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Kaum zu glauben, dass solche Medikamente noch verordnet werden! Die Nebenwirkungen gravierend.

Ja, es ist schwer zu glauben, was da “passiert”. Und bevor ich zu den Antidepressiva komme, vorab etwas zu der Erkrankung, gegen diese verordnet werden: Depressionen.

Es ist nicht zu leugnen, dass schwere Depressionen Hand in Hand gehen mit einem erhöhten Suizidrisiko (Selbstmordrisiko).

Laut Statistik werden ca. 40 Prozent der Depressiven versuchen, Selbstmord zu begehen, wovon fast 10 Prozent „erfolgreich“ tödlich enden.

Da Depressionen medizinisch als Erkrankung angesehen werden, ist es nur folgerichtig, dass solche Patienten medizinische und medikamentöse Betreuung erhalten. Besonders bei der medikamentösen Behandlung scheint sich aber die Depressionsbehandlung von einer z.B. antihypertensiven Medikation (gegen Bluthochdruck) prinzipiell zu unterscheiden.

Der Vorteil bei Blutdrucksenkern: Man kann messen, ob der Blutdruck sinkt – oder eben nicht. Während also Antihypertensiva durchaus eine objektive Wirkung auf den erhöhten Blutdruck zeigen, scheinen die Antidepressiva fast so gut bzw. so schlecht wie keine Therapie (verglichen mit Placebo) in der Suizidprävention zu sein.

Sind Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die besseren Antidepressiva?

Zwar scheint eine Studie über den Effekt von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) eine Wirkung zu belegen. Doch schon die Autoren weisen auf 2 Einschränkungen hin: Die Medikamente helfen nur sehr schwer erkrankten Patienten. Mittel- oder niederschwellige Depressionen werden kaum gelindert. Zudem kamen auch in dieser Untersuchung schwere Nebenwirkungen zutage.

So ist auch der Einsatz von Lithium bei bipolaren Krankheitsformen deutlich effektiver bei der Suizidprävention als eine Kurz- oder Langzeitapplikation von Antidepressiva.

Diese Fakten sollten zum Nachdenken anregen. Zwar ist in Deutschland die Selbstmordrate nahezu konstant, während sie in den USA stark gestiegen ist. 2016 nahmen sich dort 70 % mehr junge Mädchen das Leben als noch 2010.

Seit etwa 20 Jahren zeichnet sich aus klinischen Studien, Versuchen mit gesunden Probanden, Fallserien etc. ab, dass insbesondere die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die Suizidtendenzen verstärken. Diese zeigten im Vergleich zu Placebos, dass sie die Häufigkeit von Ängsten und Aggressivität verdoppeln.

Diese Befunde waren in einer Studie aus 2016 besonders bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten (Suicidality and aggression during antidepressant treatment: systematic review and meta-analyses based on clinical study reports).

Eine weitere Studie belegt, dass SSRIs die Neigung zu Suizid und Gewalttaten um den Faktor 2 erhöhen. So lautet das Ergebnis einer Meta-Analyse aus 2016 über 130 Einzel-Studien. Bemerkenswert ist dabei, dass die analysierten Arbeiten an gesunden Erwachsenen durchgeführt wurden. Es kann sich hier also nicht um Begleit-Symptome einer Depression handeln (Precursors to suicidality and violence on antidepressants: systematic review of trials in adult healthy volunteer).

Eine andere Nebenwirkung ist nicht dazu angetan, eine positive Gesamtwirkung zu entfalten:   SSRIs lösen sexuelle Dysfunktionen aus. Eine Untersuchung offenbarte, dass die Störung bei rund 60 % aller Patienten auftrat, die ein Präparat aus der Klasse der SSRIs eingenommen hatten (Incidence of sexual dysfunction associated with antidepressant agents: a prospective multicenter study of 1022 outpatients. Spanish Working Group for the Study of Psychotropic-Related Sexual Dysfunction). Kann man so Depressionen heilen?

Die Grund-Probleme der Studien

Pharma-Studien am Menschen vergleichen einen Wirkstoff mit dem Effekt eines Placebos. Damit weder Prüfärzte noch die Teilnehmer unvoreingenommene Bewertungen vornehmen, werden die Daten „verblindet“. Das heißt, Ärzte und Teilnehmer wissen nicht, wer Verum oder Placebo erhält. Doch die Nebenwirkungen der Antidepressiva sind so prägnant, dass die Prüfärzte fast immer ahnen, wer zu welcher Gruppe gehört.

Die Mediziner sind nicht mehr unabhängig in der Beurteilung. Wahrscheinlich merken sogar die Teilnehmer, ob sie Verum oder Placebo eingenommen haben, sodass sie im Interview vorurteilsgeleitete Angaben machen (Deadly Psychiatry and Organised Denial)

In einer Studie versuchten Wissenschaftler diesen Fehler zu vermeiden. Die Placebos enthielten Wirkstoffe, (z.B. Atropin) die zu ähnlichen Nebenwirkungen führen wie die Antidepressiva. Dies hatte zur Folge, dass nur noch sehr schwache antidepressive Wirkungen des Verums nachgewiesen werden konnten (Active placebos versus antidepressants for depression).

In vielen Studien über Antidepressiva nehmen Freiwillige teil, die bereits in der Vergangenheit Antidepressiva eingenommen haben. Es ist keineswegs auszuschließen, dass diese Menschen noch unter Entzugserscheinungen leiden, weil das Medikament abgesetzt wurde. Genau das kam in einer dänischen Meta-Studie heraus. Doch in der Placebo-Gruppe schien man diese Beschwerden keineswegs als so schlimm zu empfinden, dass die Teilnehmer die Studien reihenweise abbrachen.

Das „wahre Medikament“, das „Verum“, veranlasste vielmehr zum Abbruch der Teilnahme: Die Zahl der Abbrecher war unter Verum um 12 % höher als unter Placebo. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, nachdem sie 71 Zulassungs-Studien überprüft hatten (Drop-out rates in placebo-controlled trials of antidepressant drugs: A systematic review and meta-analysis based on clinical study reports). Die insgesamt über 67.000 Seiten enthielten Daten von mehr als 18.000 Patienten.

