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Cayennepfeffer

Cayennepfeffer, auch als Chilipfeffer bekannt, wird aus den Früchten der Cayennepflanze (Caspicum anuum) gewonnen.

Diese Pflanzen haben entgegen ihrer Zusatzbezeichnung „Pfeffer“ nichts mit den Peffergewächsen (Piperaceae) zu tun.

Das Pulver, das als „Pfeffer“ bezeichnet wird, wird durch Zermahlen der getrockneten Früchte gewonnen. Die Früchte und das Pulver zeichnen sich durch eine besonders beißende Schärfe aus.

Diese „Schärfe“ wird inzwischen auch gemessen. Sie beträgt beim Cayennepfeffer zwischen 30.000 und 50.000 Scoville-Einheiten. Zum Vergleich hat eine ganze normale Gemüsepaprika einen Grad (Einheiten) von 0 bis 10; Peperoni zwischen 100 und 500; Tabascosauce 2500 bis 5000; Sambal 1000 bis 10.000.

Die gute Nachricht: Cayennepfeffer hat als Gewürz der „Tradition“ nicht die Eigenschaft Speisen zu verfeinern oder zu schärfen, sondern darüber hinaus einen gesundheitlichen Wert, der so gut wie jedes schulmedizinische Medikament in den Schatten stellen könnte.

Neben der Schärfe, auf die ich etwas später zurück kommen werde, enthält der Cayennepfeffer eine Vielzahl von Substanzen, die sich wie das „Who-is-Who“ der Ernährungslehre ausmachen. So finden wir hier ausgiebige Mengen an Vitamin A, B6, E, C, Riboflavin (Vitamin B2), Kalium, Mangan und noch einiges mehr. Allerdings muss man sich vergegenwärtigen, dass die Mengen als Gewürz eingenommen nicht signifikant ins Gewicht fallen, es sei, man isst die Schoten als Salat.

Ein viel interessanterer Stoff, der auch für die Schärfe der Frucht und des Pfeffers verantwortlich sind, ist das im Pfeffer enthaltene Capsaicin.

Abb. 1: Cayennepfeffer ist ein exotisches Küchengewürz, das indische und andere asiatische Gerichte in eine wahre Herausforderung verwandeln kann. Quelle: fotolia.com – Jana Behr

Capsaicin – scharf und gesund

Capsaicin ist Teil der Familie der Capsaicinoide und gleichzeitig ihr Hauptvertreter mit einem durchschnittlichen Anteil von rund 70 Prozent. Dihydrocapsaicin ist nur unwesentlich weniger scharf (Scoville-Grad von 15 Millionen, während der von reinem Capsaicin bei 16 Millionen liegt) und hat einen durchschnittlichen Anteil von 22 Prozent im Pfeffer und anderen Capsaicinoid-haltigen Früchten.

Capsaicin scheint in der Natur ein Abwehrmechanismus seitens der Cayennepflanze gegen Fressfeinde zu sein. Die Schmerz-/Capsaicin-Rezeptoren der Vögel jedoch, die die Samen der Pflanze verbreiten, werden von der Substanz nicht stimuliert. Da Vögel die Samen nicht zerkauen, sondern unverdaut und unfermentiert wieder ausscheiden, können die Samen nach der Ablage auskeimen und so die Art verbreiten.

Menschen und Tiere mit Backenzähnen zermahlen die Samen, was ihre Zerstörung bedeutet. Man vermutet, dass diese Anpassung der Capsaicin-Rezeptoren der Vögel eine natürliche Adaptation ist zur Erhaltung der Art der Cayennepflanze. Alle anderen, die die Samen zerkauen, werden „bestraft“ durch einen schwer zu ertragenden scharfen Geschmack, was eine perfekte Abwehr gegen Fressfeinde darstellt.

Scharf heißt aber nicht unbedingt auch gleichzeitig ungesund. Im Gegenteil. Wie es aussieht hat Capsaicin gegen bestimmte Schadpilze eine ausgezeichnete Wirkung zu verzeichnen. Fusarium zum Beispiel, die beim Menschen zu opportunistischen Infektionen führen kann (als Nagelpilz oder Infektion der Hornhaut des Auges zum Beispiel), befällt auch Pflanzen. Capsaicin ist ein wirksames Antimykotikum gegen diese Art der Pilze.

Capsaicin wird in der Medizin, nicht nur in der alternativen, zu verschiedenen Zwecken eingesetzt, zum Beispiel als Schmerzmittel in Cremes und Salben, als Nasenspray, als Inhaltsstoff von Pflastern und so weiter. Behandelt werden hier oft Gelenk- und Muskelschmerzen aufgrund von Arthritis, Verstauchungen, Rückenschmerzen etc. (Capsaicin for osteoarthritis pain.). Des Weiteren ist die Substanz in der Lage, Symptome einer peripheren Neuropathie zu lindern, wie sie zum Beispiel beim Abheilen von Herpesbläschen auftreten können (Capsaicin in treatment of neuropathic pain).

Bei Schuppenflechte kann die Substanz als Creme aufgetragen Entzündungen und Juckreiz wirksam unterdrücken.
Bisher sind wir noch bei der medizinischen Anwendung von Capsaicin auf einem rein symptomatischem Niveau geblieben, wo die Substanz verschiedene Symptome von verschiedenen Erkrankungen beziehungsweise unphysiologischen Veränderungen hat beeinflussen können.

Daher, so vermute ich jetzt einmal, genießt Capsaicin in der Schulmedizin eine gewisse Anerkennung – als guter Symptomkaschierer. So wie es aussieht, kann die Substanz aber viel mehr als man es in der Schulmedizin wahrhaben möchte. Daher müssen wir uns einmal an die Naturwissenschaften wenden, ob die sich auch mit der Substanz auseinandergesetzt haben und was sie haben beobachten können:

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Capsaicin und die Wissenschaft

Wie es aussieht, haben die Wissenschaftler ein eher „vehementes“ Interesse an Capsaicin, wenn es um die Behandlung von verschiedenen Krebsformen geht. Es gibt eine Reihe von Heilpilzen und Heilpflanzen, die hier sehr gute Wirkung gezeigt haben, vor allem in einer Kombination mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung bei fortgeschrittenen Stadien. Capsaicin scheint sich in die Reihe dieser nützlichen Substanzen einreihen zu wollen:

Capsaicin treatment attenuates cholangiocarcinoma carcinogenesis.

