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Unterzuckerung (Hypoglykämie) – Was tun? Ursachen, Symptome und Sofortmaßnahmen leicht erklärt

Unterzuckerung ist wie ein unerwarteter Sturm, der plötzlich in den Alltag einfällt. In diesem Beitrag müssen wir unterscheiden: Unterzuckerung bei Diabetikern und bei „normalen“ Menschen. Ich zeige die Unterschiede und worauf es ankommt; dabei versuche ich die medizinischen Gesichtspunkte aufzuzeigen, als auch die naturheilkundlichen Fragestellungen und Lösungen!

Das Grundproblem: Energie im Ungleichgewicht

Unser Körper ist auf einen stabilen Blutzuckerspiegel angewiesen, um alle Zellen – besonders im Gehirn – mit Energie zu versorgen. Fällt der Blutzucker unter einen kritischen Wert, wird es gefährlich. Bei Diabetikern entsteht die Hypoglykämie meist durch eine falsche Dosierung von Insulin oder blutzuckersenkenden Medikamenten. Doch auch Nicht-Diabetiker können betroffen sein, etwa durch unregelmäßige Ernährung, intensiven Sport oder Alkoholgenuss.

Die Symptome mögen ähnlich sein, aber die Ursachen und langfristigen Risiken unterscheiden sich. Schauen wir uns beide Gruppen genauer an.

Hypoglykämie bei Diabetikern: Die Gratwanderung mit Insulin

Ursachen:
Diabetiker kämpfen häufig mit einem instabilen Blutzucker, insbesondere bei:

  • Zu viel Insulin oder blutzuckersenkenden Medikamenten.
  • Ausgelassenen Mahlzeiten oder längeren Fastenphasen.
  • Unerwarteter körperlicher Aktivität ohne ausreichende Kohlenhydratzufuhr.

Symptome:

Diabetiker erkennen die typischen Warnsignale oft schneller:

  • Zittern, Schwitzen, Herzrasen.
  • Plötzlicher Hunger, Gereiztheit oder Nervosität.
  • In schweren Fällen Verwirrtheit, Sehstörungen und Bewusstlosigkeit.

Soforthilfe:

  • Traubenzucker oder Süßes konsumieren: Fünf Gramm Traubenzucker reichen oft aus, um den Blutzucker rasch zu stabilisieren. Alternativ hilft ein Glas süßer Saft.
  • Blutzuckerkontrolle nach 15 Minuten: Liegt der Wert weiterhin niedrig, muss nachgelegt werden.
  • Bewusstlosigkeit: Hier ist Vorsicht geboten: Notruf wählen, Person in die stabile Seitenlage bringen, aber nichts einflößen.

Prävention:

  • Regelmäßige Blutzuckermessungen.
  • Immer einen Notfallvorrat an Traubenzucker griffbereit haben.
  • Mahlzeiten und Insulintherapie individuell abstimmen.

Hypoglykämie bei Nicht-Diabetikern: Ein oft unterschätztes Phänomen

Ursachen:
Hier sind die Mechanismen andere, aber nicht weniger ernst:

  1. Unregelmäßige Ernährung: Längeres Fasten, Diäten oder das Überspringen von Mahlzeiten. Das ist aber nur ein Problem, wenn diese Menschen das nicht gewohnt sind und die entsprechende Stoffwechselleistung nicht erbracht werden kann. Ich habe dazu hier mehr geschrieben: Der Fastenstoffwechsel: Körperliche und seelische Umstimmung durch Fasten
  2. Sportliche Belastung: Intensive körperliche Aktivitäten können die Glykogenspeicher erschöpfen. Auch das ist eigentlich kein Problem, wenn der Stoffwechsel das leisten kann, siehe oben zum Fastenstoffwechsel.
  3. Alkohol auf leeren Magen: Alkohol hemmt die Zuckerfreisetzung aus der Leber und kann ein Problem sein.
  4. Hormonelle Störungen: Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Nebenniereninsuffizienz beeinflussen den Blutzucker. So etwas sollte untersucht und ausgeschlossen werden.
  5. Reaktive Hypoglykämie: Reaktive Hypoglykämie, auch postprandiale Hypoglykämie genannt, tritt auf, wenn der Blutzucker nach einer Mahlzeit mit vielen schnell verdaulichen Kohlenhydraten zunächst stark ansteigt und dann abrupt absinkt. Der Grund liegt in einer übermäßigen Reaktion des Körpers auf den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Das ist der Fall wenn man Süßes ist (z.B. Schokolade oder leicht verdauliche Zucker wie Pommes).
  6. Candida-Belastung: Ein wiederkehrendes Auftreten von reaktiver Hypoglykämie bei Nicht-Diabetikern kann auf eine systemische oder lokale Überwucherung mit Candida albicans hinweisen. Diese Hefepilze, die natürlicherweise in unserem Körper vorkommen, können unter bestimmten Bedingungen außer Kontrolle geraten und Symptome verursachen, die unter anderem mit Schwankungen des Blutzuckerspiegels zusammenhängen. Mehr dazu im Beitrag: Darmpilze – Was tun bei Darmpilz Candida Albicans?