Die Autoren merken zudem an, dass die Lebensqualität der Studien-Teilnehmer viel zu wenig berücksichtigt wurde. Das bedeutet: Wesentliche Daten fehlen! Als ein Wissenschaftler der Arbeitsgruppe den dänischen Gesundheitsminister darauf ansprach, konnte/wollte der Politiker seinen Standpunkt natürlich nicht ändern. Die Studien gäben eine Verbesserung der Lebensqualität her. Was er nicht sagte: Von 131 Studien wurde in nur 3 Arbeiten überhaupt nach dem wichtigen Haupt-Kriterium geforscht.

Durch die Entzugserscheinungen kommt eine weitere Verzerrung hinzu. Bekommen die Teilnehmer ein anderes Antidepressivum als vor der Studie, empfinden sie das Verschwinden der Entzugs-Symptome natürlich als positiv. Und weil es ihnen besser geht, denkt der Prüfarzt: „Das Antidepressivum schlägt an.“ (Deadly Psychiatry and Organised Denial)

Eine andere Verzerrung der Studien-Ergebnisse kommt dadurch zustande, dass viele Freiwillige die Studie beendeten, weil sie die Nebenwirkungen als unerträglich empfanden.  Zudem kommt die Beurteilung der Lebens-Qualität der Teilnehmer in den Studien oft zu kurz. Die aktive Teilnahme am sozialen Leben ist allerdings ein allgemeingültiges Kriterium der Erkrankung (Selective serotonin reuptake inhibitors, and serotonin and norepinephrine reuptake inhibitors for anxiety, obsessive-compulsive, and stress disorders: A 3-level network meta-analysis).

2002 hat der Psychotherapeut Irving Kirsch von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) die Herausgabe aller Studienergebnisse zu Antidepressiva verlangt. Dazu gehörten auch Daten aus nicht veröffentlichten Studien, die die Pharmaproduzenten der FDA übermitteln müssen. Der Wissenschaftler stellte zunächst fest, dass die Hälfte aller dieser Studien nicht veröffentlicht worden war. Die Analyse der gesamten Daten ergab, dass 57 % der Antidepressiva unwirksam waren. 82 % aller genannten Wirkungen beruhten auf dem Placeboeffekt (Antidepressants and the Placebo Effect).

Irving Kirsch konnte dieses Resultat in einer weiteren Studie verifizieren (Initial Severity and Antidepressant Benefits: A Meta-Analysis of Data Submitted to the Food and Drug Administration)

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Die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) reagiert

Die FDA (Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde) sah sich 2007 genötigt, einen besonderen Warnhinweis für Antidepressiva und deren Einsatz bei Kindern, älteren Minderjährigen und Erwachsenen herauszugeben.

Eine englische Expertengruppe des britischen Commitee on Safety of Medicines erhob eine Nutzen-Schaden-Relation für eine Reihe bekannter Antidepressiva. Sie kamen, ähnlich wie die FDA, zu dem Schluss, dass neben fehlender therapeutischer Wirksamkeit eine Erhöhung der Suizidbereitschaft als Nebenwirkung (oder Hauptwirkung) zu beobachten war.

Aber nicht nur die Selbsttötungsrate sollte uns aufhorchen lassen. Auch gehen Studien davon aus, dass Antidepressiva die Arterien verdicken können und so das Risiko für Herzerkrankungen und Hirnschlag erhöhen.

Diese Nebenwirkung tritt nicht nur bei SSRI, sondern ebenso durch andere Antidepressiva auf.

Im August 2011 stellte die FDA bereits fest, dass der SSRI Celexa in hohen Dosen zu Herz-Rhythmus-Störungen führen kann. Gleichzeitig konnten Studien zeigen, dass eine tägliche Dosis von mehr als 40 mg sowieso keinerlei zusätzlichen Nutzen für die Patienten bedeutet, obwohl Ärzte oft mehr verschreiben (FDA Drug Safety Communication: Abnormal heart rhythms associated with high doses of Celexa (citalopram hydrobromide)

Eine groß angelegte Studie zeigt einen deutlichen Anstieg von Hirnschlag bei Frauen in den Wechseljahren, wenn diese ein SSRI einnehmen (Antidepressant use and risk of incident cardiovascular morbidity and mortality among postmenopausal women in the Women’s Health Initiative study).

Zahlreiche weitere Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen auch in anderen Patientengruppen (unter anderem Atypical antipsychotic drugs and the risk of sudden cardiac death).

Weitere ernstzunehmende Nebenwirkungen der Antidepressiva sind:

  • Erhöhtes Risiko für Totgeburten
  • Verstärkte Gewaltbereitschaft
  • Erhöhte Gefahr, an Diabetes zu erkranken
  • Spröde Knochen
  • Negative Effekte auf das Immunsystem
  • Erhöhtes Risiko für eine spätere Depression
  • Geistiger Verfall durch Langzeiteinnahme

Depressive Verstimmungen

Depressive Verstimmungen lassen sich nach der (inzwischen überholten) Theorie in vielen Fällen auf einen Mangel an Serotonin zurückführen. Antidepressiva wirken diesem Mangel entgegen, doch bringen sie dabei den menschlichen Serotonin-Haushalt oftmals stark durcheinander.

Dieses Hormon Serotonin ist nämlich nicht nur für die Stimmungslage, sondern auch für viele andere Körperfunktionen wichtig. Die weitreichenden Folgen der Medikamente sind daher kaum abzuschätzen.

Alle oben erwähnten Nebenwirkungen lassen sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass die Regulation und Aktivität des Serotonins durch die Arzneistoffe gestört wird.

Die einseitige Betrachtung der Gehirn-Chemie führt ohnehin nicht zum Ziel, wenn man die Ursachen der Erkrankung erkennen will. Es ist wohl ein ganzes Bündel von Faktoren, die Depressionen auslösen. Viele davon sind rein psychologischer Natur wie etwa der Verlust eines nahestehenden Menschen, Beziehungs-Probleme oder Stress. In den USA zeigte sich auch, dass trotz weit verbreiteter Anwendung der Medikamente keine Reduzierung der Erkrankungshäufigkeit eingetreten ist.

Eine Ursache für Depressionen wird oft übersehen. Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, die Depressionen als Nebenwirkung zeitigen. Dazu zählen beispielsweise Protonenpumpenhemmer, H2-Antagonisten, Antazida, Betablocker, Kontrazeptiva, Antikonvulsiva (Gabapentin), Kortikosteroide (Prednison), Allergie-Medikamente und Ibuprofen sowie einige andere Schmerzmittel.

