Mit der Vertiefung und Verbesserung der natürlichen Atmung gelingt es, körperliche und seelische Störungen nachhaltig zu beeinflussen, häufig auch zu beheben. Der Patient erlangt ein tieferes Selbstverständnis, Gelassenheit, Lebensfreude und Vertrauen in die eigene Lebenskraft.

Wirkungsweise der Atemtherapie

Die Atemtherapie soll den Atemrhythmus ausgleichen, das vegetative Nervensystems regulieren und das psychosomatische Gleichgewicht wieder herstellen. Nicht nur akute und chronische gesundheitliche Störungen können damit behoben oder gelindert, sondern vorbeugend vermieden werden.

Durch die Atemarbeit soll der Atem bewusst wahrgenommen werden und sich dadurch verbessern. Der Mensch soll seinen ursprünglichen lebendigen Atemrhythmus wiederfinden. Damit schärft sich auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers und der Außenwelt. Die Konzentration auf das Selbst und den Mitmenschen gelingt durch die Atemtherapie besser.

Mit der Atmung wird gleichzeitig das Herz-Kreislauf-System und das Nerven-System harmonisiert. Die Atemtherapie beinhaltet auch ein Sprechtraining, das die Artikulation optimiert. Die ganzheitliche Methode wirkt sich auf Sehnen, Bänder und Gelenke ebenfalls positiv aus. Das stärkt nicht nur die Körperkraft, sondern steigert auch die Beweglichkeit der Gelenke. Davon profitiert besonders die belastete Wirbelsäule.

Indikationen

Bei allen Problemen rund um die Lunge ist die Atemtherapie eine hervorragende Begleitbehandlung nach Lungen-OPs, Verletzungen und akuten wie chronischen Erkrankungen der Atem-Organe. Mit regelmäßiger Atemtherapie und Atemgymnastik lassen sich insbesondere eine chronische Bronchitis, Lungenentzündung, Lungenfibrose, Mukoviszidose, Lungen-Emphysem, COPD und auch Bronchialasthma lindern.

Während der Einsatz der Atempädagogik bei den Atemwegserkrankungen offensichtlich ist, so ist sie bei den folgenden Indikation weniger bekannt:

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Einzel- oder Gruppentherapie?

Die Atemtherapie kann in individuellen Einzelübungen oder in Gruppensitzungen durchgeführt werden. Wenn der Therapeut nur auf einen Patienten eingehen muss, gelingt es besser, die persönlichen Probleme und Ansprüche zu berücksichtigen.

Der Vorteil der Gruppenarbeit ist das Gemeinschaftserlebnis mit Erfahrungsaustausch unter Neulingen und Gleichgesinnten. Dieser psychologische Effekt sollte keinesfalls unterschätzt werden. Sicher versammeln sich in einer Behandlungsgruppe stets Menschen mit ähnlichen Krankheiten und Schwierigkeiten.

Der Therapeut hat für die Gruppe oder für einen einzelnen Klienten bestimmte Übungen ausgesucht. Kriterium ist dabei die Beseitigung der bestehenden Gesundheits-Probleme.
Der Therapeut erklärt die anstehende Übung und führt sie dem/den Patienten vor, die das eben Gelernte nachmachen. Einige Übungen wie die passive Dehnübung hingegen erfordert die aktive Arbeit des Therapeuten am Patienten. In Gruppentherapien kann dies eventuell auch ein anderer Patient übernehmen.

Im Zuge der reflektorischen Atemtherapie kommt der Patient vor den Übungen in den Genuss einer Wärmebehandlung oder einer Massage. Manchmal ist es auch eine spezielle Gymnastik, die zur Vorbereitung auf die Atemübungen dient.

Atemübungen im Sitzen

Zum Start ist es vielleicht sinnvoll, mit Übungen im Sitzen zu beginnen. Dazu eignet sich beispielsweise die Übung “Kutschersitz“, bei dem der Klient auf einem Stuhl sitzt, und die Füße rund einen halben Meter auseinander stellt. Mit nach vorne gebeugtem Rumpf lagern die Ellenbogen oder Unterarme auf den Oberschenkeln.