Symptome:
Wie bei Diabetikern sendet der Körper Warnsignale:

  • Zittern, Schwächegefühl, plötzlicher Heißhunger.
  • Schwindel, Konzentrationsstörungen oder Müdigkeit, besonders nach Mahlzeiten.
  • Gereiztheit oder ungewöhnliche Emotionen.

Soforthilfe:

  • Auch hier ist die schnell verfügbare Zuckerversorgung entscheidend. Ein Stück Traubenzucker oder ein Glas Saft bringt schnelle Linderung.
  • Nach der Akutphase sollten komplexe Kohlenhydrate (z. B. Vollkornbrot) gegessen werden, um den Blutzucker langfristig zu stabilisieren.

Ärztliche Abklärung: Wann wird es ernst?

Sowohl Diabetiker als auch Nicht-Diabetiker sollten wiederkehrende oder schwere Unterzuckerungen ernst nehmen. Während bei Diabetikern meist Anpassungen in der Therapie erforderlich sind, könnten bei Nicht-Diabetikern ernsthafte Grunderkrankungen vorliegen, wie ein Insulinom oder hormonelle Störungen. Häufige Symptome wie extreme Müdigkeit oder Schwäche sollten daher immer abgeklärt werden.

Aus Sicht der Naturheilkunde kann wesentlich mehr getan werden. Deshalb:

Naturheilkunde, Alternativmedizin & Hausmittel

Ernährung

Die richtige Ernährung spielt eine Schlüsselrolle im Umgang mit Unterzuckerung (Hypoglykämie). Da die Ursachen und physiologischen Bedingungen bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern unterschiedlich sind, erfordert jede Gruppe spezifische Strategien. Hier sind Ernährungstipps, um eine akute Unterzuckerung zu bewältigen und langfristig vorzubeugen:

1. Soforthilfe bei akuter Unterzuckerung

Diabetiker

  • Schnell verdauliche Kohlenhydrate:
    • 15–20 Gramm Traubenzucker (z. B. 3–4 Plättchen Traubenzucker).
    • Alternativ: Ein Glas Fruchtsaft (ca. 200 ml) oder 1 Esslöffel Honig.
  • Nach 15 Minuten Blutzucker messen:
    Liegt der Blutzucker weiterhin unter 70 mg/dl, erneut schnell verfügbare Kohlenhydrate zuführen.
  • Langsame Kohlenhydrate nachreichen:
    Um einen erneuten Abfall zu vermeiden, sollte nach der Soforthilfe eine kleine Mahlzeit mit komplexen Kohlenhydraten und Proteinen eingenommen werden (z. B. eine Scheibe Vollkornbrot mit Käse).

Nicht-Diabetiker

  • Schnelle Zuckerversorgung:
    • Ein Glas Fruchtsaft, ein Teelöffel Zucker in Wasser gelöst oder eine Banane.
  • Stabilisierung durch komplexe Kohlenhydrate:
    • Nach der ersten Erholung sollten ballaststoffreiche Lebensmittel wie Haferflocken oder Vollkornprodukte gegessen werden, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.