Insgesamt sind es über 200 Präparate, die Depressionen fördern oder sogar alleine verursachen. Das zeigte eine Langzeitstudie mit mehr als 26.000 Teilnehmern. 7 % der Menschen, die ein solches Medikament einnahmen, erkrankten an Depressionen. Hingegen betrug die Erkrankungsrate bei der Einnahme von zwei der riskanten Mittel schon 9 % der infrage kommenden Teilnehmer.

Wenn die in der Studie untersuchten Menschen drei oder mehr Medikamente mit der Nebenwirkung „Depression“ anwendeten, war die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung dreimal höher als bei Menschen, die zwar ebenso viele, aber in dieser Hinsicht nicht riskante Mittel einnahmen.

Interessant ist auch das Ergebnis der Studie zu den an Teilnehmern, die Antidepressiva und gleichzeitig Medikamente einnahmen, die Depressionen verursachen. In dieser Gruppe war die Häufigkeit der Depressionen dreimal höher als bei Menschen, die Antidepressiva nahmen, darüber hinaus aber nur Mittel, die Depressionen nicht fördern. Die Autoren sehen in diesem Ergebnis einen weiteren Grund, warum Antidepressiva oft gar nicht anschlagen (Prevalence of Prescription Medications With Depression as a Potential Adverse Effect Among Adults in the United States).

Der Studienschwindel der Pharma-Marketer

Der SSRI von Eli Lilly, Fluoxetin, konnte gegenüber Placebo eine tendenziell erhöhte Suizidneigung zeigen. Fluoxetin wird zur Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen und Bulimie eingesetzt. Er kommt zudem als Ergänzung zu einer Psychotherapie zur Reduktion von Essattacken und selbstinduziertem Erbrechen zur Anwendung.

Trotz der nicht gerade überzeugenden Ergebnisse zweier Studien kommt Lilly zu einem positiven Ergebnis. Man sah dann den Erfolg des Präparats plötzlich, als man die primäre Zielsetzung der Untersuchungen umdefinierte und so statistische Relevanzen erzwang.

In weiteren Versuchen, das Wirkprofil von SSRIs und trizyklischen Antidepressiva abzuschätzen, wurden Metaanalysen und Fall-Kontrollstudien bemüht. Nach Sichtung der Datenlage wurden, trotz großzügiger Dateninterpretation, keine relevanten Unterschiede zu Placebo in der therapeutischen Wirksamkeit erkannt.

In einer Meta-Analyse wird zudem deutlich, dass bei nur 345 von 702 Studien Suizidversuche als Beurteilungskriterium in Sachen Wirksamkeit und Nebenwirkung aufgenommen worden sind. In den placebokontrollierten Studien wurde sogar eine Verdoppelung des Suizidrisikos unter SSRI-Gabe deutlich. Ähnliches gilt für die trizyklischen Antidepressiva, deren Suizidrisiko mit dem der SSRI vergleichbar ist.

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Daten fallen einfach unter den Tisch

Eine weitere Meta-Analyse von 477 klinischen Studien kommt ebenfalls zu keinen besseren Ergebnissen, eher geschönten, mit statistisch frisierten Vertrauensbereichen. Man kann daraus auch schließen, dass bei weniger erweiterten Vertrauensbereichen ein erhöhtes Suizidrisiko auch in diesen Studien nicht auszuschließen ist. Alles in allem deutet vieles darauf hin, dass Daten und Ereignisse nicht komplett dokumentiert worden sind, sodass der objektive Aussagewert aller dieser Erhebungen äußerst fragwürdig ist.

Dies wird umso deutlicher, als in der ersten Meta-Analyse nur publizierte Studien berücksichtigt wurden. Damit fällt alles Negativ-Material, dass den Weg in den Papierkorb fand, aus der Beurteilung heraus, eine Praxis, die für SSRI-Studien nicht unbekannt ist.

Aber nicht nur Negativ-Befunde fallen unter den Tisch. Die Studiendesigns und Basisdaten werden von den Firmen und Betreibern schon im Vorfeld so zurechtgebogen, dass das gewünschte Ergebnis zum guten Schluss auch herauskommt. So werden Suizidversuche gezielt fehlklassifiziert, indem z.B. diese Ereignisse in der „Wash-out-Phase“ der Placebogruppe zugeordnet werden. Ein anderer Trick besteht darin, diese Ereignisse fehlzukodieren, also statt Suizidversuch nur emotionale Labilität zu notieren.

Auch über die Auswahl der Probanden/Patienten kann eine interessierte Vorselektion vorgenommen werden. So werden Drogenkonsumenten, akute Suizidalität und ähnliche Diagnosen ausgeschlossen. Aufgenommen werden primär Patienten, von denen man weiß, dass sie ein erwünschtes Reaktionsmuster auf die zu prüfende Substanz zeigen. Das Studiendesign, ein weiterer interessierter Punkt, ist dann auch nicht auf eine Erfassung solcher „Störungen“ ausgelegt und schaut blind über alles hinweg, was mit Suizid zu tun haben könnte.

Heute weiß man, dass die Firma Lilly bewusst kritische Daten verschwiegen hat. Kritische Forscher, die das Risikopotential anders als die Firma eingeschätzt hatten, wurden privat und professionell unter Druck gesetzt.

Teure Placebos

Signifikant höhere Nebenwirkungsraten von SSRIs und/oder trizyklischen Antidepressiva sind das Eine, aber möglicherweise keine positive therapeutische Wirkung derselben das Andere. So gibt es ernstzunehmende Hinweise, dass Präparate, wie Citalopram, Fluoxetin, Nefazodon (außer Handel), Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin eine therapeutische Wirksamkeit entfalten, die zwischen 68 und 89 Prozent auf einem Plazeboeffekt beruht.

Möglicherweise ist der therapeutische Effekt noch geringer und der Placeboeffekt noch ausgeprägter, weil bei der Sichtung des Datenmaterials eine Reihe von Studien unberücksichtigt blieb, die keinerlei therapeutische Effizienz feststellen konnten.

Eine wissenschaftlich wichtige Größe in der Beurteilung der biologischen oder biochemischen Aktivität einer Substanz ist die Dosis-Wirkungsrelation. Diese ist unglaublicherweise für die Psycho-Medikamente vollkommen unbekannt.

