Vitamintabelle aus Praxissicht: Was stimmt noch?
Aus der Naturheilpraxis von René Gräber / Kategorie: Vitalstoffe
Vitamine hatten einmal etwas Befreiendes. Wer sie einnahm, entzog sich dem reinen Reparaturdenken der Schulmedizin. Gesundheit war plötzlich mehr als Laborwerte und Rezepte. Dann kam der Gegenschlag. Studien, Schlagzeilen, Warnungen. Heute gilt Vitamin D als überschätzt, Vitamin C als wirkungslos, Vitamin A als gefährlich. Und Vitamin E? Am besten vergessen.
Das Problem: Beides stimmt nicht. Weder die alten Heilsversprechen noch die neue Vitamin-Skepsis bilden die Realität ab. Was fehlt, ist Differenzierung. Bedarf ist nicht Therapie. Statistik ist nicht Biologie. Und ein isolierter Nährstoff ist kein Ersatz für Stoffwechselkompetenz.
Zeit also für eine nüchterne Bestandsaufnahme.
Bedarf ist nicht Therapie – der zentrale Denkfehler
Der häufigste Irrtum beginnt mit einer simplen Verwechslung: Der offizielle Tagesbedarf soll Mangelkrankheiten verhindern – mehr nicht. Er ist kein Maßstab für therapeutische Effekte.
Ein Beispiel:
- 2–4 µg Vitamin B12 verhindern eine megaloblastäre Anämie
- diese Dosis „repariert“ aber keine jahrelange Nervenschädigung
Ähnlich bei Vitamin D:
- 800 IE schützen vor Rachitis
- sie regulieren aber kein fehlgesteuertes Immunsystem
Wer diese Ebenen vermischt, produziert entweder falsche Hoffnungen oder unnötige Angst.
Warum alte Vitamintabellen heute fragwürdig sind
Viele alte Tabellen stammen aus einer Zeit, in der:
- Umweltbelastung geringer war
- Medikamente seltener eingesetzt wurden
- Darmstörungen die Ausnahme waren
- Lebensmittel noch deutlich mehr Nährstoffe enthielten
Hinzu kommt: Damals wurde erfahrungsmedizinisch dosiert, heute statistisch argumentiert. Beides hat seine Berechtigung – aber nicht ohne Kontext.
Typische Probleme alter Tabellen:
- Dosierungen ohne Zeitbegrenzung
- fehlende Hinweise auf Wechselwirkungen
- keine Unterscheidung zwischen Prävention und Therapie
- absolute Aussagen („wirkt gegen…“, „verhindert…“)
Das macht sie heute nicht wertlos – aber bedenklich… Man muss einfach genauer hinschauen.
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Die Vitamintabelle
Bevor wir in die Vitamine einsteigen, müssen wir ein paar Begriffe definieren:
1) EU NRV
Das sind Nährstoff Referenzwerte für die Kennzeichnung von Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Sie sagen: „So kann man Prozentwerte auf Etiketten schreiben.“ Sie sagen nicht: „Das ist die optimale Zufuhr.“
2) D-A-CH Referenzwerte (Deutschland, Österreich, Schweiz)
Das sind die offiziellen Empfehlungen für die Zufuhr über die Ernährung. Sie sind deutlich sinnvoller als NRV, bleiben aber ebenfalls „Population und Prävention“, nicht Therapie.
3) USA RDA/AI
In den USA gibt es RDA (Recommended Dietary Allowance) und AI (Adequate Intake). Wieder ein eigenes System. Die Zahlen sind oft ähnlich, manchmal aber deutlich anders, weswegen ich die hier in meinen Beitrag mit reingenommen habe.
Wichtig zu wissen: Bedarf verhindert Mangelkrankheit. Therapie versucht Funktionsstörungen zu korrigieren.
Wer das vermischt, diskutiert Vitamine so, als würde man Ölwechsel und Motorreparatur in einen Topf werfen.
Los geht´s.
Vitamin A (Retinol, Provitamin A Carotinoide)
Vitamin A ist ein „Schleimhaut Vitamin“. Nicht im esoterischen Sinn, sondern ganz konkret: Es hält Epithelien funktionsfähig – Darm, Atemwege, Harnwege, Haut. Dazu kommt die Sehfunktion (Rhodopsin) und die Immunregulation über Genexpression.
