Müdigkeit – eigentlich ganz normal. Müdigkeit gehört zum Leben – nach einem anstrengenden Arbeitstag, einer langen Wanderung an der frischen Luft oder auch nach einem warmen Bad fühlt man sich abends müde. Der Tag ist geleistet, der Körper stellt sich vom Wachsein auf den Schlaf um.

Insoweit ist Müdigkeit zunächst einmal ein gesundes Zeichen einer funktionierenden „inneren Uhr“, die zu einer angemessen langen Pause oder zum Schlafen aufruft. Wie viel Schlaf übrigens ein Mensch benötigt, um ausgeruht in den nächsten Tag starten zu können, ist abhängig vom Alter und der allgemeinen Konstitution aber auch vom persönlichen Ruheempfinden des Einzelnen.

So benötigen Kleinkinder bis zu 16 Stunden Schlaf, während sich diese Zahl beim Erwachsenen reduziert und zum Alter hin immer weiter abnimmt. Dabei spielen körperliche Gesundheit und ein ununterbrochener Schlafrhythmus wesentliche Rollen.

Doch was, wenn die Müdigkeit bereits kurz nach dem Aufstehen auftritt? Oder wenn sie den ganzen Tag lang anhält, sodass eine bleierne Schwere, womöglich auch eine Lustlosigkeit aufkommt, morgens überhaupt noch aufzustehen? Oder die kleinsten Tätigkeiten lösen eine derartige Erschöpfung aus, dass man sich ins Bett legen muss?

Wer trotz eines dem Alter und Lebensumständen angemessenen Schlaf- und Wachrhythmus über häufige Müdigkeitserscheinungen klagt (womöglich über einen längeren Zeitraum), der fragt sich:

  • Wieviel Müdigkeit ist gesund und wo beginnt die Sorge, krank zu sein?
  • Bei welchen Symptomen der Müdigkeit sollte ein Arzt hinzugezogen werden?
  • Und welche Krankheiten können überhaupt hinter einer lang anhaltenden oder spontan auftretenden starken Müdigkeit stecken?

Hinter Müdigkeit können sich auch Krankheiten verbergen

Tatsächlich kann bei vielen Erkrankungen eine Müdigkeit als Symptom auftreten. Bei einer leichten Infektion beginnend, bis hin zu schweren Erkrankungen der Leber ist Müdigkeit als Begleiterscheinung möglich.

Daneben kommen auch alle möglichen Erkrankungen (oder gegebenenfalls Befindlichkeitsstörungen) der Psyche als Auslöser für Müdigkeit in Betracht. So kann eine Depression durchaus das Gefühl einer körperlichen und seelischen Müdigkeit bewirken. Ebenso kommt hier das sogenannte „Burn-out-Syndrom“ (völliges Ausgebranntsein) zur Abklärung in Frage.

Bei Müdigkeit sollte man auch die Ernährung als Auslöser in Betracht ziehen. Bereits ein einmalig überlastetes Verdauungssystem kann müde machen. Das kennt sicher jeder: Nach einem viel zu schweren, reichhaltigen Festessen fühlt man sich häufig die nächsten Tage träge und müde. Wer sich ständig falsch ernährt, kann also auch unter einer ernährungsbedingten Müdigkeit leiden. Hier kann eine leichte Regulierung der Ernährung, sowie evt. die Gabe einer basischen Mineralstoffmischung (zum Ausgleich des Säure-Base-Haushalts) Abhilfe bringen.

Allerdings muss bei einer lange gestörten Verdauung, immer auch an eine chronische Darmerkrankung gedacht werden. Diese sollte rechtzeitig in Betracht gezogen und abgeklärt werden.

Bei den ernährungsbedingten Auslösern für Müdigkeit sollte auch die Möglichkeit einer Unterversorgung mit bestimmten Stoffen (z.B. EisenmangelanämieVitaminmangel oder Mineralstoffmangel) nicht vergessen werden.