Das heißt für die Praxis, dass ich bei mangelndem Effekt nicht weiß, ob eine Dosissteigerung zu einem therapeutischen Ergebnis führt oder ob ich nicht einfach die Nebenwirkungen erhöhe, ohne den Patienten zu therapieren. Da die antidepressiven Pharmamarketer dies wissen, initiieren sie acht klinische Studien, von denen dann zwei (zufällig) positiv ausfallen. Diese beiden Studien sind für die Zulassung bei der FDA notwendig, die anderen sechs gehen den Weg alles Vergänglichen.

Denk ich an Deutschland in der Nacht….

Für Reboxetin von der Firma Pfizer war nur eine Studie von acht positiv, ein Grund, warum die Substanz in den Staaten nicht zugelassen wurde. Dafür aber in Deutschland…. Das IQWiG forderte daraufhin von Pfizer Studienmaterial und –unterlagen zur Bewertung an, die Pfizer schlicht verweigerte. Im November letzten Jahres kam das IQWiG zu dem Schluss, dass das Pfizersche Präparat keinerlei therapeutischen Nutzen habe.

Nicht nur in Hollywood wird mit Träumen eine Menge Geld gemacht. Wer hätte vermutet, dass die hochwissenschaftliche Pharmaindustrie Hollywood in dieser Angelegenheit locker in die Tasche steckt.

Depressionen sanft heilen

Auch wenn die Pharmaindustrie uns nur zu gerne in dem Glauben lässt, dass wir täglich einen Medikamentencocktail schlucken müssen, um aus einer Depression herauszukommen, so gibt es doch einige sanfte Alternativen, die ganz ohne Nebenwirkungen auskommen. Da diese Methoden aber keinen Profit bringen, werden sie den Patienten fast immer verschwiegen:

Falls Sie Medikamente nehmen, kontrollieren Sie die Beipackzettel, ob hier Depressionen als Nebenwirkung aufgelistet sind. Am besten sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, um die riskanten Mittel zu ersetzen.

Minimieren Sie stark Ihren Zuckerkonsum und streichen Sie Getreide sowie verarbeitete Nahrungsmittel weitestgehend von Ihrem Speiseplan. Zucker facht nicht nur entzündliche Prozesse an, sondern führt auch zu mitochondrialer Dysfunktion, die besonders die Nervenzellen beeinträchtigt. Das Immunsystem reagiert mit der Ausschüttung von Zytokinen, die ebenfalls zerebrale Störungen und induzieren. Zudem sinkt die Sensibilität für Cortisol (Inflammatory activation is associated with a reduced glucocorticoid receptor alpha/beta expression ratio in monocytes of inpatients with melancholic major depressive disorder).

Dieses Stresshormon schützt den Körper vor den Folgen der chronifizierten Entzündungen.

Vermeiden Sie auch künstliche Süßstoffe sowie Gluten und Weizenkeim-Agglutinin.

Probiotische Lebensmittel, wie fermentiertes Gemüse und Kefir, bauen die Darmflora auf, was sich positiv auf den gesamten Körper auswirkt. Eine gesunde Darmflora ist unter anderem essenziell für die geistige Gesundheit. Über die Darm-Hirn-Achse beeinflusst die Darmflora auch Prozesse im Gehirn. Auch an dieser Stelle können Entzündungen indirekt auf die Gehirntätigkeit einwirken. Es ist nachgewiesen, dass Menschen mit chronischen Magen-Darm-Entzündungen und Autoimmunkrankheiten verstärkt zu Depressionen neigen ([Role of gastrointestinal inflammations in the development and treatment of depression]).

Vitamin B12 wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Wissenschaftler stellten fest, dass Patienten mit Depressionen häufig an einem Vitamin B12-Mangel leiden.

Ein zu niedriger Vitamin-B-9-Spiegel (Folsäure) kann die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen zu erkranken, enorm steigern (Dietary folate and the risk of depression in Finnish middle-aged men. A prospective follow-up study).

Daneben sollte auf eine gute Versorgung mit den Vitaminen B1, B2, B3 und B6 geachtet werden.

Gleiches gilt für Vitamin D, das Sie ganz einfach beim regelmäßigen Spaziergang in der Sonne auftanken können. Ein Vitamin-D-Mangel spielt nachgewiesenermaßen bei der saisonal-affektive Störung („Winterdepression“) eine entscheidende Rolle (Vitamin D deficiency is associated with low mood and worse cognitive performance in older adults).

Tierische Omega-3-Fettsäuren sind wichtige Bestandteile des Gehirns, die sich auch auf das Gemüt positiv auswirken. Besonders die Aufnahme der Docosahexaen-Säure (DHA) aus Fettfischen und Krill sollte optimal erfolgen.

Das Gesamt-Cholesterin und das „schlechte“ LDL-Cholesterin sollten nicht zu niedrig sein. Forscher stellten fest, dass dies mit aggressivem Verhalten und einem erhöhten Selbstmord-Risiko verbunden ist (Low total cholesterol and low-density lipoprotein associated with aggression and hostility in recent suicide attempters).

Natrium ist essenziell für das Gehirn. Natürliches Salz enthält nicht nur Natrium, sondern zusätzlich viele andere Mikronährstoffe. Studien zeigen immer wieder, dass regelmäßige Bewegung und tägliche Fitnessprogramme einer Depression effektiv entgegenwirken.

Versuchen Sie, die Exposition gegen elektromagnetische Felder (EMF) so gut es geht zu minimieren. Tragen Sie Ihr Handy nicht direkt am Körper, schalten Sie Stand-by-Geräte ab.

Praktizieren Sie Entspannungsübungen. Bei Depressionen besonders bewährt hat sich die Emotional Freedom Technique. Ausreichend Schlaf und regelmäßige Erholungsphasen sind wichtig, um den Hormonhaushalt ins Gleichgewicht zu bringen und einer Depression entgegenzuwirken.

Beitragsbild: 123rf.com – Sergey-Nivens

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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 09.10.2024 aktualisiert und ergänzt.

Ich hatte bereits einen ähnlichen Beitrag vor knapp zwei Jahren veröffentlicht: Antidepressiva – Lebensgefährliche Placebos? Wie es heute aussieht, hat sich nichts an den damals gefundenen Ergebnissen zu diesem Thema geändert. Darüber hinaus scheint es jetzt Experten zu geben, die zu sehr ähnlichen Ergebnissen kommen wie die, die ich in dem oben angeführten Artikel diskutiert hatte.

