Das vollständige Versagen der Nierentätigkeit stellt immer einen lebensbedrohlichen Zustand für den Organismus dar. Verschiedene Krankheiten und Störungen können zum Nierenversagen führen, dabei unterscheidet man die akute und die chronische Form.
Akutes Nierenversagen
Das akute Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz, Schockniere) führt innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen zu eine stark herabgesetzten Funktion des Organs. Bedrohlich für den Organismus wird der Zustand ab einer Leistungseinschränkung von mehr als 60 Prozent.
In den meisten Fällen führt eine verminderte Durchblutung des Gewebes (prärenale Form) zu dem akuten Ereignis. Hier können Traumen (Unfälle), Operationen, Verbrennungen, Medikamente oder Gifte ausschlaggebend für das Versagen sein.
Das renale Nierenversagen entsteht infolge einer direkten Schädigung des Nierengewebes. Neben einer Nierenentzündung (Glomerulonephritis) können auch Bakterien (Pyelonephritis), Viren und Medikamente Einfluss auf die Funktionalität haben. In seltenen Fällen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen einer gestörten Blutgerinnung und der Gewebeschädigung.
Beim prärenalen Nierenversagen ist die Filtrationsrate durch mangelnde Durchblutung oder Medikamente (Duiretika, „Wassertabletten“) eingeschränkt. Dazu führen verschiedene Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, aber auch Verbrennungen oder ein septischer Schock.
Sind die ableitenden Harnwege (Harnleiter und anschließende Gebilde) in Mitleidenschaft gezogen, kann es zu einem postrenalen Nierenversagen kommen. Ursachen dafür sind Tumore, Nierensteine, Strikturen oder auch die Prostatavergrößerung.
Symptome
Der Beginn des akuten Nierenversagens ist meist unspezifisch und wird nicht als Bedrohung wahrgenommen. Es zeigen sich Müdigkeit, Leistungsabfall, rasche körperliche Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Appetitlosigkeit und eine wiederkehrende Übelkeit.
Die physiologische Harnausscheidung von ein bis zwei Liter pro Tag sinkt auf Mengen unterhalb 500 Milliliter (Oligurie) und versiegt letztendlich bei Versagen vollständig (Anurie). Das nicht mehr ausgeschiedene Wasser lagert sich an prädestinierten Körperstellen ab, es bilden sich Ödeme im Bereich der Beine, der Augenlider und auch der Lunge (führt zu Atemnot). Nicht mehr abfiltriertes Kalium und Natrium führt zu einer Beeinträchtigung der Herztätigkeit, es drohen Herzrhythmusstörungen.
Ablagerungen von harnpflichtigen Substanzen führen zu Muskelschmerzen und Knochenschmerzen sowie zu Juckreiz. Der Urin färbt sich rot (Blutbestandteile, Erythrozyten, “Blut im Urin”) und weist eine Schaumkrone auf (durch ausgeschiedene Eiweiße, “Eiweiß im Urin“).
Diagnose
Je eher das drohende Versagen diagnostiziert wird, desto besser gestaltet sich die Therapierbarkeit. Das akute Versagen kann vollständig ohne weiterreichende Schädigungen ausheilen. Neben Anamnese und Inspektion werden vor allem Blut und Urin auf ihre Zusammensetzung hin untersucht.
Mit Hilfe der Sonographie kann die Größe des Organs bestimmt werden. Gewebeproben (Biopsien) zeigen unter Umständen Zerstörungen oder Veränderungen auf.
Therapie
Die geeignete Therapie hängt zudem auch vom auslösenden Faktor ab, in einigen Fällen reicht das Absetzen schädigender Medikamente aus.
Ödeme werden in der Schulmedizin generell mit Diuretika behandelt.
Eine geeignete Diät (salzarm, eiweißarm), eine bilanzierte Flüssigkeitsaufnahme sowie die Meidung von Noxen (Alkohol, Kaffee, Nikotin) unterstützen den Ausheilungsprozess.
Tritt während der Behandlung keine Besserung ein, muss das Blut durch unterstützende Hilfsmittel (Dialyse) gereinigt werden.
Bei weitreichender Zerstörung des Nierengewebes wird unter Umständen der Organersatz mit einem Transplantat notwendig. Bei großen operativen Eingriffen oder schweren Unfällen steigt das Risiko eines letalen Ausgangs, die Sterblichkeit liegt hier zwischen 40 und 60 Prozent.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:
Chronisches Nierenversagen
Im Gegensatz zum akuten Versagen entwickelt sich die chronische Form über einen langwierigen Prozess. Hierbei wird das Nierengewebe unwiederbringlich zerstört, die Niere stellt nach und nach ihre Funktionen ein (= chronische Niereninsuffizienz, Nierenschwäche).
Im Verlauf reduziert sich (durch die zunehmend blockierte Filterleistung) kontinuierlich die Urinausscheidung und führt zu einer Ansammlung von Wasser (Ödeme) und harnpflichtigen Substanzen. Der Organismus wird langsam vergiftet (= lebensbedrohender Zustand).
Die schulmedizinische Therapie gleicht der Behandlung des akuten Versagens, jedoch kann durch die langsame Zerstörung des Nierengewebes keine vollständige Heilung erzielt werden.
Auch eine naturheilkundliche Therapie dient hier vor allem der Verbesserung der Lebensqualität.
Leider muss ich hier sagen, dass Naturheilkunde und Alternativmedizin (nach meiner Erfahrung jedenfalls), deutliche Grenzen haben. Dies gilt vor allem dann, wenn das Nierengewebe irreversibel geschädigt ist.
Die Naturheilkunde ist auch kein “Notnagel” für aussichtslose Fälle. Allerdings konnten strenge Diäten schon Patienten helfen, deren Nierenfunktion auf 3 % des Optimums reduziert war, wie Erfahrungsberichte in der Literatur zeigen.
Es ist für den Schulmediziner erstaunlich, wenn nicht unglaublich, dass dialysepflichtige Patienten nur durch die Ernährung vollständig geheilt werden können. Dazu ist es notwendig, eine strikt vegane Diät einzuhalten.
Der Kranke darf über Jahre hinweg nur noch frisches Obst und Gemüse (auch Kartoffeln, Süßkartoffeln, Reis, Quinoa, Buchweizen) sowie Vollkorngetreide und Vollkornbrot aus Bio-Anbau verzehren.
Die Eiweißbilanz kann mit Hülsenfrüchten optimiert werden. Tabu sind selbstverständlich Zucker und industriell verarbeitete Lebensmittel.
Es gibt auch in meiner Praxis Fälle, denen ich leider sagen muss: “Tut mir leid. Warum sind Sie nicht vor zwei, drei oder fünf Jahren gekommen? Da hätte ich mehr für Sie tun können…”
Zum anderen muss auch gesagt werden, dass das Nierenversagen bei vielen Patienten recht weit am Ende der “Patientenkarriere” auftritt. Eine naturheilkundliche Therapie richtet sich bei mir in erster Linie an eine strenge Ernährungsumstellung – ohne diese geht nach meiner Erfahrung sonst nichts mehr.
Beitragsbild: fotolia.com – Tonpor Kasa
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 8.3.2020 aktualisiert.