Nierenversagen. Den meisten Menschen ist überhaupt nicht bewusst, was dann passiert und welche dramatischen Einschnitte dies für die Lebensqualität bedeutet. Die Zahl der Dialyse-Patienten steigt seit Jahrzehnten. Genau Zahlen sind nicht erhältlich, aber die Zahl der Patienten bewegt sich zwischen 60.000 und 80.000 die auf Dialyse angewiesen sind. In diesem Beitrag möchte ich auf einige wichtige Aspekte eingehen, sowie auch auf die sogenannte Kopp´sche Lösung; denn entscheidend ist, vor allem das chronische Nierenversagen zu vermeiden.

Das vollständige Versagen der Nierentätigkeit stellt immer einen lebensbedrohlichen Zustand für den Organismus dar. Verschiedene Krankheiten und Störungen können zum Nierenversagen führen, dabei unterscheidet man die akute und die chronische Form. In diesem Beitrag möchte ich auf einige konservative (Schulmedizin-Optionen) eingehen, als auch auf einige spektakuläre Optionen.

Akutes Nierenversagen

Das akute Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz, Schockniere) führt innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen zu eine stark herabgesetzten Funktion des Organs. Bedrohlich für den Organismus wird der Zustand ab einer Leistungseinschränkung von mehr als 60 Prozent.

In den meisten Fällen führt eine verminderte Durchblutung des Gewebes (prärenale Form) zu dem akuten Ereignis. Hier können Traumen (Unfälle), Operationen, Verbrennungen, Medikamente oder Gifte ausschlaggebend für das Versagen sein.

Das renale Nierenversagen entsteht infolge einer direkten Schädigung des Nierengewebes. Neben einer Nierenentzündung (Glomerulonephritis) können auch Bakterien (Pyelonephritis), Viren und Medikamente Einfluss auf die Funktionalität haben. In seltenen Fällen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen einer gestörten Blutgerinnung und der Gewebeschädigung.

Beim prärenalen Nierenversagen ist die Filtrationsrate durch mangelnde Durchblutung oder Medikamente (Duiretika, „Wassertabletten“) eingeschränkt. Dazu führen verschiedene Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, aber auch Verbrennungen oder ein septischer Schock.

Sind die ableitenden Harnwege (Harnleiter und anschließende Gebilde) in Mitleidenschaft gezogen, kann es zu einem postrenalen Nierenversagen kommen. Ursachen dafür sind Tumore, Nierensteine, Strikturen oder auch die Prostatavergrößerung.

Symptome

Der Beginn des akuten Nierenversagens ist meist unspezifisch und wird nicht als Bedrohung wahrgenommen. Es zeigen sich Müdigkeit, Leistungsabfall, rasche körperliche Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Appetitlosigkeit und eine wiederkehrende Übelkeit.

Die physiologische Harnausscheidung von ein bis zwei Liter pro Tag sinkt auf Mengen unterhalb 500 Milliliter (Oligurie) und versiegt letztendlich bei Versagen vollständig (Anurie). Das nicht mehr ausgeschiedene Wasser lagert sich an prädestinierten Körperstellen ab, es bilden sich Ödeme im Bereich der Beine, der Augenlider und auch der Lunge (führt zu Atemnot). Nicht mehr abfiltriertes Kalium und Natrium führt zu einer Beeinträchtigung der Herztätigkeit, es drohen Herzrhythmusstörungen.

Ablagerungen von harnpflichtigen Substanzen führen zu Muskelschmerzen und Knochenschmerzen sowie zu Juckreiz. Der Urin färbt sich rot (Blutbestandteile, Erythrozyten, “Blut im Urin”) und weist eine Schaumkrone auf (durch ausgeschiedene Eiweiße, “Eiweiß im Urin“).

Diagnose

Je eher das drohende Versagen diagnostiziert wird, desto besser gestaltet sich die Therapierbarkeit. Das akute Versagen kann vollständig ohne weiterreichende Schädigungen ausheilen. Neben Anamnese und Inspektion werden vor allem Blut und Urin auf ihre Zusammensetzung hin untersucht.