Bei diesen Experten handelt es sich um zwei Wissenschaftler aus der Ruhr-Universität Bochum. Die Professoren Margraf und Schneider veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse als Kommentar in einem Fachjournal: From neuroleptics to neuroscience and from Pavlov to psychotherapy: more than just the “emperor’s new treatments” for mental illnesses?

Die hier in der Überschrift angesprochenen „Kaisers neue Behandlungsmethoden“ für psychische Erkrankungen haben viel mit den „Kaisers neuen Kleidern“ zu tun: Jeder in der Branche lobt etwas, was beim genaueren Hinsehen nicht real ist.

Und wie ich in meinem „Plazebo-Beitrag“ von vor zwei Jahren schon gezeigt hatte, kommen die beiden Bochumer Professoren zu überraschend ähnlichen Befunden, wenn es um die Bewertung von Behandlungen, speziell von medikamentösen Behandlungen von psychischen Erkrankungen geht.

So bescheinigen sie den sonst so hochgelobten Medikamenten gegen Depressionen, Angststörungen und ADHS eine bestenfalls kurzfristige, anfängliche Wirksamkeit. Und Antidepressiva wirken, wenn überhaupt, nur in schweren Fällen. Aber spätestens wenn die Medikamente nicht mehr genommen werden, ist die Krankheit wieder in voller Pracht zurück. Zudem verursachen viele Psychopharmaka eine Abhängigkeit, das heißt, sie machen süchtig. 

Das heißt für die Praxis, dass die Medikamente nichts heilen, sondern für eine lebenslange Therapie (die diesen Namen somit nicht verdient hat) konzipiert sind. Die Hersteller freuen sich über solche „Dauerpatienten“.

Und man sollte nie vergessen: Bei einer langfristigen Einnahme haben Medikamente immer ein noch höheres Risiko für Nebenwirkungen, als Medikamente, die nur kurzzeitig genommen werden.

Aber es ist gleichgültig, ob wir es mit psychischen Erkrankungen oder mit chronisch-organischen Störungen zu tun haben. In jedem Fall ist die medikamentöse Therapie auf eine Langzeitgabe der Medikamente ausgelegt.

Bemühungen, Ursachen und damit die medikamentöse Therapie zu beseitigen, gibt es in der Schulmedizin leider viel zu selten! In der Praxis beobachte ich eher das Gegenteil: Patienten (vor allem mit chronischen Erkrankungen) bekommen ein Mittel nach dem anderen.

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Zu Psychopharmaka gibt es Alternativen

Im Bereich der psychischen Erkrankungen ist die Ursachenforschung zugegebenermaßen noch einmal schwieriger als die, die sich an organischen Erkrankungen orientiert. Hier ist die bequeme Gabe von 1-2-3 Pillen am Tag die einfachere Alternative, die auch den behandelnden Arzt bis zu einem gewissen Grad „entlastet“.  Denn die Pillen können schnell verschrieben werden.

Die besseren Alternativen zum Psychopharmaka-Konsum wären zum Beispiel psychotherapeutische Behandlungen. Die haben aber den eklatanten Nachteil, dass ihre Wirkung nicht ganz so schnell einsetzt wie die der Pillen.

Ein weiterer und schwerwiegenderer Nachteil ist die Verfügbarkeit einer solchen Behandlung. Während die Psychopharmaka in jeder Apotheke verfügbar sind, ist eine psychotherapeutische Behandlung nicht auf Rezept beim Apotheker abholbar.

Die beiden Wissenschaftler aus Bochum bemängeln hier den Mangel an kompetenten psychotherapeutischen Einrichtungen, die Patienten lange Wartezeiten zumuten oder überhaupt nicht in der Lage sind, die Vielzahl an Patienten zu betreuen.

Damit bleibt zahlreichen Ärzten oft gar nichts anderes übrig, als auf die medikamentöse Therapie zurückzugreifen, frei nach dem Motto, dass der Einäugige der König im Reich der Blinden ist.

Diese „Einäugigkeit“ hat allerdings für die Betroffenen doppelt negative Konsequenzen. Zum ersten ist die medikamentöse Wirksamkeit, wie oben schon diskutiert, bestenfalls von nur vorübergehender Dauer.

Dann kommt die Tatsache dazu, dass man wohl weiß, dass ein Absetzen des Medikaments nicht in Frage kommt, ohne einen sogenannten „Rückfall“ zu riskieren. Doch in Wirklichkeit handelt es sich dabei oft nur um Entzugserscheinungen.

Eine Reihe dieser Medikamente, wie Tranquilizer, haben auch noch ein abhängig machendes Potenzial, so dass man hier mit der Langzeittherapie „Drogenabhängige“ produziert.

Wenn hier ein Entzug erfolgt, dann sind die Symptome, gegen die der Patient die Medikamente genommen hatte, im Nu wieder präsent zusammen mit Entzugserscheinungen, die das Paket an Symptomen nur noch verschlimmern. Damit kommt eine Belastung des Organismus mit den chemischen Substanzen in den Medikamenten zusätzlich auf die Betroffenen zu.

Ein Problem stellen Entzugs-Symtome auch bei Wirksamkeits-Studien dar. Viele Teilnehmer haben vorher schon ähnliche Medikamente genommen und sind noch gar nicht richtig „clean“. Dann meinen sie natürlich, das getestete Mittel helfe gegen ihre Erkrankung, weil sie sich besser fühlen.

Antidepressiva verursachen derart eindeutige Nebenwirkungen, dass auch die Verblindung in den Studien nicht funktioniert. Prüfärzte und Teilnehmer ahnen oder wissen genau, ob ein Placebo oder ein Verum im Spiel ist.

Dann fällt natürlich auch die Bewertung entsprechend anders, also verfälscht, aus. Studien, in denen Placebos mit Wirk-Substanzen verwendet wurden, die ähnliche Nebenwirkungen wie das Verum auslösen, verliefen praktisch ohne Wirksamkeitsnachweis.

Bei Studien mit SSRIs wurde festgestellt, dass viele Patienten den Test abbrechen, weil sie die Nebenwirkungen nicht ertragen. So kommt es ebenfalls zu verzerrten Ergebnissen.