Offizielle Zufuhrwerte
- D A CH: Frauen etwa 700 µg RAE täglich, Männer etwa 850 µg RAE.
- EU NRV: 800 µg.
- USA RDA: Männer 900 µg RAE, Frauen 700 µg RAE.
Obergrenze und Risiko
Das Risiko betrifft fast ausschließlich vorgeformtes Vitamin A (Retinol/Retinylester), nicht Carotinoide aus Lebensmitteln.
Die übliche Obergrenze für Erwachsene liegt bei etwa 3000 µg Retinoläquivalent pro Tag. Darüber und vor allem langfristig steigt das Risiko für Leberbelastung, Kopfschmerzen, Knocheneffekte und in der Schwangerschaft echte Schäden.
Therapeutische Nutzung: für wen, wann, wie lange
Vitamin A ist therapeutisch interessant bei:
- ausgeprägter Schleimhaut Trockenheit (Nase, Augen, Haut), Infektanfälligkeit
- sehr einseitiger Ernährung, Fettmalabsorption
- Rekonvaleszenz nach Infekten (nicht als Dauerlösung)
Praxisprinzip:
Wenn überhaupt Retinol supplementiert wird, dann moderat und zeitlich begrenzt. Für den Alltag sind Carotinoide aus Gemüse und Kräutern die sichere Variante. Wer Retinol hoch dosiert „als Anti Aging“ dauerhaft nimmt, spielt mit der Leber – und oft auch mit dem Knochengerüst.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin A lesen Sie unter: Vitamin A – Vorkommen, Wirkung, Mangel und die Sache mit der sogenannten „Vitamin-A- Vergiftung“
Vitamin D (Cholecalciferol, Calcidiol, Calcitriol)
Vitamin D ist eher ein Hormon, als ein Vitamin — eine Art Prohormon. Es wirkt über einen nukleären Rezeptor, steuert hunderte Gene, beeinflusst Calcium Phosphat Stoffwechsel und immunologische Balance. Es stimuliert das Immunsystem nicht „einfach so“, sondern moduliert es.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 5 µg (200 IE).
- D A CH: je nach Quelle und Annahme zur Sonnenexposition meist um 20 µg (800 IE) als Orientierung, wenn keine Eigenproduktion stattfindet.
- USA RDA: 600 IE bis 70 Jahre, 800 IE ab 71.
Obergrenze und Risiko
Obergrenzen werden häufig mit 4000 IE täglich für Erwachsene angegeben. Aber: Risiko ist weniger die Zahl an sich als das Zusammenspiel aus:
- individueller Ausgangsspiegel
- Körperfettanteil
- Calciumzufuhr
- Magnesiumstatus
- Vitamin K Status
- Nierenfunktion
Therapeutische Nutzung: für wen, wann, wie lange
Therapie ist sinnvoll bei:
- nachweislich niedrigem 25 OH Vitamin D Spiegel
- Osteopenie, Osteoporose Risiko
- häufigen Infekten, autoimmuner Tendenz (mit Maß und Kontrolle)
Prinzip:
Ohne Blutwert ist Vitamin D ein Ratespiel. Mit Blutwert wird es ein Werkzeug.
Typisch sind höhere Dosen für einige Wochen bis Monate, dann Erhaltung. Die Dosierung ist individuell: jemand mit 60 kg und jemand mit 110 kg sind nicht im selben Universum.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin A lesen Sie unter: Vitamin D: Formen, Vorkommen und Bedarf
Vitamin E (Tocopherole, Tocotrienole)
Vitamin E ist kein einzelner Stoff. Es ist eine Gruppe. Viele Studien haben isoliertes alpha Tocopherol verwendet – und dann wird so getan, als sei damit „Vitamin E“ bewertet. Das ist ungefähr so klug, als würde man einen Apfel testen und danach behaupten, man wisse alles über Obst.
