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Unterzuckerung ist wie ein unerwarteter Sturm, der plötzlich in den Alltag einfällt. In diesem Beitrag müssen wir unterscheiden: Unterzuckerung bei Diabetikern und bei „normalen“ Menschen. Ich zeige die Unterschiede und worauf es ankommt; dabei versuche ich die medizinischen Gesichtspunkte aufzuzeigen, als auch die naturheilkundlichen Fragestellungen und Lösungen!

Das Grundproblem: Energie im Ungleichgewicht

Unser Körper ist auf einen stabilen Blutzuckerspiegel angewiesen, um alle Zellen – besonders im Gehirn – mit Energie zu versorgen. Fällt der Blutzucker unter einen kritischen Wert, wird es gefährlich. Bei Diabetikern entsteht die Hypoglykämie meist durch eine falsche Dosierung von Insulin oder blutzuckersenkenden Medikamenten. Doch auch Nicht-Diabetiker können betroffen sein, etwa durch unregelmäßige Ernährung, intensiven Sport oder Alkoholgenuss.

Die Symptome mögen ähnlich sein, aber die Ursachen und langfristigen Risiken unterscheiden sich. Schauen wir uns beide Gruppen genauer an.

Hypoglykämie bei Diabetikern: Die Gratwanderung mit Insulin

Ursachen:
Diabetiker kämpfen häufig mit einem instabilen Blutzucker, insbesondere bei:

  • Zu viel Insulin oder blutzuckersenkenden Medikamenten.
  • Ausgelassenen Mahlzeiten oder längeren Fastenphasen.
  • Unerwarteter körperlicher Aktivität ohne ausreichende Kohlenhydratzufuhr.

Symptome:

Diabetiker erkennen die typischen Warnsignale oft schneller:

  • Zittern, Schwitzen, Herzrasen.
  • Plötzlicher Hunger, Gereiztheit oder Nervosität.
  • In schweren Fällen Verwirrtheit, Sehstörungen und Bewusstlosigkeit.

Soforthilfe:

  • Traubenzucker oder Süßes konsumieren: Fünf Gramm Traubenzucker reichen oft aus, um den Blutzucker rasch zu stabilisieren. Alternativ hilft ein Glas süßer Saft.
  • Blutzuckerkontrolle nach 15 Minuten: Liegt der Wert weiterhin niedrig, muss nachgelegt werden.
  • Bewusstlosigkeit: Hier ist Vorsicht geboten: Notruf wählen, Person in die stabile Seitenlage bringen, aber nichts einflößen.

Prävention:

  • Regelmäßige Blutzuckermessungen.
  • Immer einen Notfallvorrat an Traubenzucker griffbereit haben.
  • Mahlzeiten und Insulintherapie individuell abstimmen.

Hypoglykämie bei Nicht-Diabetikern: Ein oft unterschätztes Phänomen

Ursachen:
Hier sind die Mechanismen andere, aber nicht weniger ernst:

  1. Unregelmäßige Ernährung: Längeres Fasten, Diäten oder das Überspringen von Mahlzeiten. Das ist aber nur ein Problem, wenn diese Menschen das nicht gewohnt sind und die entsprechende Stoffwechselleistung nicht erbracht werden kann. Ich habe dazu hier mehr geschrieben: Der Fastenstoffwechsel: Körperliche und seelische Umstimmung durch Fasten
  2. Sportliche Belastung: Intensive körperliche Aktivitäten können die Glykogenspeicher erschöpfen. Auch das ist eigentlich kein Problem, wenn der Stoffwechsel das leisten kann, siehe oben zum Fastenstoffwechsel.
  3. Alkohol auf leeren Magen: Alkohol hemmt die Zuckerfreisetzung aus der Leber und kann ein Problem sein.
  4. Hormonelle Störungen: Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Nebenniereninsuffizienz beeinflussen den Blutzucker. So etwas sollte untersucht und ausgeschlossen werden.
  5. Reaktive Hypoglykämie: Reaktive Hypoglykämie, auch postprandiale Hypoglykämie genannt, tritt auf, wenn der Blutzucker nach einer Mahlzeit mit vielen schnell verdaulichen Kohlenhydraten zunächst stark ansteigt und dann abrupt absinkt. Der Grund liegt in einer übermäßigen Reaktion des Körpers auf den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Das ist der Fall wenn man Süßes ist (z.B. Schokolade oder leicht verdauliche Zucker wie Pommes).
  6. Candida-Belastung: Ein wiederkehrendes Auftreten von reaktiver Hypoglykämie bei Nicht-Diabetikern kann auf eine systemische oder lokale Überwucherung mit Candida albicans hinweisen. Diese Hefepilze, die natürlicherweise in unserem Körper vorkommen, können unter bestimmten Bedingungen außer Kontrolle geraten und Symptome verursachen, die unter anderem mit Schwankungen des Blutzuckerspiegels zusammenhängen. Mehr dazu im Beitrag: Darmpilze – Was tun bei Darmpilz Candida Albicans?