Selbst ein aus dem Lot geratenes Immunsystem an sich, sei es durch einen Infekt oder zum Beispiel nach einer Medikamenten-Einnahme (z.B. Antibiotika) kann Müdigkeit verursachen. Hier kann man dem Immunsystem durch eine sogenannte „Darmsanierung“ (Einnahme von Probiotika, welche die Darmflora günstig beeinflussen) wieder auf die Beine helfen.

Und: Es gibt tatsächlich auch so etwas wie echte „Schlafkrankheiten“: so zum Beispiel ein „chronisches-Fatigue-Syndrom“ (CFS), manchmal auch „chronisches-Müdigkeits-Syndrom“ (CMS) oder Myalgische Enzephalomyelitis (ME) genannt. Neben Erschöpfung und Müdigkeit ist das Syndrom begleitet von Darmreizungen, gesteigerter Schmerzempfindung, Konzentrationsstörungen und Problemen mit dem vegetativen Nervensystem. Für dieses Syndrom hat die Forschung noch keine eindeutige Ursache gefunden.

Mehere Hypothesen stehen im Raum, unter anderem eine , es wird jedoch eine Virusinfektion. vermutet. Dieser Infekt könnte auch mehreren Wegen das Gehirn schädigen. Einige Forscher glauben, die Viren könnten den Darm befallen und von dort aus in den Vagusnerv gelangen. Das wäre ein direkter Weg ins Zentralnervensystem.

Bei den viralen Infektionen im Zuge des CMS könnte auch durch den Effekt der molekularen Mimikry ein Autoimmuner Prozess in Gang gesetzt werden. Dabei vermuten manche Wissenschaftler, dies können mit Imfpungen zusammenhängen, weil das CMS oft kurz nach der Injektion der Seren in Erscheinung tritt. Zu vermuten ist dann, dass die Wirkverstärker (Adjuvantien) in den Medikamenten.

Auch Beeinträchtigungen der Mitochondrien könnten verantwortlich sein, worauf ein Mangel an Coenzym Q bei vielen Patienten hindeutet. Beides führt zu Herzkrankheiten und Durchblutungsstörungen. In Betracht gezogen wird beim CMS auch eine diskrete zerebrale Entzündung (Kortex, Hippocampus, Amygdala, Thalamus, Mittelhirn, Pons), die bei vielen Patienten festgestellt wurde.

Der Grad dieser Entzündungen korreliert linear mit der Gravidität der Beschwerden. Das Hormon Leptin ist erhöht, sodass verstärkt neuronale Immunzellen entstehen (Mikroglia). Nachweisbar sind auch histologische Veränderungen der grauen und eine Schwund der weißen Substanz.

Wahrscheinlich ist das Gehirn auch weniger anpassungsfähig, weil es auch an der Produktion des BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) mangelt. Herabgesetzt ist auch die Zahl der Killerzellen und die Balance der Botenstoffe des Immunsystems (Zytokine) ist gestört.

Eine andere Interpretation geht von einer Dysbiose aus. Bei dieser Störung der Darmflora kommt es auch vermittels des enterischen Nervensystems zu Beeinträchtigungen des Gehirns. Dieser Zusammenhang wird dadurch gestützt, dass bei Patienten mit CMS oft eine ganz eigene, typische Abweichung in der Darmbesiedlung gefunden wurde.

Besonders auch während einer Krebsbehandlung sprechen Ärzte bei großer Müdigkeit des Patienten von CFS – dies könnte damit zusammenhängen, dass z.B. während einer Chemotherapie die Immunabwehr herabgesetzt ist und der Patient dadurch anfälliger für das (noch unbekannte) Virus wäre.

Ebenso können schwere Erkrankungen wie z.B. KrebsLebererkrankungen wie z.B. die HepatitisSchilddrüsenunterfunktion, Abhängigkeitserkrankungen und viele mehr, selbst eine Müdigkeit bewirken.