Vitamin E schützt Membranen vor Lipidoxidation und beeinflusst Entzündungswege. Es ist relevant dort, wo Fettgewebe, Zellmembranen und oxidative Belastung eine Rolle spielen.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 12 mg.
- USA RDA: 15 mg alpha Tocopherol.
Obergrenze und Risiko
Hohe Dosen können bei bestimmten Menschen Probleme machen, vor allem hinsichtlich Blutgerinnung und Balance mit Vitamin K. Wer Blutverdünner nimmt, gehört nicht in den „hochdosiert, weil Antioxidans“ Reflex.
Therapeutische Nutzung: für wen, wann, wie lange
Therapeutisch interessant bei:
- hoher oxidativer Belastung (Raucher, sehr hoher Sportstress, chronische Entzündung)
- Fettstoffwechselthemen, wenn Ernährung schlecht und PUFA Last hoch ist
Prinzip:
Nicht blind hoch dosieren. Lieber Mischformen und Ernährung priorisieren, und therapeutisch nur gezielt.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin E lesen Sie unter: Vitamin E – Wie es wirkt und warum es hilft
Vitamin K (K1 Phyllochinon, K2 Menachinone)
Vitamin K ist das Steuerungs Vitamin für Calciumverteilung. Es aktiviert Proteine, die Calcium in Knochen einbauen und außerhalb halten sollen. Das ist der Grund, warum Vitamin K in den letzten Jahren aus der „Gerinnungs Ecke“ herausgewachsen ist.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 75 µg.
- USA AI: etwa 120 µg (Männer), 90 µg (Frauen).
Obergrenze und Risiko
Eine klassische Obergrenze gibt es nicht in derselben Form wie bei A. Das Hauptthema sind Wechselwirkungen mit Vitamin K Antagonisten.
Therapeutische Nutzung: für wen, wann, wie lange
Besonders sinnvoll:
- in Kombination mit Vitamin D bei Knochen Risiko
- bei Menschen, die wenig grüne Gemüse essen und kaum fermentierte Produkte nutzen
Prinzip:
Vitamin D ohne Blick auf Vitamin K ist wie Gas geben ohne Lenkrad. Das Bild versteht jeder.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin K lesen Sie unter: Vitamin K – Bedeutung, Vorkommen, Bedarf, Mangelerscheinungen
Vitamin C (Ascorbinsäure, Ascorbate)
Was stimmt heute sicher
Vitamin C ist kein Märchenstoff und kein Wundermittel. Es ist ein zentraler Redoxpuffer, Co Faktor für Kollagen, Gefäßwand, Carnitinbildung, Neurotransmitterstoffwechsel und Immunzellfunktion. Es ist außerdem ein Stressvitamin.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 80 mg.
- USA RDA: 90 mg Männer, 75 mg Frauen, Raucher plus 35 mg.
Obergrenze und Risiko
Obergrenzen werden meist mit 2000 mg täglich genannt (vor allem wegen gastrointestinaler Verträglichkeit). Das Risiko bei gesunden Nieren ist in der Praxis selten das Vitamin selbst, sondern Übertreibung bei Menschen mit bestimmten Steinrisiken oder schweren Nierenerkrankungen.
Therapeutische Nutzung: für wen, wann, wie lange
Sinnvoll:
- zu Beginn von Infekten, bei hoher Belastung, bei Rauchern
- in Phasen hoher Stresshormone, schlechter Schlaf, intensiver Trainingstage
- bei schlechter Wundheilung
Typisch: gramweise Zufuhr über wenige Tage bis Wochen, angepasst an Darmverträglichkeit. Und ja: Wer die pauschale Abwertung von Vitamin C glaubt, glaubt meist nicht der Biochemie, sondern dem Zeitgeist.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin C lesen Sie unter: Vitamin C – Vorkommen, Wirkung und Bedarf
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Der komplette B Komplex: wo die Musik spielt
B Vitamine sind nicht „die kleinen“. Sie sind die Schaltkreise des Energiestoffwechsels. Und sie sind genau da kritisch, wo moderne Lebensweise zuschlägt: Stress, Alkohol, Medikamente, Darmprobleme, Zuckerlast, Schlafmangel.