Symptome:
Wie bei Diabetikern sendet der Körper Warnsignale:

  • Zittern, Schwächegefühl, plötzlicher Heißhunger.
  • Schwindel, Konzentrationsstörungen oder Müdigkeit, besonders nach Mahlzeiten.
  • Gereiztheit oder ungewöhnliche Emotionen.

Soforthilfe:

  • Auch hier ist die schnell verfügbare Zuckerversorgung entscheidend. Ein Stück Traubenzucker oder ein Glas Saft bringt schnelle Linderung.
  • Nach der Akutphase sollten komplexe Kohlenhydrate (z. B. Vollkornbrot) gegessen werden, um den Blutzucker langfristig zu stabilisieren.

Während Übergewicht leicht erkannt wird und die Gesellschaft durch gezielte Information bereits hinreichend für die Problematik sensibilisiert ist, herrscht beim Thema Untergewicht oft noch gefährliches Unwissen, dazu hier in meinem Artikel mehr:

Ärztliche Abklärung: Wann wird es ernst?

Sowohl Diabetiker als auch Nicht-Diabetiker sollten wiederkehrende oder schwere Unterzuckerungen ernst nehmen. Während bei Diabetikern meist Anpassungen in der Therapie erforderlich sind, könnten bei Nicht-Diabetikern ernsthafte Grunderkrankungen vorliegen, wie ein Insulinom oder hormonelle Störungen. Häufige Symptome wie extreme Müdigkeit oder Schwäche sollten daher immer abgeklärt werden.

Aus Sicht der Naturheilkunde kann wesentlich mehr getan werden. Deshalb:

Naturheilkunde, Alternativmedizin & Hausmittel

Ernährung

Die richtige Ernährung spielt eine Schlüsselrolle im Umgang mit Unterzuckerung (Hypoglykämie). Da die Ursachen und physiologischen Bedingungen bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern unterschiedlich sind, erfordert jede Gruppe spezifische Strategien. Hier sind Ernährungstipps, um eine akute Unterzuckerung zu bewältigen und langfristig vorzubeugen:

1. Soforthilfe bei akuter Unterzuckerung

Diabetiker

  • Schnell verdauliche Kohlenhydrate:
    • 15–20 Gramm Traubenzucker (z. B. 3–4 Plättchen Traubenzucker).
    • Alternativ: Ein Glas Fruchtsaft (ca. 200 ml) oder 1 Esslöffel Honig.
  • Nach 15 Minuten Blutzucker messen:
    Liegt der Blutzucker weiterhin unter 70 mg/dl, erneut schnell verfügbare Kohlenhydrate zuführen.
  • Langsame Kohlenhydrate nachreichen:
    Um einen erneuten Abfall zu vermeiden, sollte nach der Soforthilfe eine kleine Mahlzeit mit komplexen Kohlenhydraten und Proteinen eingenommen werden (z. B. eine Scheibe Vollkornbrot mit Käse).

Nicht-Diabetiker

  • Schnelle Zuckerversorgung:
    • Ein Glas Fruchtsaft, ein Teelöffel Zucker in Wasser gelöst oder eine Banane.
  • Stabilisierung durch komplexe Kohlenhydrate:
    • Nach der ersten Erholung sollten ballaststoffreiche Lebensmittel wie Haferflocken oder Vollkornprodukte gegessen werden, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.