2. Langfristige Ernährung zur Vorbeugung

Diabetiker

  • Regelmäßige Mahlzeiten:
    • Kleine, ausgewogene Mahlzeiten alle 3–4 Stunden vermeiden extreme Blutzuckerschwankungen.
  • Komplexe Kohlenhydrate bevorzugen:
    • Vollkornprodukte, Quinoa, brauner Reis und Hülsenfrüchte sorgen für einen langsamen, stabilen Anstieg des Blutzuckers.
  • Protein und Fett einbinden:
    • Proteine und gesunde Fette (z. B. Nüsse, Avocado, Olivenöl) bremsen die Zuckeraufnahme und halten den Blutzucker stabil.
  • Zuckerfallen meiden:
    • Lebensmittel mit hohem glykämischem Index wie Süßigkeiten oder Softdrinks können extreme Blutzuckerschwankungen fördern.
  • Individuelle Insulindosierung beachten:
    • Die Kohlenhydratzufuhr sollte genau mit der Insulintherapie abgestimmt werden.

Nicht-Diabetiker

  • Regelmäßige Essenszeiten:
    • Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt verhindern abrupte Blutzuckerabfälle.
  • Hochwertige Kohlenhydrate mit Ballaststoffen:
    • Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte stabilisieren den Blutzucker langfristig.
  • Kombination von Nährstoffen:
    • Kohlenhydrate immer mit Proteinen oder gesunden Fetten kombinieren, z. B. Apfel mit Mandelmus oder Vollkornbrot mit Ei.
  • Zucker reduzieren:
  • Achtsam mit Alkohol:
    • Alkohol sollte nicht auf leeren Magen konsumiert werden, da er die Glukosefreisetzung aus der Leber blockieren kann.

Lebensmittel die generell helfen:

Einige Lebensmittel sind besonders hilfreich, um Unterzuckerungen vorzubeugen oder sie sanft auszugleichen:

  • Für Diabetiker und Nicht-Diabetiker:
    • Nüsse (z. B. Mandeln, Walnüsse): liefern gesunde Fette und Eiweiß.
    • Chia- oder Leinsamen: ballaststoffreich und blutzuckerstabilisierend.
    • Beeren (z. B. Blaubeeren): liefern Fruchtzucker in Kombination mit Ballaststoffen.
    • Naturjoghurt: stabilisiert den Blutzucker durch Proteine und milde Kohlenhydrate.
  • Zusätzlich für Nicht-Diabetiker:
    • Bitterstoffe (z. B. Chicorée oder Löwenzahntee): fördern die Blutzuckerregulation.
    • Kräuter und Gewürze wie Zimt: können blutzuckerregulierend wirken. Vor allem Zimt ist ausgezeichnet. Achten Sie aber auf die Zimtsorte, siehe: Heilmittel Zimt – Eigenschaften, Wirkung und Anwendung

Heilpflanzen

Heilpflanzen bieten eine sanfte, aber wirkungsvolle Unterstützung, um den Blutzucker zu stabilisieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Zimt, insbesondere die Varianten Cinnamomum verum (Ceylon-Zimt) oder Cinnamomum cassia, verbessert die Insulinsensitivität und hilft, Blutzuckerschwankungen zu minimieren. Die empfohlene Dosierung beträgt 1/2 bis 1 Teelöffel (ca. 2–4 Gramm) Zimtpulver täglich, das sich gut in warme Getränke oder Speisen integrieren lässt. Alternativ kann auch Zimttee verwendet werden, indem man 1–2 Zimtstangen in heißem Wasser ziehen lässt.

Eine weitere effektive Heilpflanze ist Bockshornklee. Die Samen fördern die Zuckeraufnahme in den Zellen und verbessern die Insulinwirkung. Für eine optimale Wirkung empfiehlt sich, 1 Teelöffel (ca. 5 Gramm) der Samen über Nacht in Wasser einzuweichen und morgens auf nüchternen Magen zu verzehren. Alternativ kann der Tee aus 1–2 Teelöffeln zerstoßener Samen in heißem Wasser zubereitet werden.