Bei plötzlich auftretendem, unbezähmbaren Schlafbedürfnis, vor allem dann, wenn ein fehlender Muskeltonus hinzukommt (plötzlich die Muskeln erschlaffen), muss immer auch an die Möglichkeit einer Narkolepsie gedacht werden. Diese schwere Erkrankung ist extrem selten und tritt (ähnlich der Epilepsie) anfallsweise auf. Die Anfälle können sich jedoch unbehandelt, viele Male täglich wiederholen. Damit stellt diese Erkrankung eine massive Hinderung dar, einen normalen Tagesrhythmus aufrechtzuerhalten.

Auf jeden Fall sollten Menschen mit schweren Müdigkeitserscheinungen unbedingt – insbesondere, wenn diese plötzlich auftreten – bei Gebrauch von gefährlichen Maschinen, sowie im Straßenverkehr sehr achtsam sein.

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Naturheilkundliche Betrachtungen

Müde sein, erschöpft sein passt nicht in unser heutiges Wirtschaftssystem. Honoriert wird nur Leistung, Tempo und Erfolg. Bezahlen tun wir alle dafür, die einen etwas früher (wo noch etwas zu retten ist), andere später, wenn es sowieso zu spät ist. Unsere Krankenhäuser sind voll davon.

siehe auch: Allergie – Heißhunger – Stoffwechselprobleme

Mehr auch unter:

  • Chronisch Müde und Abgeschlagen?
    In diesem Grundsatzbeitrag betrachte ich die wichtigsten Erschöpfungstypen.
  • Burn-out – eine häufige aber schwierige Diagnose
    Die Betriebskrankenkassen schätzen, dass in Deutschland ca. 9 Millionen Menschen unter dem sog. Burnout-Syndrom leiden. Nach neuesten Erkenntnissen, die in einem neuen HTA- Bericht (Health Technology Assessment) veröffentlicht wurden, gibt es bei der Differenzial-Diagnose der Erkrankung große Probleme.

Eine kleine Geschichte…

In einer kleinen Oase trifft ein Beduine auf einen Scheich mit seinem wunderschönen Araber-Hengst. Der Beduine fragt: „Warum sitzt Du hier unter der Palme, statt auf Deinem edlen Pferd zu reiten?“ Antwortet der Scheich: „Ich bin lange Zeit sehr schnell geritten und nun warte ich hier, bis mich meine Seele wieder eingeholt hat.

Sprache der Symptome

Müdigkeit und Leistungsschwäche wollen uns zeigen, dass es an der Zeit ist, Körper und Seele ausruhen zu lassen, um neue Kraft zu schöpfen. Lassen wir dieses Signal unbeachtet, zwingt uns der Körper früher oder später zu einer Pause. Es liegt ganz bei uns, respektive unserem Ego.

Naturheilkunde, Alternativmedizin & Hausmittel

Im Folgenden finden Sie naturheilkundliche und Alternative Therapieverfahren, die bei Müdigkeit helfen können.

Stimulantien wie Koffein oder andere “Aufputschmittel” sind keine Lösung. Im Gegenteil: diese verschlimmern das Problem auf Dauer nur noch.

Anthroposophische Medizin

Müdigkeit zum Beispiel nach einem grippalen Infekt oder Infektionen allgemein:
Meteoreisen Globuli velati (Firma Wala).

Ernährung

Die Ernährung spielt eine große Rolle. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, glauben Patienten es meistens nicht und wollen sich von ihren lieb gewonnen Speisen nicht trennen. Ich sage da nur: Wer nicht will, der hat schon.

Hier meine ganz allgemeinen Empfehlungen:

Meiden Sie vor allem Zucker- und Weißmehlprodukte, sowie Soja und Eier, Alkohol, Nikotin und Schweinefleisch in jeder Form (auch Würste).

Ebenfalls meiden sollten Sie Milch. Mehr dazu auch in meinem Beitrag: Milch – Ein gesundes Lebensmittel?

Lebensmittelunverträglichkeiten und Lebensmittelallergien sind ein verbreitetes Problem. Häufige Allergene sind: Haselnüsse, Erdnüsse und Paranüsse. Diese sollten Sie grundsätzlich nicht essen.