Vitamin B1 (Thiamin)
Energiegewinnung aus Kohlenhydraten, Nerven, Herz. Thiamin ist eine Engstelle. Wer viel Zucker und Weißmehl isst, verbrennt B1 mit.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 1,1 mg.
- USA RDA: etwa 1,2 mg Männer, 1,1 mg Frauen.
Therapeutische Nutzung
Sinnvoll bei:
- hoher Kohlenhydratlast
- Alkohol
- Erschöpfung mit „Nerven und Herz“ Symptomatik
Therapeutisch werden oft deutlich höhere Dosen eingesetzt, meist über Wochen, nicht als ewige Dauer.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B1 lesen Sie unter: Vitamin B1 (Thiamin)
Vitamin B2 (Riboflavin)
FAD/FMN, Mitochondrien, Entgiftungsenzyme, Schleimhäute, Haut.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 1,4 mg.
- USA RDA: 1,3 mg Männer, 1,1 mg Frauen.
Therapeutische Nutzung
Klassisch im Kontext von:
- Migräne Protokollen
- mitochondrialer Unterstützung
- Schleimhaut und Hautthemen
Meist im moderaten bis höheren Bereich, gut verträglich.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B2 lesen Sie unter: Vitamin B2 (Riboflavin)
Vitamin B3 (Niacin, Nicotinamid) – mein neues Lieblingsvitamin
NAD/NADH, Energie, DNA Reparatur, zelluläre Stressantwort.
Niacin ist zudem historisch ein Lipid Medikament gewesen.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 16 mg NE.
- USA RDA: 16 mg Männer, 14 mg Frauen.
Obergrenze und Unterschiede
Hier muss man im Artikel klar trennen:
- Niacin kann Flush auslösen.
- Nicotinamid nicht, hat aber andere Effekte.
Therapeutische Nutzung
Sinnvoll:
- bei bestimmten Fettstoffwechselkonstellationen (unter ärztlicher Begleitung, wegen Leber und Glukoseeffekten)
- allgemein bei Energiestoffwechsel und NAD Themen eher über Ernährung, Schlaf, Bewegung und gezielte Supplementierung
Das ist kein „mal eben nehmen“ Vitamin, wenn man hoch dosiert.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B3 lesen Sie unter: Niacin und Nicotinamid: Das Vitamin B3
Vitamin B5 (Pantothensäure)
Funktion
Coenzym A, Fettsäurestoffwechsel, Steroidhormon Synthese, Leberstoffwechsel.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 6 mg.
- USA AI: 5 mg.
Therapeutische Nutzung
In der Praxis relevant bei:
- Stressbelastung, Nebennieren Achse, Müdigkeit
- Haut und Schleimhautthemen
Meist gut verträglich, moderat dosiert.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B5 lesen Sie unter: Vitamin B5
Vitamin B6 (Pyridoxin, P 5 P)
Funktion
Neurotransmitter, Entgiftungsenzyme, Aminosäuren, Homocystein Achse.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 1,4 mg.
- USA RDA: grob 1,3 mg, im Alter höher.
Obergrenze
Hier hat sich der Wind gedreht: chronisch hohe Dosen können Nerven schädigen. Deshalb: keine Dauerhochdosen.
Therapeutische Nutzung
Sinnvoll:
- PMS, zyklusabhängige Beschwerden
- Homocystein Programme (im Trio mit Folat und B12)
- Stress, Schlaf, Träume, Nervensystem
Praxisprinzip: zeitlich begrenzen, Warnzeichen beachten (Kribbeln, Taubheit).
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B6 lesen Sie unter: Vitamin B6 – Nutzen, Mangel und Nebenwirkungen
Vitamin B7 (Biotin)
Funktion
Carboxylasen: Fettsäurestoffwechsel, Glukose, Aminosäuren. Haare und Nägel sind nur das Werbeplakat.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 50 µg.
- USA AI: 30 µg.
Therapeutische Nutzung
Sinnvoll:
- bei Biotinmangel (selten), bestimmten Haar Nagel Themen
Wichtig: hohe Dosen können Laborwerte beeinflussen. Das gehört in einen seriösen Artikel.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B7 lesen Sie unter: Biotin – Das Vitamin H – Wofür es gut ist und wofür nicht
Vitamin B9 (Folat)
Funktion
DNA Synthese, Zellteilung, Blutbildung, Methylierung, Homocystein.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 200 µg.
