Unter der Bevölkerung herrscht verbreitet immer noch die irrtümliche Meinung, dass sich eine Blutvergiftung durch zum Herzen hin ziehende, rote Striche auf der Haut (meist vom Unterarm ausgehend) bemerkbar macht.

Der sichtbare Strich ist in Wirklichkeit ein Indiz für eine Lymphangitis (Entzündung von Lymphbahnen, hauptsächlich durch Bakterienbefall bei Hautverletzungen oder speziellen Erkrankungen verursacht), die unter Umständen zu einer Blutvergiftung führen kann.

Bei einer “echten” Blutvergiftung (Sepsis) handelt es sich um eine sich auf dem Blutweg ausbreitende Infektion. Dabei kommt es zu einer Anhäufung von Mikroorganismen (vorwiegend Bakterien).

Die hohe Erregerlast führt zu einer Irritation des Immunsystems, das aus der Balance gerät. Es kommt zur übermäßigen Ausschüttung von entzündungsfördernden Faktoren, die für den Organismus die größte Gefahr darstellen. Antigene und Toxine der Mikroben triggern Rezeptoren des Immunsystems wie die Toll-like-Rezeptoren, die eine Freisetzung von Zytokinen auslösen.

Dazu zählen eine Reihe von Interleukinen und der Tumornekrosefaktor alpha. Die Sezernierung großer Mengen Stickstoffmonoxid führen zur unkontrollierten Gefäßerweiterung, wodurch der Blutdruck gefährlich sinkt. Dieses einfachste aller Hormone erhöht auch die Durchlässigkeit der Kapillaren, die nun keine sichere Barriere zwischen Blut und anderen Kompartimenten mehr darstellen.

Flüssigkeit tritt aus dem Gefäßsystem in Geweberäume, wodurch Ödeme entstehen. Zudem wird die Blutgerinnung gefördert und es droht eine verstärkte Thrombenbildung. Auch die Mitochondrien sind von den negativen Effekten betroffen. Dadurch kommt es direkt zum Zelltod in vielen Geweben.

Die Folgen dieser Immun-Überreaktionen sind Organschäden wie beispielsweise ein Nierenversagen sowie ein lebensgefährlicher Blutdruckabfall, der schwere Durchblutungsstörungen zur Folge hat.

Die Sepsis-Behandlung: ein nationaler Missstand

In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 175.000 Menschen an einer Blutvergiftung. Einige Mediziner gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, sodass sogar von 400.000 Fällen auszugehen ist. Häufigste Ursache ist mit einem drittel aller Fälle eine Infektion im Krankenhaus. Daneben ist eine Lungenentzündung ein häufiger Auslöser.

40 % der Patienten sterben hierzulande an der Sepsis, eine im europäischen Vergleich relativ hohe Letalität. Auffällig sind hier jedoch erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Krankenhäusern. Einige Kliniken konnten die Sterberaten bei Sepsis auf 10 % senken. Vorbildlich ist hier die Uniklinik Greifswald, die ein spezialisiertes Team zur Behandlung der Blutvergiftung vorhält.

Diese Mitarbeiter sorgen vor allem für eine zügige Erstintervention (hochdosiertes Breitbandantibiotikum, Volumen-Aufstockung mit Infusionen). Entscheidend für eine wirksame Antibiose ist auch die Bestimmung der Keime vor Ort, sodass keine Zeit durch Transporte zu Fachlaboren verloren geht.

Die hohe Sterblichkeit bei Blutvergiftung in Deutschland gilt unter Experten als Skandal. Sie fordern eine bessere Ausrüstung der Kliniken und eine bessere Ausbildung des Personals.

Viele Erreger können eine Sepsis auslösen

Neben den eindringenden Bakterien führen auch Viren, Pilze und Parasiten zu einer Vergiftung. Durch ein gestörtes Immunsystem kann die Besiedelung nicht lokal bekämpft werden und erhält so die Möglichkeit, sich über die Blutbahnen auszubreiten.

Die häufigsten Auslöser neben einer Wundinfektion sind Lungenentzündungen, Nieren- und Darm- und Hautentzündungen, Infekte durch Katheterisierung, Infektionen nach einem chirurgischen Eingriff sowie eine über 48 Stunden andauernde künstliche Beatmung.

Aber auch Abszesse, Entzündungen der Knochenhaut und der Nieren sowie kariöse Zähne kommen als fokale Auslöser infrage. Die häufigsten Erreger, die eine Sepsis und den septischen Schock verursachen, sind Staphylococcus aureus, Escherichia coli und diverse Spezies der Gattungen Streptococcus und Pseudomonas.

Während der Begriff Sepsis eine weniger schwere Form der Blutvergiftung kennzeichnet, stehen die schwere Sepsis sowie der septische Schock für lebensbedrohende Erkrankungen. Die auftretende Symptomatik ist eher allgemein und lässt kaum eine gesicherte Diagnose zu.

Es zeigen sich rasch ansteigendes Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen (teilweise im gesamten Körper), ein niedriger Blutdruck, Herzrasen und schnelle Atmung.