In dieser Laborstudie zeigten die Autoren, dass Capsaicin Tumorzellen eines Gallengangkarzinoms gleich in mehreren Bereichen am Gedeihen hindert. Capsaicin behindert die Zellproliferation, also die Zellvorgänge, die zur Vermehrung führen, weiter die Migration und Invasion der Tumorzellen aus Tumorgewebe in gesundes Gewebe, was einen günstigen Einfluss auf die Metastasenbildung hat (aus Sicht des Betroffenen) und das Wachstum des Tumors. Daher glauben die Autoren, dass Capsaicin die Prognose eines Gallengangkarzinoms verbessern könnte.

Capsaicin inhibits cell proliferation by cytochrome c release in gastric cancer cells.

In dieser Arbeit wurde Capsaicin in Kombination mit einem Chemotherapeutikum (5-Fluoruracil) bei Magenkrebszellen eingesetzt. Auch hier zeigten sich zytotoxische Effekte seitens des Capsaicins gegen die Krebszellen und gleichzeitig eine Sensibilisierung der Krebszellen gegenüber dem 5-Fluoruracil. Dies äußerte sich in der Herabsetzung der Dosierung von 5-Fluoruracil, wobei die gleichen zytotoxischen Effekte erzielt wurden wie bei einer Behandlung mit hohen Dosierungen von 5-Fluoruracil alleine.

Capsaicin: a novel radio-sensitizing agent for prostate cancer. 

In dieser Arbeit wurde Mäusen menschliche Prostatakrebszellen injiziert. Nach Erreichen einer bestimmten Größe des Tumors wurden die Mäuse in vier Gruppen aufgeteilt; eine Kontrollgruppe, eine Gruppe mit Capsaicin 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, eine Gruppe mit Strahlentherapie und die vierte Gruppe mit Strahlentherapie und Capsaicin wie in Gruppe 2 beschrieben. Es zeigte sich, dass unter der Strahlentherapie und Capsaicin eine voneinander unabhängige Modulation der Zellzyklen der Tumorzellen stattfand. Die vierte Gruppe zeigte deutliche Effekte einer überproportional additiven Wirkung von Capsaicin und Strahlentherapie. Denn die Verzögerung des Tumorwachstums unter beiden Therapieformen fiel signifikant stärker aus als unter den jeweiligen Therapieformen alleine.

Capsaicin-mediated apoptosis of human bladder cancer cells activates dendritic cells via CD91.

Diese Arbeit zeigt die biochemischen Mechanismen, unter denen Prostatakrebszellen unter Capsaicin in eine Apoptose (natürlicher Zelltod) getrieben werden. Hierbei scheint Capsaicin Teile des Immunsystems (dendritische Zellen) mit zu aktivieren, um Tumorzellen zu eliminieren. Für die Autoren der Arbeit scheint Capsaicin ein „attraktiver“ Kandidat für eine Krebstherapie zu sein. Abschließend zu diesem Thema eine zusammenfassende Arbeit (es gibt deutlich mehr an Arbeiten zu diesem Thema, die alle hier zu präsentieren eine unmögliche Aufgabe ist):

The potential antitumor effects of capsaicin.

In dieser Arbeit wird dem Capsaicin bescheinigt, dass es in einer ganzen Reihe von Tumorarten zur Apoptose führt. Der genaue Grund und Wirkmechanismus dafür ist noch nicht hundertprozentig bekannt. Man vermutet eine durch das Capsaicin bewirkte toxische Erhöhung des intrazellulären Gehalts an Calcium, Freisetzung von freien Radikalen im Tumorgewebe, Beeinflussung der Membranen der Mitochondrien der Tumorzellen und eine direkte Schädigung von deren DNA.
Fazit: Wie es aussieht, steht man bei der Beurteilung der Wirksamkeit von Capsaicin auf Tumorzellen noch ganz im Anfang. Trotzdem gibt es schon eine beeindruckende Fülle an Literatur zu diesem Thema, mit noch beeindruckenderen Ergebnissen.

Capsaicin as an anti-obesity drug.

Dieser Artikel berichtet, dass die Aktivierung der Rezeptoren, die für das Gefühl des Brennens und der Schärfe verantwortlich sind (Transient Receptor Potential Vanilloid 1), gleichzeitig den Aufbau von Fettgewebe verhindert. Capsaicin in der Nahrung reduziert zudem eine metabolische Dysregulation in Mäusen, die übergewichtig sind und/oder an Diabetes leiden. Zusätzlich wird die Aktivität von Adiponektin heraufgesetzt. In anderen Tierversuchen zeigte eine Gabe von Adiponektin einen beschleunigten Abbau von Fett.

Epidemiologische Daten zeigen laut Autor, dass eine Ernährung mit hohem Gehalt an Capsaicin mit einem geringeren Aufkommen an Übergewicht assoziiert ist. Die Aufnahme von Capsaicin ist verbunden mit einem stärkeren Sättigungsgefühl und einer reduzierten Fett- und Kalorienaufnahme. Die Einnahme von Capsaicin eine Stunde vor einer leichten Trainingseinheit führt bei Übergewichtigen oder Patienten mit Hyperlipidämie zu einer verbesserten Lipolyse. Die Substanz erhöht die Energieabgabe durch die Aktivierung von braunem Fettgewebe. Weiter nimmt die Fettoxidation zu. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Capsaicin bei der Behandlung von Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen eine Reihe von Vorteilen zu bieten hat.

In vivo protective effects of dietary curcumin and capsaicin against alcohol-induced oxidative stress.

