Heilpflanzen

Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus): eine Heilpflanze, die den Hormon-Spiegel beeinflusst

Der Mönchspfeffer wird von den meisten Autoren zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) gezählt, nach neueren Forschungen aber zu den Eisenkrautgewächsen (Verbenaceae) gestellt. Die Gattung Vitex ist mit rund 200 Bäumen und Sträuchern in den Tropen und Subtropen der Alten Welt verbreitet.

Die Spezies Vitex agnus-castus stammt aus dem Mittelmeerraum. Die bis zu 6 m hohen Sträucher haben gefingerte, hanfähnliche Blätter und kleine violette, zweiseiten-symmetrische (zygomorphe) Blüten in ährenförmigen Blütenständen an den Triebenden.

Die geschichtlich populären Namen “Mönchspfeffer” oder auch “Keuschbaum” und “Keuschlamm” deuten schon auf die Wirkung der Pflanze hin. Auch im wissenschaftlichen Terminus spiegelt sich die einstige Nutzung wider: (agnus = Lamm, castus = keusch).

Vor allem Mönche, aber auch Nonnen nahmen die schwarzen, pfefferähnlichen Früchte als eine Art Anaphrodisiakum ein. Das “Keuchlamm” sollte das sexuelle Verlangen reduzieren.

Deswegen wuchs der Mönchspfeffer auch in fast jedem europäischen Klostergarten des Mittelalters, um die “Abkehr von weltlicher Liebe” zu erleichtern. Nebenbei würzten die Ordensleute ihre Speisen mit den Früchten, die wie Pfeffer scharf schmecken.

Die Frage, ob der Mönchspfeffer tatsächlich die Libido dämpft, konnte die Wissenschaft bisher nicht eindeutig klären. Die wenigen Studien, die sich unter anderem auch diesem Thema widmeten, zeigten keine Auswirkungen auf das Sexualverhalten unter der Einnahme solcher Präparate. Unumstritten ist jedoch, dass die Wirkstoffe der Pflanze die Ausschüttung einiger Sexual-Hormone beeinflussen.

Ein Gemisch aus sekundären Pflanzenstoffen

Inzwischen sind einige Verbindungen aus dem Sekundär-Stoffwechsel des Mönchspfeffers identifiziert. Die bioorganischen Stoffe gehören verschiedenen Substanzklassen an.

Zur Gruppe der Flavonoide gehört der mutmaßliche Hauptwirkstoff Casticin, der hauptsächlich in den Früchten vorkommt. Die Verbindung dockt an Rezeptoren der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) an, woraufhin die Hormon-Ausschüttung verändert wird.

Die Produktion des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) wird gedrosselt, sodass in beiden Geschlechtern die Aktivität der Keimdrüsen nachlässt. Die Ausschüttung von Prolactin (PRL) und dem Luteinisierendem Hormon (LH) hingegen wird angekurbelt.

Im weiblichen Geschlecht sind diese beiden Botenstoffe an der Regulation des Eisprungs beteiligt. Neben Casticin enthalten die Hartbeeren auch die Flavonoide Cynarosid, Penduletin, Chrysosplenol D und Chrysosplenetin.

Weitere Wirkstoffe des Mönchpfeffers sind Di -und Triterpene (Rotundifuran, Vitexilacton, Vitexlactam A und Oleanane sowie Ursane) und ätherische Öle (Limonen, Cineol und Pinen). Diverse Fette sind ebenfalls zu finden, aber hier weniger interessant.

Die Blätter liefern ebenfalls Casticin, wenn auch nicht in hohem Maße. Daneben sind andere Flavonoide wie Homoorientin und Isovitexin enthalten. Die Blätter produzieren auch die Iridoide Agnusid und Aucubin sowie ätherische Öl Pinen, Cineol, Farnesen, Limonen, Caryophyllen und Sabinen.

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Mönchspfeffer ist eine Heilpflanze der besonderen Art

Es ist bemerkenswert, dass eine Pflanze, die schon mit Flavonoiden das Hormonsystem beeinflusst, auch noch Ketosteroide synthetisiert. So wurden in den Blättern  17-α-Hydroxyprogesteron, Progesteron und Androstendion nachgewiesen. Die Verbindungen gehören im menschlichen Stoffwechsel zu den Sexual-Hormonen.

Es gibt bis heute eine Reihe von gut durchgeführten Studien, die belegen, dass der Mönchspfeffer äußerst effektiv ist in der Behandlung des prämenstruellen Syndroms. So werden die Hypersensitivität der Brüste, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und innere Unruhe gelindert.

Hilfe sollen die Pflanzen-Extrakte auch bei Beschwerden während der Menstruation und in den Wechseljahren bieten. Daneben wird Mönchspfeffer auch beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom) eingesetzt und bei Fruchtbarkeitsstörungen, die einer Gelbkörper-Insuffizienz zugrundeliegen.

Eine weitere Indikation ist die Hormon-Regulation bei unregelmäßigem Zyklus. Grund dafür könnte einerseits die erhöhte Produktion der Gelbkörper-Hormone sein, andererseits auch die direkte Wirkung des Progesterons in den Pflanzen.

Allerdings sind die Ergebnisse noch zu widersprüchlich und inkonsistent, als dass man hier eine allgemeingültige Therapie-Empfehlung ableiten könnte. Kompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass die Einnahme von Mönchspfeffer manchmal eine Wirkungsumkehr, also eine paradoxe Wirkung vorkommt.

Dies scheint mit der Kombination der Inhaltsstoffe und mit der Dosierung sowie der Einnahmedauer zusammenzuhängen. So ist zu beobachten, dass der Prolactin-Spiegel regelmäßig steigt, in einigen Fällen jedoch sinkt. Solche Effekte erklären auch, warum die Präparate teils als Aphrodisiaka eingesetzt werden, obwohl sie beim Mann “traditionell” ganz anders gewirkt haben sollen.

Nebenwirkungen

Verträglichkeitsstudien für den Mönchspfeffer zeigen, dass er im Allgemeinen sehr gut vertragen wird. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Übelkeit, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, menstruelle Beschwerden, Akne, Pruritus und Erythema.

Mönchspfeffer sollte allerdings nicht in der Pubertät, Schwangerschaft und während der Stillzeit eingenommen werden. Bei östrogen-empfindlichem Brustkrebs oder Tumoren der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ist ebenfalls von einer Einnahme abzuraten.

Quellen:

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Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 8.12.2020 aktualisiert.

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