Wirksamkeit muss bezweifelt werden

Wenn man sich dann die Zahlen zur Wirksamkeit der Psychopharmaka anschaut, die die Bochumer Experten zum Besten geben, dann muss man überhaupt an der Berechtigung einer solchen Therapieform zweifeln.

Während früher Zahlen von klinischen Vergleichsstudien genannt wurden, nach denen Antidepressiva bei 70 Prozent der Depressiven effektiv waren und Placebo bei 30 Prozent der Erkrankten, sieht die Zahlenlandschaft heute vollkommen anders aus. Heute wirken Antidepressiva bei nur 40 Prozent der Patienten mit einer Depression.

Gibt man aber den Depressiven nur Placebo, dann reagieren immer noch 30 Prozent so, als wenn sie eine hoch effektive Substanz zu sich genommen hätten. Bei Jugendlichen und Kindern (eine wirklich lukrative Indikationserweiterung für die Industrie!) haben sich diese Medikamente nicht nur als unwirksam, sondern als nachhaltig schädlich entpuppt.

Die Experten aus Bochum nennen noch ein paar andere, eindrucksvolle Zahlen. Antidepressiva bewirken nach Absetzen der Medikation eine Rückfallrate von bis zu 80 Prozent, bei einem Durchschnitt von 60 Prozent.

Die von beiden favorisierte psychoanalytische Therapie (kognitive Verhaltenstherapie), die auch nicht ein Leben lang verläuft, zeigt eine Rückfallrate von nur durchschnittlich 30 Prozent.

Bei Angststörungen sind die Zahlen für Verum und Placebo praktisch identisch. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie kommt es in der Überzahl der Fälle zu einer Stabilisierung des Zustands bis hin zu weiteren Verbesserungen auch nach der eigentlichen Therapie.

Die Autoren sehen noch einen gegenläufigen Effekt bei der Psychotherapie und der medikamentösen Therapie: Während eine zusätzliche Psychotherapie bei Medikamentengabe deutliche Verbesserungen in der Behandlung mit sich bringt, zeigt der umgekehrte Weg keinen Zusatznutzen.

Oder mit anderen Worten: Eine kognitive Verhaltenstherapie alleine ist ebenso wirksam oder nicht wirksam wie eine solche Therapie zusammen mit einem Psychopharmakon. Bei einigen Vertretern der Psychopharmaka, wie den Benzodiazepinen oder den trizyklischen Antidepressiva zur Behandlung von Angststörungen, ist die gleichzeitige Gabe zusätzlich zur Psychotherapie weniger effektiv als die Psychotherapie allein.

Ist das Problem noch biochemisch?

Der Grundgedanke, warum ein Patient eine psychische Erkrankung bekommt, liegt in der nicht bewiesenen Annahme, dass beim Patienten biochemische Vorgänge im Gehirn und/oder Nervensystem aus dem Gleichgewicht geraten sind.

So werden dann mit den SSRI (selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer) und trizyklischen Noradrenalin Wiederaufnahmehemmern (NRI)  zum Beispiel die entsprechenden Neurotransmitter manipuliert, als ob der Mangel an Transmittern die Ursache für die Störung sei.

Niemand kann mit Bestimmtheit sagen, ob es sich hier um die Ursache oder nur die Auswirkung handelt. Wie es aussieht, handelt es sich hier auch „nur“ um ein Symptom, dass sich auf biochemisch-zellulärer Ebene bemerkbar macht. Denn wäre das Ungleichgewicht wirklich (sprich: evidenzbasiert) die Ursache, dann hätten wir andere Zahlen für die Wirksamkeit der oben diskutierten Substanzen vorliegen.

Prof. Margraf kommentiert diesen Sachverhalt so: „Es ist heute Standard, den Patienten und der Öffentlichkeit zu erzählen, dass ein aus dem Lot geratenes Neurotransmittersystem die Ursache für psychische Erkrankungen ist.“ Für ihn ist dieser Erklärungsversuch alles andere als befriedigend, nicht zuletzt, weil er soziale Faktoren vernachlässigt. Oder mit anderen Worten: Der Mensch ist kein biochemischer Roboter, bei dem eine Transmitter-Schraube locker ist, wenn er psychisch Probleme bekommt.

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Bei der Frage, was getan werden kann, kommen die Autoren zu folgendem Ergebnis:

Erstens sollte es eine bessere Zusammenarbeit an den wichtigen Schaltstellen geben: Die Forschung nach Lösungen sollte eine Reihe von Faktoren mit einbeziehen, wie biologische, psychische und soziale Faktoren, die einen Einfluss auf die Entwicklung von psychischen Störungen haben.

Zweitens wird ein enger und ein weiter Fokus notwendig, wenn es um die Bewertung eng gefasster neurobiologischer Prozesse geht. Diese sind wichtiger Bestandteil des „Puzzles“. Aber eine alleinige Beachtung dieses Aspekts kann nicht zum Erfolg führen. Was hier nach Meinung der Autoren fehlt, das sind psychologische und soziale Aspekte, die nicht von der Forschung ausgeschlossen werden dürfen.

Drittens wollen die Autoren das Marketing der Pharmaindustrie zurückdrängen. Sie führen in ihren Ausführungen an, dass das Pharma-Marketing, Teile der Bio-„Wissenschaften“, die mit ihr verknüpft waren/sind, und die Schulmedizin ein extrem erfolgreiches Trio (Infernal?) bilden, das seit 1980 den Verkauf von psychotropen Medikamenten in den USA verfünffachen konnte.

Nach allen mir vorliegenden Zahlen, kann ich nur annehmen, dass die Produktion von Medikamenten (gleich welcher Art), immer den Verkauf und den Profit zum Ziel hat.

Das Marketing fragt nie, wie viele Patienten durch seine Medikamente geheilt worden sind oder wie viele Besserung erfahren haben.

Insider bestätigen mir immer wieder, dass in einschlägigen Meetings immer nur Verkaufszahlen und Profite diskutiert werden – und zwar in allen Variationen: die vom letzten Jahr, die von diesem Jahr und die, die man im nächsten Jahr, in 5 Jahren, in 10 Jahren und so weiter zu machen gedenkt.