In einem anderen Beitrag hatte ich die beeindruckende Wirksamkeit von Curcumin beschrieben. In diesem Artikel wird Curcumin zusammen mit Capsaicin eingesetzt im Zusammenhang mit einem exzessiven Alkoholgenuss bei Mäusen. Curcumin und Capsaicin wurden mit und ohne Alkohol bei vier Gruppen verabreicht. Curcumin und Capsaicin zeigten einen protektiven Effekt auf das Gehirn alkoholisierter Mäuse, indem es einen alkoholinduzierten Gewichtsverlust verhinderte. Des Weiteren zeigten sich die Parameter für einen erhöhten oxidativen Stress (Malondialdehyd etc.) im Hirngewebe als signifikant verringert. Diese Arbeit zeigt und bestätigt die anti-oxidative Potenz von Curcumin und Capsaicin bei oxidativem Stress, der durch Alkoholexzess verursacht wird.

Capsaicin protects endothelial cells and macrophage against oxidized low-density lipoprotein-induced injury by direct antioxidant action.

Diese Arbeit bestätigt ebenfalls den anti-oxidativen Effekt von Capsaicin, diesmal in einem anderen Zusammenhang. Denn Atherosklerose wird von immer mehr Wissenschaftlern als eine chronische Entzündung der Gefäße betrachtet (und nicht auf die Bösartigkeit von Cholesterin zurückgeführt). Durch die chronische Entzündung kommt es zur Fehlfunktion der Gefäßwände, was zur Akkumulation von Lipiden vor Ort führt, zur Aktivierung von Leukozyten und zur Produktion von noch mehr entzündungsfördernden Mediatoren, was den Teufelskreis perfekt werden lässt.

Als Endprodukt erhalten wir die Produktion von Schaumzellen in den Gefäßen, die den Prozess der Atherosklerose (eher bekannt unter dem Begriff Arteriosklerose oder Gefäßverkalkung) vorantreiben. Die Gabe von Capsaicin, die der Gabe von oxidiertem LDL-Cholesterin folgte, verhinderte die Entstehung von freien Radikalen, den Kollaps des Potentials der mitochondrialen Membranen, Cytochrom C Expression, Kondensation von Chromosomen (Vorstadium einer Apoptose) und Caspase-3-Aktivierung, die ebenfalls Teil der Vorbereitung für eine Apoptose darstellt. Damit liegt die Vermutung nahe, dass Capsaicin in der Lage ist, die Funktion gesunder Gefäße vor Schaumzellenbildung und oxidativem Stress zu schützen und Atherosklerose zu verhindern.

Fazit

Capsaicin und die Diskussion um diese Substanz aus dem Cayennepfeffer stehen noch am Anfang der wissenschaftlichen Erörterungen. Trotzdem zeigen sich schon jetzt für die verschiedenen Bereiche des Organismus mehr als gute Wirkungen in Bezug auf Prophylaxe und Therapie von Erkrankungen ab.

Beitragsbilder:

(1) fotolia.com – Jana Behr

(2) 123rf.com – PAPAN SAENKUTRUEANG

Bryophyllum bei Kinderwunsch?

Wenn man den Zahlen glauben darf, steigt die Zahl der Paare, die sich ihren Kinderwunsch nicht erfüllen können, stetig an.

In Deutschland möchte jedes 5. bis 7. Paar Kinder haben, ohne dass der Wunsch in Erfüllung geht.

Grund für das „Desaster“ ist laut Statistik nicht die Frau alleine. Rund 40 Prozent der Ursachen für die Kinderlosigkeit sind bei der Frau zu suchen, weitere 40 Prozent beim Mann, 10 Prozent bei beiden gleichzeitig und die restlichen 10 Prozent liegen bei…. Ungeklärt (msd-gesundheit.de/fileadmin/files/
Kinderwunsch/Downloads/MSD-Kinderwunschbroschuere.pdf
).

Wir erfahren weiter, dass in den letzten Jahrzehnten die Qualität der Spermien der Männer in Industrieländern signifikant abgenommen hat, was ein weiterer wichtiger „Beitrag“ zur Unfruchtbarkeit und damit Kinderlosigkeit anzusehen ist. Woran das nun wieder liegt, das wäre ein interessantes Thema, zumal hier interessanterweise nur die Männer aus den Industrieländern betroffen zu sein scheinen.

Wie die Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit für Mann und Frau aussehen können, das habe ich hier beschrieben:

Über die Möglichkeiten, hier entsprechend gegenzusteuern, berichten diese beiden Beiträge:

Sie werden bei der Lektüre der beiden Beiträge feststellen können, dass hier keine Patentrezepte verabreicht werden.

Vielmehr liegt die Voraussetzung für das Ende der Kinderlosigkeit in der Regel in der Veränderung von Faktoren, die man selbst beeinflussen kann – falls keine organische Ursache für die Kinderlosigkeit verantwortlich ist.

Die Schulmedizin kennt auch hier wieder nur den Einsatz von Chemie (siehe MSD-Gesundheit Broschüre oben). Aber auch im mehr alternativmedizinischen Bereich gibt es Tendenzen, segmentiell schulmedizinisch vorzugehen, nur nicht mit Chemie, sondern mit „natürlichen Substanzen“.

So „stolperte“ ich über eine Webseite (kindeshalb.de/bryophyllum/), die ein absolutes „Geheimrezept“ bereithält: Bryophyllum bei Kinderlosigkeit.

Was bei der „Rezension“ dieser Alternative herauskam ist alles andere als eine Empfehlung.

Denn die Webseite erwähnt den Einsatz von Bryophyllum, kann aber selbst die Frage nach der Effektivität der Heilpflanze nicht beantworten.

Bryophyllum – der Exot unter den Exoten

Die Pflanze hat verschiedene Namen: „Keimzumpe, Springkraut und Brutblatt“. Sie kommt praktisch nur auf Madagaskar vor, mit Ausnahme einer weiteren Art, die auch auf den Komoren zu finden ist. Es gibt einige wilde Bestände in anderen tropischen Ländern, die jedoch auf eine „Verschleppung“ hinweisen.

Bryophyllum ist für die Alternativmedizin kein Unbekannter, speziell für die Anthroposophische Medizin. Hier wird der Extrakt für die Wehenhemmung genommen, auch Tokolyse in der Schulmedizin genannt. Es gibt andere schulmedizinische Indikationen, die die Heilpflanze abzudecken vermag. Nur eine Indikation scheint hier zu fehlen – die Wirkung bei Unfruchtbarkeit.