- USA RDA: 400 µg DFE.
Therapeutische Nutzung
Sinnvoll:
- bei erhöhtem Homocystein
- bei Kinderwunsch und Schwangerschaft (ärztliche Standards existieren)
Wichtig: Folattherapie macht ohne B12 Sinnprüfung manchmal Probleme, weil ein B12 Mangel maskiert werden kann. Das muss in einem guten Artikel stehen.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B9 lesen Sie unter: Folsäure und Folat
Vitamin B12 (Cobalamine)
Funktion
Nervensystem, Myelinisierung, Blutbildung, Methylierung.
Offizielle Zufuhrwerte
- EU NRV: 2,5 µg.
- USA RDA: 2,4 µg.
Das große Missverständnis: Aufnahme von B12
B12 Aufnahme scheitert häufig an:
- wenig Magensäure
- Intrinsic Factor Problemen
- chronischer Gastritis
- Metformin
- PPI (Omeprazol usw.)
Therapeutische Nutzung
Sinnvoll:
- bei nachgewiesenem Mangel oder typischer Symptomatik
- bei Risikogruppen (Alter, Medikamente, vegetarisch/vegan)
Therapeutisch wird häufig deutlich höher supplementiert als der Bedarf, weil es um Korrektur von Speicherdefiziten geht. Und ja: bei neurologischen Symptomen sollte man nicht monatelang „mal schauen“.
Meinen ausführlichen Grundsatzartikel zum Vitamin B12 lesen Sie unter: Vitamin B12 – Wirkung, Mangel, richtige Einnahme
Warum Studien oft in die Irre führen
Die meisten Vitamin-Studien scheitern nicht an den Vitaminen – sondern am Design:
- falsche Zielgruppen (keine Mängel)
- synthetische Einzelstoffe
- zu kurze Beobachtungsdauer
- keine Berücksichtigung von Darm, Leber, Genetik
Wer bei gut genährten Probanden keinen Effekt findet, widerlegt keine Therapie – sondern nur eine Idee.
Fazit
Die Wahrheit über Vitamine liegt weder in alten Tabellen noch in modernen Schlagzeilen. Sie liegt dazwischen. Wer Vitamine pauschal verteufelt, ignoriert Biochemie. Wer sie unkritisch verherrlicht, ignoriert Verantwortung.
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Fragen und Antworten zur Vitamintabelle
Warum geben Sie in Ihren Artikeln nicht immer feste Dosierungen für Vitamine an?
Weil Vitamine keine Kopfschmerztabletten sind. Eine therapeutische Dosierung ergibt sich nicht aus einer Tabelle, sondern aus dem Zusammenspiel von Ausgangswerten, Lebensstil, Medikamenten, Alter, Darmfunktion und Zielsetzung.
In beschwerdebezogenen Artikeln nenne ich durchaus sinnvolle Dosierungsbereiche – als Orientierung, nicht als Dogma. Diese Bereiche spiegeln Erfahrung, Studienlage und Praxis wider. Sie ersetzen aber keine individuelle Einschätzung. Wer daraus starre Zahlen macht oder sie dauerhaft übernimmt, verfehlt den Sinn.
Das Problem beginnt dort, wo pauschale Dosierungen ohne Kontext verbreitet werden. Dann wird so getan, als wären alle Menschen gleich gebaut, gleich belastet und gleich aufnahmefähig. Das sind sie nicht.
Aber es gibt doch offizielle Empfehlungen. Warum reichen die nicht aus?
Offizielle Empfehlungen verhindern Mangelkrankheiten, mehr nicht. Sie sagen nichts darüber aus, wie man bestehende Funktionsstörungen korrigiert. Das ist ein grundlegender Unterschied, der in der öffentlichen Diskussion fast immer untergeht. Niemand käme auf die Idee, eine Depression mit der Mindestzufuhr von Eiweiß zu behandeln. Bei Vitaminen wird genau dieser Denkfehler ständig gemacht.
