechten Vorhof. Der große Körperkreislauf umfasst nahezu alle Gefäße des menschlichen Körpers, die vor allem der Sauerstoffversorgung der sie umgebenden Gewebe dient. Das ins Herz eintretende Blut ist daher sehr sauerstoffarm. Vom rechten Vorhof fließt das Blut via die Tricuspidalklappe (Segelklappe) in die rechte Herzkammer.

Es schließt sich der kleine Körperkreislauf (Lungenkreislauf) an. Das noch sauerstoffarme Blut gelangt über die Pulmonalklappe aus der Kammer, wird mit Sauerstoff angereichert und weiter zum linken Vorhof geleitet. Zwischen linkem Vorhof und linker Kammer regelt die Mitralklappe den Blutfluss. Und von der Kammer wird das nun wieder sauerstoffreiche Blut durch die Aortenklappe zurück in den großen Kreislauf geführt.

Das Herz gilt als das leistungsstärkste Organ des menschlichen Organismus. Es ist somit nicht verwunderlich, dass es besonders viel Sauerstoff und Energie benötigt. Das Herz selbst ist überzogen von feinen Gefäßen (Herzkranzgefäße), die eine ausreichende Sauerstoffversorgung sicherstellen. Daneben weisen die Muskelzellen eine sehr hohe Anzahl an Mitochondrien (spezielle Zellorganellen, die der Energiegewinnung in Form von ATP dienen) auf, die die Energieversorgung aufrecht halten.

Die Muskelzellen des Herzens weisen eine besondere Eigenschaft auf. Sie sind nicht, wie die meisten Zellen des menschlichen Organismus, abhängig von Nervenimpulsen. Dazu besitzt das Herz spezialisierte Zellen, die für eine geregelte Pumpfunktion des Herzens sorgen. Erwähnenswert sind vor allem der Sinusknoten und der AV-Knoten.

Es handelt sich hierbei nicht um wirklich tastbare Knoten, sondern um eine Bündelung der spezialisierten Zellen. Der Sinusknoten liegt im Bereich der Herzeintrittsstelle der oberen Hohlvene. Er sendet Impulse aus, die sich über die gesamte Muskulatur der Vorhöfe ausbreiten und dann auf den AV-Knoten (AV = atrioventrikulär) treffen, wo sie gesammelt und in bestimmten Dosierungen über feinere Strukturen (u.a. His-Bündel und Purkinje-Fasern) weitergeleitet werden.

Das gesamte System sorgt so für eine regelmäßige Pumpfunktion, die letztendlich im Auswurf des sauerstoffreichen Blutes endet. Zwar arbeiten die spezialisierten Zellen des Herzens autark, der Sinusknoten lässt sich jedoch über Sympathikus und Parasympathikus (vegetatives Nervensystem)beeinflussen (eine hohe Sympathikusaktivität beschleunigt die Frequenz des Sinusknotens, bei mehr Aktivität durch den Parasympathikus sinkt der Impuls).

Das vegetative Nervensystem ist auch verantwortlich für die Empfindungen am Herzen, die man umgangssprachlich als „Herzschmerz“ oder als „ein vor Glück zerspringendes Herz“ beschreibt. Liebeskummer bedeutet immer Stress für den Organismus. Es sind vor allem Adrenalin und Noradrenalin, die durch ihre vermehrte Anwesenheit die Puls- und Atemfrequenz, den Blutdruck und auch die Schlagfrequenz des Herzens erhöhen.

Der hohe Sympathicus-Tonus führt auch zur glykolytischen Verschiebung. Das Herz greift dann überwiegend auf Zucker zur Energie-Nutzung zurück. Dadurch sammeln sich erhöhte Konzentrationen von Pyruvat und Milchsäure an und lösen eine Azidose (Übersäuerung) aus, wenn gleichzeitig zu wenig Sauerstoff zur Verfügung steht.