Das ist die eigentliche evidenzbasierte Wissenschaft des Pharma-Marketings. Da ist die Erkrankung nur Mittel zum Zweck. Wenn man dann ein eigentlich unverkäufliches Produkt (etwas, was nicht wirkt aber gut neben-wirkt) anzubieten hat, dann wird in die Trickkiste gegriffen, um etwas Unverkäufliches so auf Hochglanz zu polieren, dass es jeder haben will: Manipulationen bei StudienWerbung mit Halbwahrheiten, Diskreditierung von   Konkurrenten, vor allem der unliebsamen „Alternativmedizin“, massive Beeinflussung von Meinungsbildnern und Ärzten etc. Wenn mit dem „Zurückdrängen des Pharma-Marketings“ das Ende dieser Praktiken gemeint ist, dann kann ich dem nur 1000-prozentig zustimmen.

Aber leider gehört diese Wunschvorstellung auch in den Bereich des Märchens. Denn ohne diese Instrumente ist das Marketing kein Marketing mehr.

Der Wunsch unserer beiden Professoren läuft auf die Durchführung des nicht Möglichen hin: Eine medikamentenherstellende Industrie, die nicht nach verkaufs- und marketingrelevanten Aspekten agiert, sondern ausschließlich das Wohl der Patienten berücksichtigt.

Schön wärs! Wie unmöglich das momentan zu sein scheint, schildern die Autoren selbst: In Großbritannien hat sich gezeigt, dass eine kurzfristige Psychotherapie gegen Angststörungen und Depressionen erfolgreicher verläuft als eine medikamentöse Therapie.

Die Kosten im Vergleich sprechen ebenfalls für die Psychotherapie und gegen die Pillen. Was also hält die evidenzbasierte Schulmedizin davon ab, die Psychotherapie als Mittel der ersten Wahl bei ihren Patienten einzusetzen?

Antwort, ganz evidenzbasiert: Es gibt keine Möglichkeiten für viele der Patienten, eine solche Therapie zu machen. Zudem müssen die Therapeuten eine entsprechende Qualifikation vorweisen, um effektiv behandeln zu können. Von beidem scheint es in Großbritannien (und woanders ist die Situation sehr ähnlich), nicht ausreichend genug Angebot zu geben. Die Hersteller der Pillen wird es freuen.

Fazit

Psychotrope Substanzen sind in der Regel kaum bis überhaupt nicht effektive Medikamente, die sich in den letzten rund 30 Jahren verfünffacht haben. Verdienst für diese Vermehrfachung von Produkten, die niemand braucht und niemandem nutzen, ist die Marketingabteilung der Pharmaindustrie, die in der Tat damit einen phantastischen Job auf den Tisch gelegt habt.

Es ist aber schön zu sehen, dass nicht nur „alternative Esoteriker“ zu dieser Schlussfolgerung kommen, sondern dass sich inzwischen auch „Experten“ zu solchen Sichtweisen hinreißen lassen. Welcome to the club!

Beitragsbild: 123rf.com – Vladimir-Soldatov

Antidepressiva, die einen Einfluss auf Serotonin-Rezeptoren haben, sind nicht nur für die Behandlung von Depressionen geeignet – so scheint es.

Der Grund für diese „Überlegung“ liegt darin, dass Serotonin-Rezeptoren sich im zentralen Nervensystem, Magen-Darm-Trakt, Herz-Kreislauf-System und im Blut befinden.

Hier steuern sie eine Reihe von biochemischen Vorgängen, die bei einer Fehlfunktion symptomatisch als Migräne, Depression, Schizophrenie, Übelkeit, Essstörung, Erbrechen und so weiter in Erscheinung treten können.

Diese Serotonin-Rezeptoren sind gegliedert in ein „Geflecht“ von verschiedenen Untergruppen (5-HT-Rezeptoren), deren Blockierung beziehungsweise Aktivierung zu unterschiedlichen Reaktionen führt.

Aber nicht alle Serotonin-Rezeptoren haben einen Einfluss auf Depression (und Migräne). Eine Blockade dieser Rezeptoren bringt also keinen höheren therapeutischen Effekt, sondern nur deutlich mehr Nebenwirkungen.

Und die trizyklischen Antidepressiva als unspezifisch wirksame Antagonisten waren zu diesem Zeitpunkt Standardmedikamente gegen Depressionen. Die Migräne kam erst viel später hinzu.

Da die unspezifische Blockade von Serotonin-Rezeptoren zu einem hohen Maß an Nebenwirkungen führte, ohne die anti-depressive Wirkung zu verbessern, suchte man also nach Substanzen, die nur die Rezeptoren ansprachen, die etwas mit Depressionen zu tun hatten.

Das Resultat sind die SSRI und SSNRI (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor und Selective Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor). Diese Substanzen gelten heute als signifikant besser verträglich als die alten trizyklischen Antidepressiva und haben diese als Antidepressiva praktisch ins Abseits gedrängt.

Ein bedeutender Vertreter der trizyklischen Antidepressiva ist das Amitriptylin, das ebenfalls ein Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor ist, allerdings ein unselektiver. Die Substanz zählt zu den ältesten trizyklischen Antidepressiva. Sie wurde in den USA zur Behandlung von Depressionen 1961 zugelassen. Die Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Substanzen sind beträchtlich (Trizyklisches Antidepressivum und Amitriptylin).

Dies ist der primäre Grund, warum man sich nach einer selektiven Substanz umgeschaut hat und so zu den SSRI und SSNRI gekommen ist.

Heute spielen trizyklische Antidepressiva bei der Behandlung von Depressionen keine so tragende Rolle mehr, dafür aber bei der prophylaktischen Behandlung von Migräne. Die Migräne-Experten sehen zwar Betablocker als Mittel der ersten Wahl an. Liegen hier jedoch Kontraindikationen oder Unverträglichkeiten vor, dann steht als Mittel der zweiten Wahl Amitriptylin zur Verfügung (mit all seinen Nebenwirkungen, die man zuvor bei der Behandlung der Depression durch den Einsatz von selektiven Substanzen vermeiden wollte).

Eine Schweizer Webseite (1) zitiert eine Metaanalyse, der zufolge trizyklische Antidepressiva bei der Migräne-Prophylaxe besser wirken als Placebo und SSRI. Allerdings sind sie auch nebenwirkungsreicher als SSRI (was zu erwarten war). Leider gibt es auf der Seite keine detaillierte Quellenangabe zu der Veröffentlichung, außer dass die Arbeit im British Medical Journal veröffentlicht worden ist.