Wichtig scheint es vor allem zu sein, dass Risiko für ein Nierenversagen zu kennen und für jeden einzelnen Patienten einzuschätzen. Prof. Dr. Kopp, Facharzt für Nephrologie und Dialyse, sowie Transplantation, hat einen “Risikoscore” für 10 Patientgruppen erstellt, die besonderer Beachtung bedürfen:

  1. Vorbestehende Niereninsuffizienz (CNV): Kreatininwert über 1,6 mg/dl
  2. Alter über 60 Jahre
  3. Diabetiker und Patienten mit Systemerkrankungen
  4. Patienten mit nur einer Niere (funktionell bzw. anatomisch)
  5. Nephrotoxine, exogen: z. B. Aethylenglycol, Tetrachlorkohlenstoff, Herbizide, Pilzgifte etc.
  6. Nephrotoxine, endogen bei Sepsis, Rhabdomyolysen, Haemolysen, Hyperurikämie, Oxalat, etc.
  7. Elektrolyt-Flüssigkeits-Säure-Basen-Entgleisungen, z.B. Dehydratation, Drainagen, Diarrhoe etc.
  8. Schwangere mit Risiko von EPH, HELLP und oder mit chronischer Niereninsuffizienz
  9. Risiken von 1 bis 8 prä-, peri- und post-op. bei größeren Eingriffen bzw. prä-, peri- und post-interventionell, bei Gabe von i.a. oder i.v.-Kontrastmittel
  10. Risiken von 1 bis 8 vor, während und nach Gabe nephrotoxischer Pharmaka, z. B. NSAIDs, Antibiotika, Zytostatika etc.

Wenn man sich die Punkte ansieht, dann sind das sicher 70% der Patienten in einem Krankenhaus. Prof. Kopp sagt ganz klar, dass die Risiken des akuten Nierenversagens “unterbewertet” werden. Das ist ein sehr höflicher Ausdruck gegenüber den Kollegen, die schlicht und ergreifend nicht daran denken. Und noch schlimmer: das Ganze könnte durch entsprechende Interventionen vermieden werden – wie zum Beispiel durch die von ihm entwickelte Kopp´sche Lösung.

Und damit wären wir bei den Therapie-Optionen.

Therapie

Die geeignete Therapie hängt zudem auch vom auslösenden Faktor ab, in einigen Fällen reicht das Absetzen schädigender Medikamente aus.

Ödeme werden in der Schulmedizin generell mit Diuretika behandelt.

Eine geeignete Diät (salzarm, eiweißarm), eine bilanzierte Flüssigkeitsaufnahme sowie die Meidung von Noxen (Alkohol, Kaffee, Nikotin) unterstützen den Ausheilungsprozess.

Tritt während der Behandlung keine Besserung ein, muss das Blut durch unterstützende Hilfsmittel (Dialyse) gereinigt werden. Aber hier streiten sich bereits die “Geister”. Es gibt die sogenannte Kopp´sche Lösung. Ich zitiere aus der Webseite von Prof. Dr. med. Kopp:

Prof. Dr. Kopp plädiert dafür, “das akute Nierenversagen rechtzeitig zu erkennen, konservativ zu verhindern und zu behandeln […] . Zum zweiten hat die Problemlösung auch zur Entwicklung einer intravenösen Basislösung geführt, die notwendig ist, um die qualitativen und quantitativen Bedürfnisse einer Niere, die einer toxischen oder ischämischen Schädigung ausgesetzt ist, zu substituieren. Aufgrund unserer Erfahrung hat die routinemäßige Anwendung der Bikarbonat-Alkali-Polyurie (BAP) in allen genannten Risikogruppen zu einer deutlichen Verminderung des dialysepflichtigen ANV geführt, die Zahl der ein ANV konservativ überlebenden Patienten deutlich erhöht und letztlich zu einer Vermehrung der Zahl vitaler, polyurischer, zur Transplantation geeigneter Nieren geführt.

Die Herstellungsvorschrift und Zusammensetzung der Kopp´schen Nierenfunktionslösung finden Sie hier: www.kf-kopp.de/publikationen/herstellungsvorschrift/

Die Kopp´sche Lösung wurde seitens der Kollegen niemals wirklich angenommen. In einer Stellungnahme / Diskussion auf der Seite: http://www.kf-kopp.de/presse/dialyse-ade/,  geht Prof. Kopp auf Vorwürfe und Behauptungen ein.

Hier wieder ein Auszug / Zitat von Prof. Kopp:

Bis auf die im Beitrag von Bayreuth geschilderten, in der Progression unaufhaltsamen, chronischen Nierenerkrankungen, sind alle chronischen Nierenerkrankungen mit der hochdosierten Bikarbonatgabe, eventuell kombiniert mit Diuretika in ihrer Progression aufzuhalten und brauchen nicht zur Dialysepflichtigkeit zu führen.