Das kann leicht der Fall sein, wenn das Herz auf Hochtouren arbeitet. Die Glucose-Verbrennung erzeugt auch verstärkt freie Radikale, die ein hohes Risiko darstellen. Dies zusammen führt bei der betroffenen Person zu dem Gefühl, dass das Herz ebenfalls „leidet“, so wie man selbst in diesem Augenblick.

Ist man dagegen frisch verliebt, ist übermäßig glücklich oder hat „Schmetterlinge im Bauch“ kommt vor allem Dopamin („Glückshormon“) zum Einsatz. Es regt an, steigert die Wahrnehmungsfähigkeit, erhöht den Bewegungsdrang und wirkt so indirekt auch auf das Herz (man glaubt, am Herzen etwas zu fühlen, dies ist jedoch eher auf die Reaktionen des gesamten Organismus zurückzuführen). Aber es gibt auch so etwas wie das gebrochene Herz.

Dass die Psyche und die Herztätigkeit in einem Zusammenhang stehen, ist unbestritten. Manche Wissenschaftler interpretieren diese Einheit über die heute erwiesenen physiologischen Prozesse hinausgehend. Das Herz erzeugt, wie alle Muskeln, ein elektromagnetisches Feld. Diese physikalisch messbare „Aura“ können beispielsweise Haifische wahrnehmen und dadurch Beute auffinden und deren Zustand abschätzen.

Die Forscher vom HeartMath-Institute sind davon überzeugt, dass auch der Mensch das elektromagnetische Feld des Herzens nutzt. Sie vermuten, dass unser Gehirn durch das Feld beeinflusst wird und so Stimmungen ändert und unsere Handlungen mi bestimmt. Auch zwischenmenschlich sollen auf diese Weise Emotionen übertragen und intuitiv wahrgenommen werden.

Schlagkraft des Herzens

Je nach Allgemeinzustand liegt die Schlagkraft des Herzens bei 60 bis 80 Schlägen pro Minute (angegeben als Herzfrequenz in bpm = beats per minute). In Ruhe ist die Frequenz in der Regel vermindert, körperliche Anstrengung erhöht das Schlagvolumen, angepasst an den hierdurch vermehrten Sauerstoffbedarf des Körpers.

Das Herzminutenvolumen beschreibt die Menge an Blut, die das Herz pro Minute auswirft. Das Schlagvolumen misst die ausgeworfene Menge an Blut pro Herzschlag. Je trainierter ein Organismus ist, desto mehr Blut kann mit einem Schlag in den Kreislauf gepumpt werden. Und desto weniger Schläge pro Minute benötigt man dann, um eine gute Sauerstoffversorgung aufrecht halten zu können (z.B. bei Hochleistungssportlern zu beobachten).

Herzprobleme

Der hochkomplexe Aufbau des Herzens bietet sehr viel Angriffsfläche für Störungen und Erkrankungen. Durch verschiedenste Umstände kann die Sauerstoffversorgung über die Herzkranzgefäße behindert sein (z.B. durch Arteriosklerose, Ablagerungen, Zerstörung). Ein Mangel an Sauerstoff hat in vielen Fällen weitreichende Folgen, es droht der Herzinfarkt.

Bei schweren Störungen und einer andauernd mangelhaften Blutversorgung der Muskelzellen ist das schulmedizinische Mittel der Wahl eine Bypass-Operation. Hier werden an anderer Stelle Gefäße entnommen (z.B. Vena saphena parva aus dem Bein). Diese dienen als „Überbrückung“ und sind zum einen an Gefäße in der Umgebung des Herzens angeschlossen, zum anderen am Herzen selbst, wodurch die Blutversorgung wieder normalisiert werden kann.

Bei diesen Operationen ist aber auch immer zu fragen, ob diese auch wirklich notwendig sind oder ob die Klinik, bzw. das Krankenhaus eher ein finanzielles Interesse an der Operation hat. Auch die Krankenkassen kritisieren die stark gestiegenen Eingriffe am Herzen. Naja: Herzlich Willkommen im Dilemma der gesamten Medizin, bzw. unseres “Krankenwesens”.