Bei meiner Suche nach wissenschaftlicher Literatur speziell zu diesem Thema bin ich absolut nicht fündig geworden. Es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen für Bryophyllum, aber keine zur Frage von Unfruchtbarkeit und Kinderwunsch. Das heißt natürlich nicht, dass Bryophyllum hier keine Wirksamkeit haben kann. Das heißt nur, dass wir offensichtlich zu diesem Thema noch nichts wissen, weil bislang niemand nach der Wirksamkeit bei Unfruchtbarkeit geforscht hat. Von daher scheint es nur allgemeine beziehungsweise anekdotische Fallbeispiele zu geben, wo die Heilpflanze eine Wirkung gezeigt zu haben scheint. Ob hier Zufälle mit im Spiel waren oder ob der Einsatz eine objektivierbare Wirkung hat, das lässt sich beim aktuellen wissenschaftlichen Stand der Dinge nicht einschätzen.

Das mag enttäuschend sein. Auf der anderen Seite gibt es wissenschaftliche Arbeiten zu Bryophyllum, die in anderen Indikationen mit überraschenden Ergebnissen aufwarten.

Wie bereits erwähnt, setzt die Anthroposophische Medizin Bryophyllum bei der Tokolyse ein. In der Schulmedizin werden hier als Mittel der Wahl Beta-Mimetika eingesetzt. Eine Studie aus dem Jahr 2006 bescheinigte Bryophyllum, die bessere Alternative bei der Tokolyse zu sein:

Intravenous tocolysis with Bryophyllum pinnatum is better tolerated than beta-agonist application.

Die Wirkung von Bryophyllum und Beta-Mimetika scheint gleich gut zu sein. Signifikante Unterschiede sahen die Autoren jedoch bei der Nebenwirkungsrate, die bei den Beta-Mimetika deutlich höher ausfiel. Ich denke, dass gerade bei einer Schwangerschaft eine niedrige Nebenwirkungsrate noch mehr an Gewicht gewinnt als bei der Therapie von Erkrankungen.

Aus dem gleichen Schweizer Klinikum mit teilweise den gleichen Autoren wie in der zuvor diskutierten Arbeit kommt diese Studie:

The Application of Bryophyllum pinnatum Preparations in Obstetrics and Gynaecology – a Multicenter, Prospective Observational Study.

Hier erwähnen die Autoren zu meiner Überraschung, dass Bryophyllum teilweise schon seinen Einzug in die Schulmedizin zu haben scheint. Auch hier wurde die tokolytische Wirkung der Heilpflanze untersucht. Resultate: Gut bis sehr gut! Rund 14 Prozent der Patientinnen erhielt Bryophyllum zudem als „Beruhigungsmittel“ und 5 Prozent als „Schlafmittel“ bei Schlafstörungen.

Sleep Quality Improves During Treatment With Bryophyllum pinnatum: An Observational Study on Cancer Patients. 

Eine weitere Arbeit aus diesem Klinikum zeigte, dass neben der tokolytischen Wirkung Bryophyllum auch eine beruhigende und schlafinduzierende Wirksamkeit zu besitzen scheint. Die Autoren unternahmen eine Beobachtungsstudie an Krebspatienten mit Schlafstörungen, was kein ungewöhnliches Problem bei diesen Patienten ist. Resultate: Unter der Gabe von Bryophyllum schien sich die subjektive Schlafqualität nach 3 Wochen signifikant gebessert zu haben. Die Autoren sind sich bewusst, dass diese Beobachtungsstudie keinen allzu gewichtigen wissenschaftlichen Aussagewert hat. Daher empfehlen sie entsprechende wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema.

Sleep quality in pregnancy during treatment with Bryophyllum pinnatum: an observational study.

Eine entsprechende Studie wurde von den gleichen Autoren mit schwangeren Patientinnen mit Schlafstörungen durchgeführt. Auch hier das gleiche Ergebnis wie in der Studie mit Krebspatienten:  Eine deutliche Verbesserung von Schlafqualität und Verringerung von Müdigkeit während des Tages. Die Autoren sahen jedoch keine Verlängerung der Schlafdauer unter Bryophyllum.

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Weitere wissenschaftliche Arbeiten zu verschiedenen Indikationen

Es gibt eine Reihe von weiteren Indikationen, bei denen Bryophyllum sehr interessante Ergebnisse zeigen konnte. Hier eine kurze Übersicht über die einzelnen Indikationsgebiete und was die Wissenschaft dazu herausgefunden hat.

Bryophyllum scheint eine gute neurosedative, krampflösende und muskelrelaxierende Wirkung zu besitzen, was auch bei der Tokolyse notwendig ist, um zu früh einsetzende Wehen zu verhindern: Neurosedative and muscle relaxant activities of aqueous extract of Bryophyllum pinnatum.

Im Laborversuch zeigte Bryophyllum, dass es eine relaxierende Wirkung auf die Gebärmutter hat: Leaf press juice from Bryophyllum pinnatum (Lamarck) Oken induces myometrial relaxation. 

Eine Studie mit schwangeren Ratten und überdosiertem Bryophyllum zeigte, dass es keine fetalen Missbildungen unter Bryophyllum gab. Und auch die Muttertiere zeigten keine Veränderung bis auf ein etwas erhöhtes Körpergewicht bei der Gruppe, in der die Höchstdosis verabreicht worden war: Effects of chronic Bryophyllum pinnatum administration on Wistar rat pregnancy.

Bryophyllum hat auch entzündungshemmende, schmerzlindernde und ödemhemmende Wirksamkeit: Mechanisms Underlying the Antinociceptive, Antiedematogenic, and Anti-Inflammatory Activity of the Main Flavonoid from Kalanchoe pinnata.

Eine weitere Laborarbeit berichtet von einer anti-kanzerogenen Wirkung von Bryophyllum. Die Wirkung kommt durch eine Störung des Zellzyklus zustande, die die Teilung der Krebszellen unterbricht: Anticancer activity of Kalanchoe tubiflora extract against human lung cancer cells in vitro and in vivo.