Natürlich müssen schwelende Nierengrundkrankheiten austherapiert werden. Sinnvollerweise sollte möglichst früh mit der Bikarbonatsubstitution begonnen werden, damit nicht vitales Nierengewebe durch die allein durch die Azidose bedingte Ischämie zugrunde geht. (= Schnermann-Thurau-Mechanismus). Wer dazu noch den Pitt’s-Mechanismus kennt und verstanden hat, der würde nicht zu so einer bedauerlichen Stellungnahme kommen und das auch noch im Namen der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.”

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:

Chronisches Nierenversagen

Im Gegensatz zum akuten Versagen entwickelt sich die chronische Form über einen langwierigen Prozess. Hierbei wird das Nierengewebe unwiederbringlich zerstört, die Niere stellt nach und nach ihre Funktionen ein (= chronische Niereninsuffizienz, Nierenschwäche).

Im Verlauf reduziert sich (durch die zunehmend blockierte Filterleistung) kontinuierlich die Urinausscheidung und führt zu einer Ansammlung von Wasser (Ödeme) und harnpflichtigen Substanzen. Der Organismus wird langsam vergiftet (= lebensbedrohender Zustand).

Die schulmedizinische Therapie gleicht der Behandlung des akuten Versagens, jedoch kann durch die langsame Zerstörung des Nierengewebes keine vollständige Heilung erzielt werden.

Auch eine naturheilkundliche Therapie dient hier vor allem der Verbesserung der Lebensqualität.

Leider muss ich hier sagen, dass Naturheilkunde und Alternativmedizin (nach meiner Erfahrung jedenfalls), deutliche Grenzen haben. Dies gilt vor allem dann, wenn das Nierengewebe irreversibel geschädigt ist.

Die Naturheilkunde ist auch kein “Notnagel” für aussichtslose Fälle. Allerdings konnten strenge Diäten schon Patienten helfen, deren Nierenfunktion auf 3 % des Optimums reduziert war, wie Erfahrungsberichte in der Literatur zeigen.

Es ist für den Schulmediziner erstaunlich, wenn nicht unglaublich, dass dialysepflichtige Patienten nur durch die Ernährung vollständig geheilt werden können. Dazu ist es notwendig, eine strikt vegane Diät einzuhalten.

Der Kranke darf über Jahre hinweg nur noch frisches Obst und Gemüse (auch Kartoffeln, Süßkartoffeln, Reis, Quinoa, Buchweizen) sowie Vollkorngetreide und Vollkornbrot aus Bio-Anbau verzehren.

Die Eiweißbilanz kann mit Hülsenfrüchten und entsprechenden Proteinpräparaten optimiert werden. Tabu sind selbstverständlich Zucker und industriell verarbeitete Lebensmittel.

Es gibt auch in meiner Praxis Fälle, denen ich leider sagen muss: “Tut mir leid. Warum sind Sie nicht vor zwei, drei oder fünf Jahren gekommen? Da hätte ich mehr für Sie tun können…”

Zum anderen muss auch gesagt werden, dass das Nierenversagen bei vielen Patienten recht weit am Ende der “Patientenkarriere” auftritt.

Eine naturheilkundliche Therapie richtet sich bei mir in erster Linie an eine strenge Ernährungsumstellung – ohne diese geht nach meiner Erfahrung sonst nichts mehr. Aus dem Bereich der homöopathischen Mittel kommen hier häufige Gaben von Nierenmitteln infrage. Dies beinhaltet zum Beispiel auch die tägliche Gabe einer Ampulle des Präparates Solidago comp. der Firma Heel.

Zudem ist die bereits oben diskutierte Kopp´sche Lösung einen Versuch wert. Hierzu nochmal ein Zitat von Prof. Kopp:

Logischerweise habe ich beim Chronischen Nierenversagen die gleiche Strategie mithilfe ORALER Bikarbonatgabe in Kombination mit einem Schleifendiuretikum angewandt. Bis auf irreversibel progrediente Formen von CNV, z.B. Cystennieren, konnte auch hier, bei erfolgreich therapierter Nierengrunderkrankung, die Progression der CNV verhindert und die Dialysepflichtigkeit, selbst bei einer GFR von nur noch um 10 ml/min, dauerhaft vermieden werden.

 


Beitragsbild: fotolia.com – Tonpor Kasa

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 4.4.2023 umfassend aktualisiert.

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