2. Langfristige Ernährung zur Vorbeugung

Diabetiker

  • Regelmäßige Mahlzeiten:
    • Kleine, ausgewogene Mahlzeiten alle 3–4 Stunden vermeiden extreme Blutzuckerschwankungen.
  • Komplexe Kohlenhydrate bevorzugen:
    • Vollkornprodukte, Quinoa, brauner Reis und Hülsenfrüchte sorgen für einen langsamen, stabilen Anstieg des Blutzuckers.
  • Protein und Fett einbinden:
    • Proteine und gesunde Fette (z. B. Nüsse, Avocado, Olivenöl) bremsen die Zuckeraufnahme und halten den Blutzucker stabil.
  • Zuckerfallen meiden:
    • Lebensmittel mit hohem glykämischem Index wie Süßigkeiten oder Softdrinks können extreme Blutzuckerschwankungen fördern.
  • Individuelle Insulindosierung beachten:
    • Die Kohlenhydratzufuhr sollte genau mit der Insulintherapie abgestimmt werden.

Nicht-Diabetiker

  • Regelmäßige Essenszeiten:
    • Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt verhindern abrupte Blutzuckerabfälle.
  • Hochwertige Kohlenhydrate mit Ballaststoffen:
    • Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte stabilisieren den Blutzucker langfristig.
  • Kombination von Nährstoffen:
    • Kohlenhydrate immer mit Proteinen oder gesunden Fetten kombinieren, z. B. Apfel mit Mandelmus oder Vollkornbrot mit Ei.
  • Zucker reduzieren:
  • Achtsam mit Alkohol:
    • Alkohol sollte nicht auf leeren Magen konsumiert werden, da er die Glukosefreisetzung aus der Leber blockieren kann.

Lebensmittel die generell helfen:

Einige Lebensmittel sind besonders hilfreich, um Unterzuckerungen vorzubeugen oder sie sanft auszugleichen:

  • Für Diabetiker und Nicht-Diabetiker:
    • Nüsse (z. B. Mandeln, Walnüsse): liefern gesunde Fette und Eiweiß.
    • Chia- oder Leinsamen: ballaststoffreich und blutzuckerstabilisierend.
    • Beeren (z. B. Blaubeeren): liefern Fruchtzucker in Kombination mit Ballaststoffen.
    • Naturjoghurt: stabilisiert den Blutzucker durch Proteine und milde Kohlenhydrate.
  • Zusätzlich für Nicht-Diabetiker:
    • Bitterstoffe (z. B. Chicorée oder Löwenzahntee): fördern die Blutzuckerregulation.
    • Kräuter und Gewürze wie Zimt: können blutzuckerregulierend wirken. Vor allem Zimt ist ausgezeichnet. Achten Sie aber auf die Zimtsorte, siehe: Heilmittel Zimt – Eigenschaften, Wirkung und Anwendung

Heilpflanzen

Heilpflanzen bieten eine sanfte, aber wirkungsvolle Unterstützung, um den Blutzucker zu stabilisieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Zimt, insbesondere die Varianten Cinnamomum verum (Ceylon-Zimt) oder Cinnamomum cassia, verbessert die Insulinsensitivität und hilft, Blutzuckerschwankungen zu minimieren. Die empfohlene Dosierung beträgt 1/2 bis 1 Teelöffel (ca. 2–4 Gramm) Zimtpulver täglich, das sich gut in warme Getränke oder Speisen integrieren lässt. Alternativ kann auch Zimttee verwendet werden, indem man 1–2 Zimtstangen in heißem Wasser ziehen lässt.

Eine weitere effektive Heilpflanze ist Bockshornklee. Die Samen fördern die Zuckeraufnahme in den Zellen und verbessern die Insulinwirkung. Für eine optimale Wirkung empfiehlt sich, 1 Teelöffel (ca. 5 Gramm) der Samen über Nacht in Wasser einzuweichen und morgens auf nüchternen Magen zu verzehren. Alternativ kann der Tee aus 1–2 Teelöffeln zerstoßener Samen in heißem Wasser zubereitet werden.

Auch Bittermelone, bekannt aus der asiatischen Medizin, zeigt bemerkenswerte Effekte. Sie senkt den Blutzucker und reguliert die Insulinproduktion. Der frische Saft ist besonders wirkungsvoll; hier werden 30–50 ml täglich empfohlen. Alternativ kann ein Tee aus getrockneten Bittermelonenstücken zubereitet werden, indem 1 Teelöffel in 250 ml Wasser gekocht wird.