Eine ganz neue Arbeit untersucht die Wirkung von Bryophyllum als Antikonvulsivum bei Mäusen im Vergleich zu Diazepam. Ergebnis: Die bei den Tieren künstlich ausgelösten Krämpfe (mit möglichem tödlichen Ausgang) wurden von verschiedenen Konzentrationen an Bryophyllum-Extrakt zu 100 Prozent abgefangen und tödliche Verläufe verhindert. Terpene und Sterole wurden als die wirksamen Bestandteile identifiziert. Die vergleichende Wirkung zu Diazepam wurde im Abstract nur kurz als „ähnlich“ bezeichnet: Anticonvulsant activity of methanolic extract from Kalanchoe pinnata Lam. stems and roots in mice: A comparison to diazepam.

Bryophyllum scheint auch ein potenter Radikalenfänger zu sein: In vitro efficacy of Bryophyllum pinnatum leaf extracts as potent therapeutics.

Dazu gesellen sich noch anti-virale und anti-bakterielle Eigenschaften:

Anti-HSV-1 and HSV-2 flavonoids and a new kaempferol triglycoside from the medicinal plant Kalanchoe daigremontiana.
Report: Antimicrobial activity of Kalanchoe laciniata.

Es gibt auch Belege, dass Bryophyllum eine anti-hypertensive Wirkung ausübt. Eine Studie aus Ghana konnte dies zeigen. Bei der Untersuchung ergab sich leider eine immer üblicher werdende Nebenbeobachtung: Verunreinigungen von natürlichen Substanzen mit Umweltgiften. Die Autoren beobachteten bei ihrer Analyse eine solche Verunreinigung mit den Schwermetallen Blei und Arsen. Sie schlossen daraus, dass die aus Sicht der Gesundheit positive blutdrucksenkende Wirkung von derartigen Bryophyllum-Extrakten durch eine Schwermetallbelastung wieder zunichte gemacht wird oder vielleicht sogar noch verschlechtert wird: Micro and Macro Element Composition of Kalanchoe integra Leaves: An Adjuvant Treatment for Hypertension in Ghana.

Fazit

Kinderwunsch durch Bryophyllum kann möglich sein. Ob es hier eine zuverlässige Wirkung gibt, das weiß niemand zu sagen. Die Einnahme – und das ist das eigentlich Wichtige momentan – während beziehungsweise vor der Schwangerschaft scheint keine gesundheitlichen Probleme für Mutter und Kind mit sich zu bringen. Inwieweit eine Einnahme während der Schwangerschaft als „Dauermedikation“ zu empfehlen ist, das müsste jede Patientin mit ihrem Gynäkologen besprechen, falls eine Indikation vorliegen sollte.

Beitragsbild: 123rf.com – Alexander-Raths

Blaubeeren und Blaubeersaft: Erstaunliche Fakten, die kaum jemand kennt…

Blaubeeren und Blaubeersaft werden meines Erachtens tatsächlich unterschätzt. Und das denken auch die Hersteller solcher Säfte. Denn die Hersteller von Blaubeersaft betreiben ein Geschäft.
Und zu jedem Geschäft gehört eine Marketingabteilung, die sich darüber Gedanken macht, wie man die hauseigenen Produkte kostengünstig und effektiv vermarkten kann.

Versprechungen und Behauptungen sind hier Teil der Vermarktung. Was man von solchen zweckbestimmten Informationen halten muss und wie glaubwürdig sie sind, das ist eine Frage, die man sich bei einer kritischen Betrachtung immer wieder vor Augen halten sollte.

Ich hatte vor gut zwei Jahren einen kleinen Beitrag zum Thema Blaubeeren veröffentlicht: Blaubeeren gegen Bluthochdruck und Arterienverkalkung.

In diesem Beitrag besprach ich eine Studie, die leider von einer Art „Blaubeeren-Lobby“ finanziert worden war, was immer den Verdacht von gewollt positiven Aussagen für das eigene Produkt erregt.

Im Jahr 2013 brachte der „Spiegel“ (1) eine ähnlich aufgestellte Studie im Zusammenhang mit dem Blaubeersaft des norwegischen Herstellers „Ritni“. Letzterer behauptet auf seiner Webseite (ritni.de/produkt/), dass „jede Menge Antioxidantien, Vitamin C, Eisen, Magnesium und wertvolle Spurenelemente, [die] darin enthalten sind“.

An dieser Stelle muss ich noch ein Wort zu den sogenannten Antioxidantien verlieren, denn die Spielen im weiteren Verlauf eine zentrale Rolle. In einem Kurzportrait gehe ich auf das Thema ein: Was sind Antioxidantien?

ABER: Antioxidantien sind nicht gleich Antioxidantien. Auch hier gilt es, zu differenzieren: Krieg der Antioxidantien – ORAC gegen TOSC.

Und die Frage, was Antioxidantien warum wann gegen wen ausrichten und welchen Stellenwert sie für den Organismus haben: Freie Radikale und Antioxidantien

Zurück zu den Blaubeeren und der Studie, auf die der „Spiegel“-Beitrag sich bezieht. Diese Studie stammt aus dem Jahr 2013. Und damit wären wir mitten in der Diskussion um…

Die Wissenschaft vom Blaubeersaft

Erste Studie: High Anthocyanin Intake Is Associated With a Reduced Risk of Myocardial Infarction in Young and Middle-Aged Women

Ich muss es gleich vorweg schicken. Es handelt sich hier nicht um eine klinische Studie mit dem immer wieder geforderten „goldenen Studiendesign“ (randomisierte, doppelblinde, Placebo kontrollierte Studie). Vielmehr handelt es sich um eine Beobachtungsstudie mit über 93.000 Frauen im Alter von 25-42 Jahren, die über 18 Jahre nach verfolgt worden waren. Der Verzehr von Flavonoiden und Anthocyane wurde aufgrund von ausgefüllten Fragebögen zum Ernährungsverhalten geschätzt.

Die Autoren wollten herausfinden, in welchem Maße der Verzehr von Flavonoide und Anthocyanen einen Einfluss auf kardiovaskuläre Ereignisse hat. Die Auswertung ihrer Daten ergab, dass der Verzehr von Lebensmitteln, die reich an Anthocyanen sind, das Risiko für Herzinfarkte um 34 Prozent senkt, wenn die Betroffenen drei Portionen und mehr Blaubeeren pro Woche konsumieren im Vergleich zu denen, die keine oder nur sehr wenig Anthocyane zu sich nehmen.