Die Diagnose der Blutvergiftung

Im Rahmen der Diagnose stehen die Organfunktionen im Mittelpunkt. Es muss geprüft werden, inwieweit Herz, Lunge, Leber und Nieren noch arbeiten. Daneben wird ein Blutbild erstellt und der mittlere arterielle Blutdruck (MAD) ermittelt. Die Funktion des Zentralnervensystems erkennt der Arzt an der Reaktions-Fähigkeit des Patienten (Vigilanz).

Diese Parameter werden mit einem Punktesystem bewertet, das die Gravidität der Blutvergiftung verdeutlicht. Dieser SOFA-Score (Sequential Organ Failure Assessment) ist seit 2016 das zentrale Kriterium für die Diagnose der Blutvergiftung. Festgelegt wurde diese neue Definition der Sepsis innerhalb der ACCP/SCCM-Konsensus-Konferenz-Kriterien.

Bei der Suche nach dem Entzündungsherd kommen bildgebende Verfahren wie CT und MRT zum Einsatz. Um die Erreger gezielt mit Antibiotika bekämpfen zu können, erfolgt zusätzlich eine mikrobiologische Analyse. Eine Blutkultur wird angelegt, deren Ergebnisse aber erst nach einigen Tagen vorliegen. Dadurch geht wertvolle Zeit für eine gezielte Antibiose verloren.

Nur wenige Krankenhäuser verfügen über Labor-Roboter, die den Test innerhalb von eineinhalb Stunden durchführen können. Für die Diagnose als solche ist der Erregernachweis allerdings nicht unbedingt erforderlich. Der bloße Verdacht einer mikrobiellen Infektion ist für die Feststellung der Sepsis hinreichend und in praktisch allen Fällen offensichtlich.

Eine Sepsis muss sofort, spätestens eine Stunde nach der Diagnose, behandelt werden. Deswegen kann ein vereinfachter SOFA-Score einer schnellstmöglichen Diagnose dienen. Kriterien sind hier eine Atemfrequenz von > 22/Minute, ein systolischer Blutdruck von unter 100 mmHg und eine vorher nicht vorhandene Desorientiertheit. Aus praktischen Gründen können veralteten Diagnose-Marker mit einbezogen werden.

Dies sind die vor 2016 alleine gültigen SIRS-Kriterien (Severe Inflammatory Host Response). Dazu zählen eine Körpertemperatur (> 38°C), eine Atemfrequenz (> 20/Minute, verbunden mit einem CO2-Partialdruck < 33 mmHg), eine Herzfrequenz (> 90/Minute) sowie eine Leukozytenzahl (> 12.000/μL oder < 4.000/μL) im Blut genutzt werden. Zur schweren Sepsis kommen erhöhte Laktat-Werte (> mmol/l) hinzu, die in einer Azidose (Blutübersäuerung) münden können.

Ein weiterer Marker ist das C-Reaktive Protein (CRP-Wert >0,5 mg/dl) und die Konzentration der Hormonvorstufe Procalcitonin (>0,5 und <2,0 ng/ml). Von einem septischen Schock spricht man, wenn außer einem isolierten Erreger sowie den erfüllten SIRS-Kriterien u.a. der systolische Blutdruck länger als eine Stunde unterhalb 90 mmHg liegt.

Beachtet werden muss allerdings, dass auch ohne 2 erfüllte SIRS-Kriterien eine Blutvergiftung vorliegen kann. Zudem können auch nichtinfektiöse Trigger (Polytrauma, Verbrennungen, Lungenembolie, Pankreatitis) die Symptome hervorrufen.

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Die Therapie bei Sepsis

Neben einer Behandlung mit Antibiotika werden Blutreinigungsverfahren (z.B. Dialyse) sowie die Gabe von Blutersatzstoffen zur Therapie genutzt. Bei schweren Erkrankungen (Schock) erfolgen künstliche Beatmung (oft mit Sauerstoff-Supplement), Infusionstherapie und Schockbehandlung mit Kreislaufstabilisatoren wie Noradrenalin und Vasopressin.

Katecholamine unterstützen die Herzleistung, die erheblich eingeschränkt sein kann. Blutverdünner (Heparin) sollen Thrombosen verhindern. Wenn die Zahl der roten Blutkörperchen zu niedrig ist, sind Bluttransfusionen erforderlich.

Auch interessant: Sepsis und alternative Behandlungsmethoden

Naturheilkunde, Homöopathie und mehr

Die Mortalität und auch ein komplettes Nierenversagen kann durch hochdosiertes Vitamin C und Vitamin B1 sowie Hydrocortison erheblich gesenkt werden. Zum Standard-Therapie gehört diese kombinierte Medikation freilich nicht.

Erfolgversprechend sind daneben die homöopathischen Präparate von Lachesis (alle Potenzen), Pyrogenium C30 und China D4.

Diese Maßnahmen sollen ein vollständiges Organ-Versagen verhindern. Nicht immer erzielt eine Therapie Heilungserfolge. Daneben führt auch die schlecht einzuordnende Symptomatik häufig zu einer verspäteten Diagnose mit der Gefahr eines tödlichen Verlaufs.

Die letzte mir bekannte “Prominente” die an einer Blutvergiftung (im Alter von nur 58) verstarb, war die Fernsehmoderatorin Ilona Christen.

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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 26.3.2020 aktualisiert.

Beitragsbild: fotolia.com – 7activestudio

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