Gymnema Sylvestre, eine traditionelle Pflanze aus der indischen Ayurveda-Heilkunde, ergänzt die Blutzuckerregulation durch ihre Fähigkeit, die Zuckeraufnahme im Darm zu hemmen und Heißhunger auf Süßes zu reduzieren. Die empfohlene Dosierung beträgt 400–600 mg eines standardisierten Extrakts pro Tag, idealerweise vor den Hauptmahlzeiten. Gymnema kann auch als Tee genossen werden, indem 1 Teelöffel getrocknete Blätter in heißem Wasser aufgebrüht wird.

Es gibt auch gute Allroundmittel die zahlreiche Stoffe kombinieren, wie zum Beispiel: Diabetichron von Vitabasix – Eine Beurteilung des Präparates

Orthomolekular-Medizin

Empfohlene Tagesdosis:

Vitamin C:
1-2 g: Kann die Blutzuckerregulation verbessern.

Vitamin-B-Komplex
Ein vernünftiger Vitamin B Komplex darf mind. 50 mg Thiamin (B1), Niacin und Vitamin B6 enthalten. Vitamine des B-Komplexes sind unabdingbar für den Glukoseabbau.

Chrom
200 µg oder 20 g Bierhefe: Bierhefe enthält einen natürlichen Glukosetoleranzfaktor, Chrom ist ein wichtiger Bestandteil davon.

Magnesium
400-600 mg: Verbessert die Blutzuckerkontrolle durch Erhöhung der Insulin-Sensibilität.

Multimineral-Supplement: Reich an ZinkMangan, Magnesium und Kalium.

Säure-Basen-Haushalt

Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann nicht nur den Blutzucker destabilisieren, sondern auch den Säure-Basen-Haushalt des Körpers beeinflussen. Der Zusammenhang wird oft übersehen, ist jedoch entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden.

Wenn der Blutzucker stark absinkt, reagiert der Körper mit Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol, die den Säuregehalt im Körper erhöhen können. Gleichzeitig kann der Energiemangel dazu führen, dass der Körper auf Fettreserven zurückgreift und Ketonkörper produziert. Diese Übersäuerung, insbesondere bei wiederholter Unterzuckerung, belastet den Stoffwechsel und kann Symptome wie Müdigkeit, Schwindel und Muskelschmerzen verstärken.

Besonders gefährdet: Diabetiker, bei denen es im Extremfall zur gefährlichen Ketoazidose kommen kann, sowie Nicht-Diabetiker, die durch eine säurebildende Ernährung (z. B. Zucker, Fleisch, Kaffee) anfälliger für eine latente Übersäuerung sind.

Was hilft? Dazu hatte ich oben beim Abschnitt Ernährung bereits Wichtiges geschrieben. Hier nochmal wichtige Eckpunkte:

  • Basenbildende Lebensmittel: Gemüse, Kräuter, Mandeln und Zitronenwasser helfen, den Säure-Basen-Haushalt auszugleichen. Mehr dazu: Basische Lebensmittel – Eine ausführliche Tabelle
  • Reduktion von Säurebildnern: Zucker, Weißmehlprodukte und Alkohol sollten reduziert werden, um den Stoffwechsel zu entlasten.
  • Regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten: Diese verhindern starke Blutzuckerschwankungen und schützen den Säure-Basen-Haushalt.

Sonstiges

Sport kann Diabetes nicht nur vorbeugen helfen, sondern bei einem Diabetes Typ 2 auch zur Sensibilitäts-Steigerung von Insulin beitragen. Besonders wirksam ist eine kurzzeitige maximale Auslastung bis in den anaeroben Bereich. Empfehlenswert ist hier das hochintensives Intervalltraining (HIIT) beitragen.

Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 8.12.2024 umfassend überarbeitet und aktualisiert.

Bevor ich auf die „tollen“ Wirkungen des Berbreins zu sprechen komme, vorab erst einmal was das ist und wo es vorkommt.

Also: Berberin ist keine Heilpflanze an sich, sodern ein gelbfarbenes Alkaloid, welches in einer Reihe von Pflanzen vorkommt, wie zum Beispiel:

  • Berberitze,
  • Schöllkraut,
  • Gelbwurzel,
  • Streifenfarnblättriger Goldfaden,
  • Gewöhnliche Mahonie,
  • Korkbäume.

Mehr zu den Alkaloiden (was das ist und was die machen), inklusive einem Streifzug über das Berberin finden Sie übrigens in meinem Beitrag: Alkaloide: Anwendung, Wirkung und Nutzen.