Der „Spiegel“ der-Beitrag moniert hier, dass diese Studie gleich mehrere Schwachstellen aufweist. Da ist zuerst die Tatsache, dass es sich hier um eine Beobachtungsstudie handelt. Dem muss ich zustimmen. Die Auswertung aufgrund von Fragebögen ist ein weiterer Schwachpunkt, da die Angaben seitens der Teilnehmerinnen selbst beträchtlichen Raum für Ungenauigkeiten geben. Anthocyane gibt es nicht nur im Blaubeeren und Blaubeersaft der Firma „Ritni“, sondern in einer Reihe von anderen natürlichen Nahrungsmitteln.

Daher meint der „Spiegel“, dass das „Fläschchen Blaubeersaft aus der Apotheke“ nicht schlecht, aber keinesfalls in der Lage ist, eine ungesunde Lebens- und Ernährungsweise ungeschehen zu machen. Und 260 Milliliter Blaubeersaft für 9,95 € – da gibt es sicherlich preiswertere Alternativen bei den natürlichen Nahrungsmitteln.

Die Webseite von „Ritni“ weist auf eine Reihe von Studien hin, die die Güte des eigenen Produkts noch einmal unterstreichen sollen. Den auf der Webseite zitierten Studien zufolge, die fast alle ca. zehn Jahre und älter sind, soll der Verzehr von Blaubeeren einen günstigen Einfluss haben auf „Herz-Kreislauf-Erkrankungen, altersbedingte Erkrankungen, Diabetes, Blasenentzündungen, Sehvermögen und Krankheiten aufgrund von Entzündungen bis hin zur Krebsprävention“.

Es gibt in der Tat eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die gezeigt haben, dass diese Werbeaussagen aus wissenschaftlicher Sicht eine gewisse Berechtigung mit sich bringen. Vollkommener Unsinn, und damit wieder einmal typisches Marketing-Legoland, ist die Aussage, dass „durch die tägliche Einnahme von Antioxidantien die Schäden repariert werden, die freie Radikale verursachen“. Antioxidantien verhindern Schäden, die durch freie Radikale verursacht werden können. Für die Reparatur sind ganz andere biologische Mechanismen erforderlich. Antioxidantien haben hier keinerlei Einfluss auf das Geschehen.

Die Wissenschaft der Anthocyane

Flavonoide und Anthocyane scheinen die wichtigsten Wirkstoffklassen zu sein, die in Blaubeeren, aber auch anderen Früchten zu finden sind, und die einen positiven gesundheitlichen Effekt mit sich bringen.

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Verbesserte Insulinresistenz

Die Studie: Bioactives in blueberries improve insulin sensitivity in obese, insulin-resistant men and women.

Bei dieser Studie aus dem Jahr 2010 handelt es sich um eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, an der aber nur 32 übergewichtige Probanden teilnahmen, die zwar kein Diabetes hatten, aber an einer Insulinresistenz litten.

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt; die Placebogruppe mit 17 Teilnehmern erhielt ein Smoothie ohne Blaubeerextrakt, die Verumgruppe mit 15 Teilnehmern ein Smoothie mit 22,5 Gramm Blaubeerextrakt. Am Ende der Studie (leider keine Zeitangabe) zeigte die Verumgruppe eine verbesserte Situation bei der Insulinresistenz. Übergewicht und Entzündungsparameter zeigten sich nicht verändert im Vergleich zu Placebo.

Mein Fazit: Es ist eine merkwürdige Studie, die hier auf der Ritni- Webseite zitiert wird. Der Mangel an Insulinempfindlichkeit ist das „Markenzeichen“ von Typ-2-Diabetes. Das keiner dieser Probanden Diabetiker war, ist schon bemerkenswert beziehungsweise ungewöhnlich. Dies kann auf eine spezifische Selektion von Probanden hinweisen, die mit 32 an der Zahl ebenfalls nicht besonders hoch ausfällt.

Allergie

Die Studie: Anthocyanins, but not anthocyanidins, from bilberry (Vaccinium myrtillus L.) alleviate pruritus via inhibition of mast cell degranulation.

Diese Arbeit aus dem Jahr 2012 aus Japan zeigte bei Mäusen, dass Anthocyane in der Lage sind, die Membranen von Mastzellen zu stabilisieren und damit einen antiallergischen Effekt ausüben. Die Autoren empfehlen deshalb, Anthocyan-haltige Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel bei allergischen Hauterkrankungen, wie chronische Kontaktdermatitis, atopische Dermatitis und Rhinitis einzusetzen.

UV-Strahlung

Die Studie: Protective effect of Vaccinium myrtillus extract against UVA- and UVB-induced damage in a human keratinocyte cell line (HaCaT cells).

Diese Laborarbeit aus dem Jahr 2014 zeigt, dass Anthocyane in der Lage zu sein scheinen, einen protektiven Effekt gegen UV-Strahlen auszuüben. Dieser Effekt bezieht sich sowohl auf UVA- als auch auf UVB-Strahlen. Der Schutz vor UVB-Strahlen zeigte sich schon bei geringen Dosierungen. Hier verhinderte die Substanz die Lipidperoxidation der Zellmembranen. Sie zeigte allerdings keinen Effekt gegenüber ROS (reactive oxygen species = freie Radikale).

Bei der UVA-Strahlung reduzierten die Anthocyane die schädigende Auswirkungen auf die Zell-DNA und verbesserten den Redox-Status der untersuchten Hautzellen. Die Anthocyane zeigten ein starkes antioxidatives Potenzial, reduzierten oxidativen Stress und die Neigung der Hautzellen zur Apoptose, besonders im Zusammenhang mit UVA-Strahlen.

Übergewicht und Meatbolismus, Blutdruck

Wild blueberries (Vaccinium myrtillus) alleviate inflammation and hypertension associated with developing obesity in mice fed with a high-fat diet.