Auch einige Früchte sind häufig problematisch: Bananen aus konventionellem Handel (!) und Kiwis.

Auch viele Käsesorten können Probleme bereiten: Emmentaler, Schweizer Käse, Parmesan, Cheddar, Gouda, Mozarella, Camembert, Ziegenkäse.

Ein im New England Journal der Medizin erschienener Beitrag zählt 55 Erkrankungen auf, bei denen Gluten eine Rolle spielt. Dazu gehören neben der Müdigkeit, Erkrankungen

wie Demenz, Migräne, Nervenentzündungen, AngstzuständeAutoimmunerkrankungen und Depressionen. Mehr zum “Glutenproblem” finden Sie in meinem Beitrag zur Zöliakie.

Heilpilze

Reishi ist ein erstaunlicher Heilpilz mit einem sehr breiten Wirkungsspektrum.

Heilpflanzen

Heilpflanzen können entzündungshemmende sekundäre Pflanzenstoffe liefern. Besonders ratsam ist die Gelbwurz, die reichlich Curcumin enthält.

Hildegard von Bingen

Gerstenbad: Kochen Sie 1 kg Gerste 20 Minuten lang in 4 Liter Wasser. Den Extrakt geben Sie ins Badewasser. Baden Sie 2-3 mal wöchentlich 20 Minuten lang bei 38ºC.

Medizinische Massagen

Bei einer klassischen Massage oder Manuellen Lymphdrainage können Sie Körper, Geist und Seele „baumeln“ lassen.

Orthomolekular-Medizin

Vitalstoffdefizite sollten geprüft und ausgeglichen werden. Zahlreiche Kollegen empfehlen gerne ein “Allroundpräparat” wie z.B. das Orthomol vital oder das Dialvit. So ist sichergestellt, dass eine optimale Zufuhr vom mitochondrialen Nährstoffen erfolgt.

Aus meiner Sicht sollte ein Vitamin-B-Mangel ausgeglichen werden. Vor allem, wenn Sie älter sind (ca. 60 Jahre und älter) sollte an Vitamin B12 gedacht werden. Eine “altersbedingte” Magensäurekonzentration kann dafür sorgen, dass nicht mehr genügend Vitamin B12 aufgenommen wird.

Ebenso sollte auf jeden Fall das Vitamin D beachtet werden.

Mehr dazu auch unter dem Stichpunkt Vitaminmangel.

Säure-Basen-Haushalt

Der Säure-Basen-Haushalt und das Thema “Übersäuerung” kann bei vielen akuten und
chronischen Beschwerden eine Rolle spielen. Dies ist einer der Punkte, die ich fast immer prüfe.

Störfelder

Tote Zähne stören grundsätzlich den ganzen Organismus. Auch Amalgam-Füllungen können bedenklich sein. Sie sollten sie durch einen in diesen Sachen erfahrenen Zahnarzt sanieren lassen.

Wenn Sie unter besonderen Beschwerden bei Wetterwechsel leiden, finden Sie weitere Informationen in meinem Beitrag  Wetterfühligkeit.

Sonstiges

Eine Qi-Gong-Übung (heißt Pfeil und Bogen): Aufrecht stehen, Füße parallel hüftbreit auseinander. Arme und Kopf hängen lassen, dreimal tief ein- und ausatmen. Beim nächsten Einatmen aufrichten, rechten Arm seitlich strecken, linken Arm vor der Brust anwinkeln, so als ob Sie einen großen Bogen anheben und spannen wollen. “Pfeil” abschießen – ausatmen, Arme sinken lassen und die gleiche Übung beim Einatmen zur anderen Seite wiederholen. Diese Übung machen Sie fünf mal auf jede Seite.

Es geht aber auch einfacher als mit Qi-Gong: Die fünf Tibeter helfen auch.

Beitragsbild: 123rf.com – Katarzyna-Bialasiewicz

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