Abb.1: Hier das Schöllkraut in der Blüte, das auch Berberin enthält.

Berberin Wirkungen

Dort zitierte ich auch eine Studie, dass Berberin eine Reihe von Wirkungen zu haben scheint, als da sind:

  • Anti-bakteriell,
  • entzündungshemmend,
  • immunmodulierend,
  • anti-diabetisch,
  • Krebs verhindernd

und noch ein paar mehr.

Berberin soll übrigens auch bei Nahrungsmittelvergiftungen wirken.

Und damit sind wir schon voll im Thema!

Anwendungen von Berberin

Die Substanz kann oral oder auch topisch angewendet werden, wie zum Beispiel bei Wunden. Erhältlich sind Präparate als Tinkturen oder Kapseln. Gastrointestinale Probleme sprechen gut auf Berberin an.

Zu Beginn der Einnahme kann es zur Umstellung der Darmflora kommen und so den Anschein einer darmschädigenden Wirkung hervorrufen.

In diesem Falle ist die Dosierung von dreimal 500 Milligramm am Tag auf 300 Milligramm täglich herabzusetzen, bis die Beschwerden verschwinden.

Bei Fortbestehen des Problems sollte die niedrige Dosierung beibehalten werden. Statt der handelsüblichen Zubereitungen können natürlich auch die Pflanzen verzehrt werden, die Berberin enthalten.

Mit dem Verzehr oder der Einnahme sollte vor einer Mahlzeit begonnen werden, die reich an Kohlenhydraten ist.

Weitere Wirkungen

Es gibt jetzt neuere Arbeiten und Erkenntnisse, die das Potential von Berberin weit über die alten anti-mikrobiellen Fähigkeiten hinaus auszuweiten scheinen.

Ein kurzer Blick auf PubMed zeigt über 4000 Arbeiten, die direkt oder indirekt mit der Substanz zu tun haben.

Der „neue“ Aspekt: Das AMPK

Rund 100 Arbeiten seit 2006 behandeln einen neuen Aspekt von Berberin. Und das ist die Fähigkeit, die Adenosin-Mono-Phosphat-aktivierte-Protein-Kinase (AMPK) zu aktivieren.

Es handelt sich hier um ein Enzym, das auch als „metabolischer Hauptschalter“ bezeichnet wird. Grund hierfür ist seine zentrale Rolle bei metabolischen Prozessen der Zelle.

AMPK induziert (veranlasst) nämlich eine Kaskade an Ereignissen innerhalb der Zelle, die alle am Erhalt der Energie-Homöostase beteiligt sind.

Das Enzym reguliert hier verschiedene biologische Aktivitäten, die die Stabilität von Lipid-, Glukose- und Energiestoffwechsel bestimmen. Werden diese AMPK-regulierten Aktivitäten unterbrochen, mündet dies in dem Auftreten des metabolischen Syndroms, welches wiederum unphysiologisch hohe Blutzuckerspiegel, Diabetes, abnormale Lipidwerte und Energieverlust umfasst.

Interessant ist, dass AMPK die physiologisch notwendige Reaktion auf diese Stressfaktoren zu koordinieren scheint. Es leitet die vorhandenen Energiereserven um in Richtung Zellreparatur, Regeneration und Zell-Homöostase, was die Wahrscheinlichkeit des Überlebens signifikant erhöht.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Heilpflanzen-Newsletter dazu an. Darin geht es im Wesentlichen um Heilpflanzen, aber auch um Bachblüten oder Homöopathische Mittel:

Jetzt wird´s spannend:

Leptin und Adiponektin (daneben auch Adenosinmono-Phosphat, Name!) aktivieren AMPK. Oder mit anderen Worten: Die Aktivierung von AMPK scheint die gleichen Vorteile zu erzeugen wie körperliche Aktivität, Fasten und Gewichtsreduktion.

Die Blockade von AMPK dagegen erzeugt alle die Nachteile, die wir von einer kohlehydratreichen Ernährung her kennen verbunden mit einem gleichzeitigen Mangel an körperlicher Aktivität.

Resveratrol ist übrigens eine weitere Substanz, die AMPK aktivieren kann.

Die Adenosin-Mono-Phosphat-aktivierte-Protein-Kinase ist ein Nährstoffsensor der Zelle, der auch von Diabetesmedikamenten wie Metformin beeinflusst wird. Wie es den Anschein hat, ist dieser Sensor besonders wichtig für die physiologischen Wirkungen, die vom Berberin ausgehen.