Bei dieser Studie aus dem Jahr 2014 wurde bei Mäusen, die mit einer fettreichen Diät über drei Monate versorgt worden waren, untersucht, wie und welchen Einfluss die Anthocyane aus Blaubeeren auf metabolische Veränderungen haben, die durch Übergewicht verursacht werden.

Die Ergebnisse zeigten, dass die durch die fettreiche Diät provozierte Entzündungsreaktion durch die Anthocyane gemildert wurde. Dies zeigte sich in einem veränderten Zytokin-Profil und einer reduzierten Konzentration von Interferon-produzierenden T-Zellen, speziell T-Helferzellen vom Typ 1. Die Blaubeeren verhinderten ebenfalls ein Fortschreiten der Erhöhung des systolischen Blutdrucks der Tiere, der mit deren Übergewicht in Verbindung steht.

Fazit der Autoren: Blaubeeren reduzieren die Entwicklung einer systemischen Entzündungsreaktion und verhindern den Fortschritt eines chronischen Bluthochdrucks bei Übergewicht.

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Antioxidative Effekte

Seasonal variations of the phenolic constituents in bilberry (Vaccinium myrtillus L.) leaves, stems and fruits, and their antioxidant activity.

Diese Arbeit aus Frankreich und Rumänien aus dem Jahr 2016 zeigt, dass der Inhalt an Wirkstoffen, unter anderem auch Anthocyanen, zum einen in den Teilen der Pflanze variiert, also Blätter, Frucht oder Stamm. Zum anderen scheint es auch eine Variation zu geben, die abhängig ist von der Jahreszeit. So zeigte sich der Gehalt an Polyphenol in den Blättern der Blaubeeren im Monat Mai am geringsten. Dafür zeigten diese dann einen hohen Gehalt an Cumarin-Säure und deren Derivate.

Es zeigten sich saisonale Effekte bei den Blättern, die einen höheren antioxidativen Effekt im Juli und September zeigten. Die stärksten antioxidativen Effekte traten bei den Stämmen im Juli auf.´

Die einzige Aussage bezüglich der Früchte, also der Blaubeeren selbst, besagt, dass Anthocyane bevorzugt in den Beeren zu finden sind und weniger ausgeprägt im Stamm und den Blättern.

Fazit

Blaubeeren und Blaubeersaft sind gesund, weil sie eine Reihe an natürlichen Wirkstoffen enthalten, die antioxidativ und  protektiv wirksam sind. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Studien dazu gibt es in einem relativ bescheidenen Umfang. Qualität und Design einiger Studien geben Grund zu der Annahme, dass hier Marketinginteressen möglicherweise eine Rolle gespielt haben.

Dabei sehe ich wenig Grund zu der Vermutung, dass Polyphenole und Anthocyane in ordentlich durchgeführten Studien zu „schlimmen“ Ergebnissen neigen – eher im Gegenteil!

Fazit vom Fazit: Das Gros der Studien zu den Anthocyanen sind entweder Laborstudien oder Tierstudien. Aussagekräftige Humanstudien gibt es fast nicht. Und die, die es gibt, scheinen in der Anlage marketinggerechte Abziehbilder der Studien zu sein, die sonst die Pharmaindustrie für ihre eigenen Produkte fabriziert.

Allerdings muss ich den Herstellern zugute halten: Wer soll sonst die Studien finanzieren, die heute ja jeder sehen will? Und damit sind wir schon bei einem Kernpunkt unserer heutigen „Medizin“, beziehungsweise unserem „Krankenwesen“, denn daran hat kaum jemand Interesse…

Quellen:

1. spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/herzinfarkt-blaubeeren-sollen-vor-herz-kreislauf-krankheiten-schuetzen-a-877559.hhtml

Beitragsbild: 123rf.com – utima

 

 

Die Brennnessel: Inhaltsstoffe – Anwendung – Wirkung

Brennnesseln (botanisch Urtica) sind eine Gattung der Brennnesselgewächse, Urticaceae, deren Arten über die ganze Welt verteilt sind.

Abb. 1: Brennnesseln (botanisch Urtica). Quelle: db – heilpflanzenbilder.de

Die ökologische Bedeutung des bei Gärtnern unbeliebten Krautes ist nicht unerheblich. Viele Insekten leben auf den Pflanzen, die beispielsweise von vielen Raupen gefressen werden.

Die anspruchslosen Pflanzen gedeihen in verschiedenen Klimazonen und können als Wildpflanzen reichlich gesammelt werden. Als Heil- und Nutzpflanze wird vor allem die auch in Europa heimische Große Brennnessel, Urtica dioica, verwendet.

Brennnesseln werden wie ein Gemüse verspeist sowie an Tiere verfüttert. Ihre Brennhaare werden beim Kochen oder Dünsten unschädlich gemacht. Daneben kann man aus getrockneten Brennnesseln einen Tee zubereiten oder die Pflanze als Zutat in Pfannkuchen oder Käse verwenden. Ihre Nutzung lässt sich bis in die Bronzezeit zurück belegen, als die Pflanzenfasern zur Herstellung von Stoffen verwendet wurden.(1)

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Im 20. Jahrhundert wurde die Brennnessel die Kleiderfaser der Armen und im Zweiten Weltkrieg verstärkt für Militärkleidung verwendet. Als Färbekraut wird sie heute in Zeiten der Massenproduktion nicht mehr eingesetzt.

Ein Kaltwasseraufguss (Mazerat) der Brennnessel wird von Gärtnern als natürliches Mittel zur Stärkung von Pflanzen und zum Schutz vor Schädlingen benutzt. Tatsächlich ist inzwischen auch wissenschaftlich belegt, dass Brennnessel-Extrakt gegen Pilzbefall bei Pflanzen wirkt.(2)

Einige kuriose Bräuche sind ebenfalls überliefert. So soll der Verzehr von Brennnesseln an bestimmten Tagen wie Neujahr Unglück und bösen Zauber fernhalten.

Namensgebend für die Heilpflanze sind die mit Säure und anderen Reizstoffen gefüllten Brennhaare. Sie brechen bei Berührung an einer bestimmten Stelle ab und injizieren ihre Füllung in die Haut, wo sie Schwellungen, Schmerzen und teilweise Entzündungen hervorruft.