Die Kieler Schmerzklinik sieht für trizyklische Antidepressiva im Allgemeinen und Amitriptylin im Speziellen keine so großen Einsatzmöglichkeiten (schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/vorbeugung). Hier wird Amitriptylin als eine Substanz beschreiben, die bei der Migräneprophylaxe nur eine „geringe Evidenz“ besitzt.

Das Ärzteblatt (aerzteblatt.de/archiv/8499/Behandlung-der-Migraeneattacke-und-Migraeneprophylaxe) kommt zu einem ähnlichen Schluss bezüglich der prophylaktischen Potenz von Amitriptylin. Sie sagen: „Allein gegeben, ist Amitriptylin bei der Migräne begrenzt wirksam.

Sie können aber zur Prophylaxe gegeben werden, wenn eine Kombination mit einem Spannungskopfschmerz vorliegt oder wenn, wie häufig bei chronischen Schmerzen, eine zusätzliche Depression besteht.“

Natürlich bietet es sich (rein theoretisch) an, einen an Migräne und Depression leidenden Patienten mit nur einem einzigen Präparat zu therapieren. Das steht jedoch im Widerspruch zu der Tatsache, dass man sich seinerzeit in der Branche von den trizyklischen Antidepressiva weitestgehend verabschiedet hat und voll und ganz auf SSRI etc. gesetzt hat, bedingt durch die Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen.

Während die Kieler Schmerzärzte an der Wirkung auf die Migräne in der Prophylaxe zweifeln und andere das Nebenwirkungsspektrum als limitierenden Faktor ansehen, gibt es plötzlich Stimmen, die mangelnde Wirkung und haushohe Nebenwirkungen noch plötzlicher zu vergessen haben scheinen. Wer kann das sein? Antwort: Die Schmerzklinik Kiel!

Während man weiter oben von einer sehr eingeschränkten Wirkung von trizyklischen Antidepressiva sprach, wird jetzt unter migraine-app.schmerzklinik.de/migraene-wissen/antidepressiva/ Amitriptylin „häufig und mit gutem Erfolg zur medikamentösen Prophylaxe der Migräne und des Spannungskopfschmerzes eingesetzt.“

Sie berufen sich sogar auf eine amerikanische Institution, der American Academy of Neurology, die Amitriptylin als Mittel der ersten Wahl bezeichnet. Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer dagegen sind bestenfalls Mittel der dritten Wahl.

Und weiter geht es im Text mit der Wissenschaft, die angeblich genug Studien für Amitriptylin und seine Wirkung durchgeführt hat, was für andere Substanzen nicht der Fall sein soll. Zuvor jedoch war aus der Kieler Schmerzklinik zu hören, dass Amitriptylin für diese Indikation keine evidenzbasierten Studien aufweisen kann.

Zum Schluss lesen wir noch auf der Seite der Lobeshymnen auf Amitriptylin etwas über Kontraindikationen und Nebenwirkungen, was das geschundene Vertrauen in die Substanz aufgrund der Widersprüchlichkeit in den Aussagen seitens der ein und derselben Klinik auch nicht verbessern hilft.
Wir haben es hier also evidenzbasiert mit einem saftigen Widerspruch in der Beurteilung der trizyklischen Antidepressiva bei der Migräneprophylaxe seitens der evidenzbasierten Schulmedizin zu tun.

Diesen Widerspruch kann ich mir nur als Folge von Interessen erklären, nicht als das Ergebnis von Forschungen. Schon alleine die Aussage zu der Studienlage und den gegenteiligen Ergebnissen dazu lässt bei mir den Verdacht aufkommen, dass hier werbeträchtige Aussagen gemacht werden, die eine im Großen und Ganzen obsolete Substanz wieder auferstehen lassen wollen.

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Oder sind solche Ergebnisse wirklich das Resultat schulmedizinischer Wissenschaft?

Ich vermute auch, dass der Migräne-Markt, der außerordentlich interessant für die Pharmaindustrie zu sein scheint, ein willkommenes Feld für so ein Revival der an sich schon abgehalfterten Substanz ist.

Dementsprechend positiv sind die Ausführungen in den nicht medizinischen Beiträgen über dieses Thema. Wenn man dann liest, dass es eine „sanfte Schmerzbehandlung mit Antidepressiva“ für Migräne gibt (fem.com/gesundheit/artikel/migraene-sanfte-schmerzbehandlung-mit-antidepressiva), wo es vollkommen nebenwirkungsfrei zugeht, dann kann man nur ins Träumen kommen.

Denn: „Auch wenn Sie nicht an Depressionen leiden, können Amitriptylin und verwandte Medikamente aus der Gruppe der Antidepressiva wahre Wunder wirken.“ So sieht evidenzbasierte schulmedizinische Wissenschaft wohl aus.
Und auch der „Focus“ meldet sich marketinggerecht zu Wort (2).

Hier geht es fast kriminalistisch zu. Denn chronische Spannungskopfschmerzen und Migräne mutieren hier zum „Fall für Amitriptylin“. Man beeilt sich zwar, ein paar Nebenwirkungen zu benennen, die aber beim Lesen als nicht so gravierend dargestellt werden. Man will ja seine Leser nicht abschrecken.

Fazit

Trizyklische Antidepressiva und Amitriptylin gibt es seit mehr als 50 Jahren.

Aber trotzdem scheint die Schulmedizin nicht zu wissen, worum es sich hier handelt und ob die Substanzen bei der Migräneprophylaxe wirken oder nicht.

Dies wirft ein bedauernswertes Licht auf diese Substanzen und die Wissenschaft, die sie hofiert. Für mich sind trizyklische Antidepressiva bei Migräne eine Erfindung der Marketingabteilung, die die Substanzen aus der Abstellkammer geholt habt, um noch ein paar Euro damit zu verdienen.

Quellen:

(1) sprechzimmer.ch/sprechzimmer/News/Gesundheit_allgemein/
Trizyklische_Antidepressiva_gegen_wiederkehrende_
Kopfschmerzen.php

(2) focus.de/gesundheit/ratgeber/kopfschmerz/therapie/
medikamente/schwere-migraene-trizyklische-antidepressiva_aid_7845.html

Beitragsbild: 123rf.com – Katarzyna-Bialasiewicz