In dieser Haltung, die auch Menschen während eines Asthma-Anfalls instinktiv einnehmen, fällt die Atmung besonders leicht. Kombiniert werden kann der Kutschersitz mit der Übung “Lippenbremse“.

Dabei presst der Patient die Lippen beim Ausatmen leicht aufeinander, sodass ein gewisser Widerstand entsteht. Diese Übung kann auch als Notfallmaßnahme angesehen werden, weil sie die Sauerstoffversorgung der Lunge bei Asthma-Attacken verbessern kann. Zudem kann die Übung ein Kollabieren der Lungenbläschen verhindern.

Die Arme abzustützen kann in verschiedenen Haltungen die Atemtätigkeit erleichtern. Wer im Sitzen die Hände nach hinten aufstellt, wird dies sofort spüren. Sogar die Hockstellung mit nach vorne gebeugtem Kopf schafft Erleichterung beim Luftholen.

Leicht zwischendurch im Sitzen zu praktizieren ist auch die Übung “Pranayama“. Dabei verschließt man ein Nasenloch mit Fingerdruck auf den Nasenflügel. So wird einmal ein- und ausgeatmet und verschießt danach das gegenüberliegende Nasenloch. Immer so abwechselnd geht es für 5 Minuten weiter.

Andere kleine Übungen die “Schnüffelatmung“ oder kurzes Phasen des Atemanhaltens beim Einatmen.

Atemübungen im Liegen und Stehen

Der Klient liegt in bequemer Kleidung in Bauch- oder in Rückenlage. In der Dehn-Dreh-Lage liegt der Klient mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken. Dann neigt er beide Knie zu einer Seite, am besten so weit, dass die Knie den Boden berühren. In dieser Position wird zehnmal ein- und ausgeatmet, bevor die Knie zur anderen Seite gekippt werden.

Bei der passiven Dehnübung liegt der Patient auf der Seite. Das am Boden oder auf der Liege liegende Bein ist angezogen, das andere auf einem Stützkissen gestreckt abgelegt. Der Therapeut oder Therapie-Partner ergreift das obere Bein mit beiden Händen am Knie, beziehungsweise am Sprunggelenk. So kann der Unterschenkel beim Einatmen gedehnt und beim Ausatmen gebeugt werden.

Zwei Personen sind auch für die Übung “Thorax-Kompression“ nötig. Der Patient liegt auf dem Rücken mit angewinkelt aufgestellten Beinen. Der Therapeut oder der Therapie-Partner übt mit der flachen Hand beim Ausatmen leichten Druck aus, wodurch das Ausatmen erleichtert wird. Eine andere Zweipersonenübung in Rückenlage ist das passive Anheben und Schütteln der Arme.

Dies ist eine Entspannungsübung wie auch das Streicheln des eigenen Bauches im Liegen.
Zum Training der Bauchmuskulatur ist die Atmung in Bauchlage sehr effektiv. Das stärkt das Zwerchfell, das maßgeblich am Atmen beteiligt ist.

Zur Verbesserung der Beweglichkeit dient die Übung “Vierfüßlerstand“. Der Patient steht auf allen Vieren und macht abwechselnd einen Katzbuckel und ein Hohlkreuz. Bei der Übung “Torwart“ steht der Klient mit gebeugten Knien und stützt sich mit den Händen auf dem Oberschenkel ab.

Viele Lungenkrankheiten wie der Mukoviszidose sind mit erheblicher Schleimbildung verbunden. Die oft festsitzenden Sekrete müssen gelöst und herausbefördert werden. Dazu geeignet sind Vibrationen des Lungengewebes, die vom Patienten durch Singen oder Summen erzeugt werden können. Das laute, plötzliche Äußern von Konsonanten kann zur Schleimentsorgung ebenfalls beitragen. Zusätzlich muss der Brustkorb der Patienten regelmäßig abgeklopft werden.

Viele Übungen können alleine zu Hause durchgeführt werden, wenn sie einmal durch therapeutische Anleitung erlernt sind. Jeder kann ganz einfach sofort etwas für eine bessere Atmung tun: Einfach mal mitsingen, wenn ein schöner Song im Radio gespielt wird. Oder öfter mal gähnen…


Beitragsbild: 123rf.com –  PAPAN SAENKUTRUEANG

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 14.10.2021 aktualisiert.

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