Auch Bittermelone, bekannt aus der asiatischen Medizin, zeigt bemerkenswerte Effekte. Sie senkt den Blutzucker und reguliert die Insulinproduktion. Der frische Saft ist besonders wirkungsvoll; hier werden 30–50 ml täglich empfohlen. Alternativ kann ein Tee aus getrockneten Bittermelonenstücken zubereitet werden, indem 1 Teelöffel in 250 ml Wasser gekocht wird.

Gymnema Sylvestre, eine traditionelle Pflanze aus der indischen Ayurveda-Heilkunde, ergänzt die Blutzuckerregulation durch ihre Fähigkeit, die Zuckeraufnahme im Darm zu hemmen und Heißhunger auf Süßes zu reduzieren. Die empfohlene Dosierung beträgt 400–600 mg eines standardisierten Extrakts pro Tag, idealerweise vor den Hauptmahlzeiten. Gymnema kann auch als Tee genossen werden, indem 1 Teelöffel getrocknete Blätter in heißem Wasser aufgebrüht wird.

Es gibt auch gute Allroundmittel die zahlreiche Stoffe kombinieren, wie zum Beispiel: Diabetichron von Vitabasix – Eine Beurteilung des Präparates

Orthomolekular-Medizin

Empfohlene Tagesdosis:

Vitamin C:
1-2 g: Kann die Blutzuckerregulation verbessern.

Vitamin-B-Komplex
Ein vernünftiger Vitamin B Komplex darf mind. 50 mg Thiamin (B1), Niacin und Vitamin B6 enthalten. Vitamine des B-Komplexes sind unabdingbar für den Glukoseabbau.

Chrom
200 µg oder 20 g Bierhefe: Bierhefe enthält einen natürlichen Glukosetoleranzfaktor, Chrom ist ein wichtiger Bestandteil davon.

Magnesium
400-600 mg: Verbessert die Blutzuckerkontrolle durch Erhöhung der Insulin-Sensibilität.

Multimineral-Supplement: Reich an ZinkMangan, Magnesium und Kalium.

Säure-Basen-Haushalt

Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann nicht nur den Blutzucker destabilisieren, sondern auch den Säure-Basen-Haushalt des Körpers beeinflussen. Der Zusammenhang wird oft übersehen, ist jedoch entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden.

Wenn der Blutzucker stark absinkt, reagiert der Körper mit Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol, die den Säuregehalt im Körper erhöhen können. Gleichzeitig kann der Energiemangel dazu führen, dass der Körper auf Fettreserven zurückgreift und Ketonkörper produziert. Diese Übersäuerung, insbesondere bei wiederholter Unterzuckerung, belastet den Stoffwechsel und kann Symptome wie Müdigkeit, Schwindel und Muskelschmerzen verstärken.

Besonders gefährdet: Diabetiker, bei denen es im Extremfall zur gefährlichen Ketoazidose kommen kann, sowie Nicht-Diabetiker, die durch eine säurebildende Ernährung (z. B. Zucker, Fleisch, Kaffee) anfälliger für eine latente Übersäuerung sind.

Was hilft? Dazu hatte ich oben beim Abschnitt Ernährung bereits Wichtiges geschrieben. Hier nochmal wichtige Eckpunkte:

  • Basenbildende Lebensmittel: Gemüse, Kräuter, Mandeln und Zitronenwasser helfen, den Säure-Basen-Haushalt auszugleichen. Mehr dazu: Basische Lebensmittel – Eine ausführliche Tabelle
  • Reduktion von Säurebildnern: Zucker, Weißmehlprodukte und Alkohol sollten reduziert werden, um den Stoffwechsel zu entlasten.
  • Regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten: Diese verhindern starke Blutzuckerschwankungen und schützen den Säure-Basen-Haushalt.

Sonstiges

Sport kann Diabetes nicht nur vorbeugen helfen, sondern bei einem Diabetes Typ 2 auch zur Sensibilitäts-Steigerung von Insulin beitragen. Besonders wirksam ist eine kurzzeitige maximale Auslastung bis in den anaeroben Bereich. Empfehlenswert ist hier das hochintensives Intervalltraining (HIIT) beitragen.

Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 8.12.2024 umfassend überarbeitet und aktualisiert.

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