Heißt das, therapeutische Dosierungen sind grundsätzlich höher?
Nicht automatisch. Manchmal ja, manchmal nein. Entscheidend ist nicht die Höhe, sondern der Kontext. Bei Vitamin B12 etwa liegt das Problem oft nicht in der Zufuhr, sondern in der Aufnahme. Deshalb können hohe orale Dosen kurzfristig sinnvoll sein. Bei Vitamin A hingegen kann eine dauerhaft hohe Zufuhr schnell problematisch werden. Es gibt kein allgemeines „mehr ist besser“.
Für wen sind therapeutische Vitamin Dosierungen überhaupt sinnvoll?
Vor allem für Menschen mit klaren Risikoprofilen. Dazu gehören ältere Menschen, Menschen mit chronischem Stress, langjähriger Medikamenteneinnahme, Verdauungsproblemen, sehr einseitiger Ernährung oder erhöhter Belastung durch Infekte, Entzündungen oder intensiven Sport. Wer jung, gesund, gut ernährt und belastbar ist, braucht meist deutlich weniger Intervention.
Können Sie trotzdem Beispiele nennen, ohne gleich Rezepte zu verteilen?
Ja, wenn man sauber formuliert. Vitamin C etwa wird therapeutisch häufig kurzfristig höher eingesetzt, zum Beispiel bei akuten Infekten oder hoher Stressbelastung. Vitamin D wird nach Blutwert dosiert, nicht nach Gefühl. Vitamin B6 kann bei bestimmten nervlichen oder hormonellen Beschwerden sinnvoll sein – aber nicht dauerhaft hoch.
Warum betonen Sie immer wieder die Dauer?
Weil Therapie fast immer zeitlich begrenzt ist. Viele Fehler entstehen dadurch, dass eine Intervention, die für Wochen gedacht war, über Jahre fortgesetzt wird. Vitamine sind Werkzeuge, keine Dauermedikation. Wer das vergisst, produziert neue Probleme, während er alte lösen will.
Welche Warnzeichen sollte man ernst nehmen?
Der Körper meldet sich früh, wenn etwas nicht passt. Kribbeln oder Taubheit können ein Hinweis auf zu hohe B6 Zufuhr sein. Anhaltende Kopfschmerzen oder Hautveränderungen können bei Vitamin A relevant werden. Und bei Vitamin K gilt: Wer Blutverdünner einnimmt, gehört nicht in den Selbstversuch.
Sind Blutwerte die Lösung für alles?
Nein, aber sie sind oft eine hilfreiche Orientierung. Bei Vitamin D sind sie unverzichtbar. Bei B12 sind sie nur ein Teil der Wahrheit, weil funktionelle Mängel bestehen können, obwohl der Serumwert „noch normal“ aussieht. Labore sind Werkzeuge, keine Orakel. Sie ersetzen nicht das Denken, aber sie können es strukturieren.
Was ist der größte Irrtum beim Thema therapeutische Vitamine?
Dass man sie isoliert betrachtet. Vitamine wirken im Netzwerk. Vitamin D ohne Magnesium, Folat ohne B12, Antioxidantien ohne ausreichende Proteinzufuhr – das ist biochemisch „unerquicklich“ um es etwas flappsig zu formulieren. Wer einzelne Substanzen hochzieht, ohne den Gesamtstoffwechsel zu beachten, bekommt oft enttäuschende Ergebnisse.
Wie lautet Ihr persönliches Fazit zu therapeutischen Dosierungen?
Therapeutische Vitamin Dosierungen sind weder gefährlicher Unsinn noch Allheilmittel. Sie sind ein präzises Instrument. Richtig eingesetzt, zeitlich begrenzt, am Menschen orientiert, können sie viel bewirken. Falsch eingesetzt, pauschalisiert oder dauerhaft, richten sie mehr Schaden als Nutzen an. Ich selbst wende für mich hohe Dosierungen zeitweise an, aber nicht das ganze Jahr über.
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Dieser Beitrag wurde erstmalig 1998 veröffentlicht und am 21.12.2025 von mir komplett überarbeitet.
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