Wirkungsweise

Wie gesagt, Berberin aktiviert AMPK in Abhängigkeit von der Dosierung.

Wie Berberin dies bewerkstelligt, ist noch nicht vollkommen verstanden worden. Es gibt Hinweise, dass der Komplex I der mitochondrialen Elektronentransportkette gehemmt wird, was auch bei der Gabe von Metformin und Rosiglitazon geschieht. Dies erklärt den blutzuckersenkenden Effekt von Berberin.

Die AMPK-Aktivierung durch Berberin bewirkt zudem in den Leberzellen eine Hemmung der Cholesterin- und Triglyzeridsynthese.

Eine Reihe von weiteren Untersuchungen hat gezeigt, dass die Aktivierung auch in anderen Körperzellen stattfindet, wie den Fett-, Skelettmuskel- und Nervenzellen.

Einfluss auf Telomere – Anti-Aging

Und in diesem Zusammenhang ist es interessant, dass AMPK auch die Telomere zu beeinflussen scheint.

Durch die Bindung mit dem Enzym Telomerase kommt es zu einem Wachstumsstopp der Zelle, was für die Behandlung von Krebserkrankungen interessant ist.

Man diskutiert jetzt auch die Frage, die inzwischen auch bei der Kalorienrestriktion diskutiert wird: Könnte Berberin auch in der Lage sein, über diesen Mechanismus die Lebenserwartung zu verlängern? Bislang gibt es in dieser Richtung noch keine Erkenntnisse.

Studienüberblick und Indikationen

Wie eingangs bemerkt, gibt es eine große Zahl an Veröffentlichungen zum Berberin. Zur Frage „Berberin und Diabetes“ gibt es eine Reihe von interessanten Arbeiten:

Treatment Of Type 2 Diabetes And Dyslipidemia With The Natural Plant Alkaloid Berberine

Diese doppelblinde Studie mit 116 Typ-2-Diabetikern beiderlei Geschlechts zeigte nach einer Beobachtungszeit von drei Monaten und einer Dosierung von 1 g Berberin täglich, dass Triglyceride und der Nüchternblutzuckerwert signifikant unter Berberin gesenkt werden konnte.

Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin nahmen ebenfalls ab. Die Insulinempfindlichkeit nahm bei den Patienten zu, was aber aus statistischer Sicht keine signifikanten Ausmaße annahm.

Berberine In The Treatment Of Type 2 Diabetes Mellitus: A Systemic Review And Meta-analysis

Diese Metaanalyse mit knapp 1070 Teilnehmern und einer täglichen Dosierung von Berberin zwischen 0,5 und 1,5 Gramm pro Tag für die durchschnittliche Behandlungsdauer von 12 Wochen zeigte leichte bis mittel ausgeprägte Verbesserungen aller Glukose- und Lipidparameter. Die Effekte waren mit den klassischen Präparaten der Schulmedizin vergleichbar.

Efficacy Of Berberine In Patients With Non-Alcoholic Fatty Liver Disease

In dieser Studie wurde die Wirksamkeit von Berberin bei Patienten mit einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung untersucht. Die 184 Teilnehmer wurden in drei Gruppen aufgeteilt, die 16 Wochen behandelt wurden: Gruppe A mit Veränderungen von Lebens- und Ernährungsgewohnheiten als einzige Maßnahme; Gruppe B diese Veränderungen plus 15 mg Pioglitazon täglich; und Gruppe C mit Veränderungen von Ess- und Lebensgewohnheiten plus 0,5 g Berberin dreimal täglich.

In Gruppe C sahen die Autoren eine signifikante Verbesserung von Leberverfettung, BMI, HOMA-IR, Gesamtcholesterin und Triglyceriden im Vergleich zur Gruppe A. Berberin zeigte sich auch deutlich effektiver bei der Reduzierung von Körpergewicht und bei der Verbesserung des Lipidprofils als Pioglitazon.

Effect Of Berberine Administration On Metabolic Syndrome, Insulin Sensitivity, And Insulin Secretion

Eine eher kleine Studie mit nur 24 Teilnehmern in einem randomisierten, mit Placebo kontrolliertem Setup über die Dauer von 3 Monaten. Die Teilnehmer erhielten dreimal täglich 500 Milligramm Berberin oder Placebo. Resultate: Nur die Frauen unter den Teilnehmern in der Verumgruppe zeigten eine Abnahme des Bauchumfangs.