Die Alternative zu den umstrittenen Eingriffen sind physikalische Methoden. Statt die Versorgung mit den größeren Gefäßen zu verbessern, kann auch die Entstehung neuer Kapillaren angestrebt werden. Bewährt hat sich hier die EECP (Externe Gegen-Pulsation, Enhanced External Counter-Pulsation). Druck-Manschetten an den Waden und Oberschenkeln werden im Herzrhythmus komprimiert. Druck wird nur dann ausgeübt, wenn das Herz Blut aufnimmt, also während der Relaxations-Phase (Diastole). Die Anwendung wird durch ein parallel laufendes EKG reguliert.

Ist die Funktion einer der Klappen gestört, betrifft dies den Strom des Blutes. Bei einer nicht gut schließenden Klappe (Insuffizienz) ist z.B. die Richtung des Blutstroms gestört, es kann Blut zurückfließen. Oder eine Klappe öffnet nicht regelmäßig, wodurch eine der Höhlen übermäßig gefüllt (und überdehnt) wird.

Anatomische Anomalien (z.B. weitere Öffnungen in den Herztrennwänden) können ebenfalls zu einer Vermischung des Blutes führen.

Ein gesundes Gefäß-System unterstützt die Herztätigkeit. Sportliche Betätigung und gesunde Ernährung sind hier geeignete Maßnahmen, um die Gefäße stark und geschmeidig zu halten. Heute wird zunehmend klar, dass nicht das Cholesterin die Ursache der Arteriosklerose ist, sondern vielmehr der hohe Zuckerverzehr. Wer sich regelmäßig draußen intensiv bewegt, tut dem Gefäß-System doppelt Gutes: Der Kreislauf wird aktiviert und das Sonnenlicht regt die Prodiktion von Stickstoffmonoxid (NO) an.

Der körpereigene Botenstoff signalisiert den Gefäßen, sich weit zu stellen. Der Barfußlauf soll eine optimale Erdung zum elektrisch negativ aufgeladenen Erdboden herstellen. So entstehen positiv geladene Ionen, die eine bessere Anhaftung des Blutes an das Endothel der Gefäße ermöglicht und den Blutfluss verbessert.

Eine weitere häufige Störung besteht darin, dass die eigenständige Reizleitung der spezialisierten Zellen beeinträchtigt ist (unter anderem Sick-Sinus-Syndrom), wodurch das Herz z.T. zu langsam oder aber auch z.T. zu schnell schlägt. So etwas nennt man auch allgemein Herzrhythmusstörungen.

Ausführlicher zu verschiedenen Herzbeschwerden, sowie Möglichkeiten der Naturheilkunde oder Alternativmedizin schreibe ich in den Beiträgen: Herzbeschwerden aus Sicht der Naturheilkunde und Herzkrankheiten und Herzprobleme.

Herzzellen erneuern sich

Bis vor einigen Jahren ging man davon aus, dass sich einmal zugrundegegangene Herzmuskelzellen nicht regenerieren können. Diese Annahme konnte mittlerweile widerlegt werden. Herzmuskelzellen können sich sehr wohl erneuern, jedoch ist die Rate sehr gering und zudem auch altersabhängig. So erneuert sich bei einem Menschen mit einem Lebensalter von 25 Jahren pro Jahr rund ein Prozent der Herzmuskelzellen.

Im hohen Alter sinkt diese Rate auf unter 0,4 Prozent ab. Dies ist eindeutig zu wenig bei Vorliegen einer Erkrankung des Herzens, weshalb der Untergang von Herzmuskelzellen (wie z.B. bei einem Infarkt) nach wie vor als lebensbedrohlich einzustufen ist.

Beitragsbild: fotolia.com

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 9.2.2020 aktualisiert.

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