Systolischer Blutdruckwert, Triglyceride, Glukose- und Insulinkonzentrationen und Matsuda Index zeigten im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verbesserung. Der Matsuda Index ist ein Parameter, der die Insulinempfindlichkeit beschreibt.

Effects Of Berberine On Lipid Profile In Subjects With Low Cardiovascular Risk

Studiendesign: Randomisierte Studie mit Einlaufphase über 6 Monate mit 144 Teilnehmern.

Nach einer „Run-in-Phase“ von 6 Monaten mit einer Veränderung von Ernährungs- und Lebensgewohnheiten wurden die Teilnehmer, die alle unter einem „zu hohen“ Cholesterinwert litten, randomisiert in eine Verum- und eine Placebogruppe aufgeteilt. Die Verumgruppe erhielt zweimal täglich 500 Milligramm Berberin für die folgenden 3 Monate, die Placebogruppe ein entsprechendes Placebo, begleitet von Messungen des Lipidprofils, anthropometrischen Messungen und Leberfunktionstests.

Danach stoppte die Behandlung mit Berberin und Placebo für die Dauer von 2 Monaten und alle Messungen wurden nochmals durchgeführt, gefolgt von einer weiteren 3-monatigen Behandlungsperiode und den entsprechenden Messungen.
Nach diesem etwas komplizierten Aufbau des Studienablaufs beobachteten die Autoren eine deutliche Abnahme von Gesamtcholesterin, Triglyceriden und LDL-Cholesterin unter Berberin, bei einer gleichzeitigen Steigerung von HDL-Cholesterin im Vergleich zu Placebo.

Efficacy And Safety Of Berberine For Congestive Heart Failure Secondary To Ischemic Or Idiopathic Dilated Cardiomyopathy

Diese doppelblinde, randomisierte Studie mit 156 Teilnehmern, die an einer Kardiomyopathie litten, erhielten zusätzlich zur Standardtherapie 1,2 bis 2 Gramm Berberin oder ein Placebo. Nach 8 Wochen Behandlungsdauer wurden kardiale Funktionen und die Lebensqualität ermittelt.

Resultate: Die kardialen Funktionen verbesserten sich deutlich unter Berberin. Die Ausdauer bei körperliche Aktivität war in der Verumgruppe ebenfalls deutlich verbessert. Arrhythmien waren deutlich seltener und die Lebensqualität zeigte sich in der Verumgruppe ebenfalls signifikant erhöht. Es zeigte sich auch eine signifikante Abnahme der Mortalität in der Verumgruppe (7 gegen 13).

Interaktionen

Berberin hemmt teilweise das Enzym CYP3A4, einem Mitglieder Cytochrom-Familie. Dieses Enzym befindet sich hauptsächlich in der Leber und im Gastrointestinaltrakt und oxidiert hier körperfremde organische Moleküle (Xenobiotika), wie sie in Toxinen und Medikamenten vorkommen. Cyclosporin zum Beispiel kann durch Berberin in seiner Bioverfügbarkeit verstärkt werden, was bei einer fehlenden Dosisanpassung zu beträchtlichen Nebenwirkungen führt.

Berberin zeigt auch Interaktionen mit Warfarin, Thiopental (Schlafmittel) und Tolbutamid (Antidiabetikum), indem Berberin sie von den Wirkrezeptoren verdrängt und die Toxizität der Substanzen erhöht. Makrolide Antibiotika, wie Clarithromycin, Erythromycin etc., können ebenfalls von Berberin beeinflusst werden und in schweren kardialen Problemen enden. Grund hierfür liegt ebenfalls in der Beeinflussung der Metabolisierung der Antibiotika durch die Hemmung von Cytochromen durch Berberin.

Fazit

Berberin hat eine inzwischen sehr gute Dokumentation, die zeigt, dass die Substanz bei einer Reihe von gesundheitlichen Problemen, besonders aber bei Diabetes, gute Dienste zu leisten vermag. Aufgrund der Interaktionen mit Medikamenten jedoch sollte man einen Einsatz überprüfen, ob sich hier nicht „unliebsame Überraschungen“ einstellen können.

Beitragsbild: 123rf.com – subbotina