Zudem kann es zu Jucken oder Taubheitsgefühlen kommen, die für Minuten bis hin zu Tagen anhalten können. Bei medizinischen Zubereitungen werden die Brennhaare in der Regel zerstört, sodass diese Reaktionen nicht auftreten.

Als Heilpflanze wird Urtica traditionell als Schleimlöser eingesetzt. Die Anwendung als Diuretikum macht die Brennnessel auch zu einem Heilmittel bei Blasen- und Nierenleiden wie Nierensteinen. Daneben soll die Pflanze EkzemeHämorriden, Geschwüre, Krebs und andere Leiden lindern. Bei einem traditionellen Heilverfahren wird Rheuma durch Aufschlagen von Brennnesselkraut behandelt. Das medizinisches Potential von Urtica wird seit Langem intensiv erforscht.

Es ist überliefert, dass schon römische Soldaten bei Gelenkschmerzen eine Behandlung mit Brennnesselblättern durchführten.(3) Zurück geht die Behandlung wahrscheinlich auf den griechischen Arzt  Dioskurides, der im Römischen Reich wirkte. Später erkannten auch Hildegard von Bingen und Paracelsus die heilsame Wirkung der Brennnessel. Die Klostermedizin nutze deren Kraut und Wurzeln zur Blutreinigung und gegen Gelenkbeschwerden.

Bei einer Studie an 27 Patienten mit Arthrose in den Hand- und Fingergelenken zeigte sich tatsächlich, dass tägliches Einreiben der schmerzenden Stellen mit Brennnesselblättern schon nach einer Woche effektiv schmerzlindernd wirkt und den Gelenken wieder mehr Beweglichkeit verleiht. Als Placebo-Kontrolle dienten Blätter der Weißen Taubnessel.(4)

Die Studie wurde durchgeführt, nachdem der verantwortliche Mediziner wiederholt Hinweise von Patienten erhalten hatte, dass diese traditionelle Selbstmedikation einfach und effektiv ist.(5)

Die Brennnesselblätter wirken, wie schon aus der traditionellen Heilkunde bekannt, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Argentinische Wissenschaftler haben 2010 die schmerzlindernde Wirkung eines Alkoholauszugs von Brennnessel an Mäusen und seine entzündungshemmenden Eigenschaften an Ratten auch wissenschaftlich belegen können. Als Hauptbestandteil des verwendeten Extraktes identifizierten die Forscher Chlorogensäure und vermuten, dass es sich dabei um die aktive Komponente handeln könnte.(6)

Entzündungsprozesse spielen bei Allergien eine wichtige Rolle und die Brennnessel kann durch ihre entzündungshemmenden Eigenschaften lindernd bei allergischen Reaktionen wirken. In einer Studie mit 69 Teilnehmern besserte ein gefriergetrockneter Extrakt der Brennnessel die Symptome einer allergischen Rhinitis.(7)

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Der Wirkmechanismus im Körper konnte inzwischen durch eine US-Studie geklärt werden. Die Wirkstoffe des Brennnessel-Extraktes greifen aktiv hemmend in Entzündungsreaktionen ein, indem sie als Antagonist an Histaminrezeptoren binden und wichtige beteiligte Enzyme inhibieren. Dadurch wird auch die Bildung von Botenstoffen verhindert, die für die Symptome von Heuschnupfen verantwortlich sind.(8)

Auch bei Autoimmunerkrankungen könnte die Brennnessel eine lindernde Wirkung haben. Chinesische Forscher extrahierten 2010 ein bis dahin unbekanntes Cumarin aus Urtica, das im Zellversuch stark immunsuppressiv wirkt, indem es die Aktivität regulatorischer T-Zellen stimuliert. Noch fünf weitere Wirkstoffe der Brennnessel mit ähnlicher Wirkung wurden in der Studie untersucht. Die neuen Erkenntnisse könnten in Zukunft dazu dienen, Brennnesselwirkstoffe bei Autoimmunerkrankungen, bei Organtransplantation oder der Krebsimmuntherapie einzusetzen.(9)

 

Abb. 2: Brennnessel in der Blüte (das unscheinbare hellgrün). Quelle: db – heilpflanzenbilder.de

Brennnessel kann bei Herzerkrankungen und Gefäßerkrankungen lindernd wirken. Ein wässriger Extrakt der Brennnessel, der Ratten als Nahrungsergänzung (150 mg pro Kilo Körpergewicht) täglich gegeben wurde, konnte bei den Tieren die Blutfettwerte deutlich verbessern. Sie hatten weniger Gesamtcholesterin im Blut, weniger LDL-Cholesterin und ein besseres Verhältnis von LDL- zu HDL-Cholesterin.(10)

Laut einer iranischen Studie aus 2009 wirkt der Extrakt bei Ratten auf einer fettreichen Diät ebenfalls positiv auf den Gesamtlevel an Cholesterin und LDL-Cholesterin.(11) Die Brennnessel wirkt demnach aktiv cholesterinsenkend, selbst bei fettreicher Ernährung. Die stoffwechselanregende Wirkung der Brennnessel ist in der Volksheilkunde schon lange bekannt.

Die Überaktivität der Blutplättchen bei der Gerinnung spielt eine wichtige Rolle bei Thrombosen und Arteriosklerose. Ein Extrakt aus Brennnessel kann bei Ratten die durch verschiedene Substanzen induzierte Gerinnung der Blutplättchen effektiv hemmen. Am wirkungsvollsten zeigte sich einer marokkanischen Studie aus dem Jahr 2007 zufolge der Ethylacetat-Extrakt. Als aktive Komponenten schlagen die Wissenschaftler Flavonoide der Brennnessel vor, die isoliert dieselbe Wirkung entfalten.(12)

Brennnessel wirkt lindernd auf die Symptome der benignen Prostatahyperplasie (BPH), einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, die unbehandelt ernste Folgen haben kann. Obwohl sie nicht zu den aus der traditionellen Heilkunde bekannten Einsatzgebieten der Brennnessel gehört, ist die Anwendung bei BPH heute eine der am besten erforschten Anwendungen der Brennnessel. Verschiedene klinische Studien zeigen, dass die Heilpflanze nicht nur im Reagenzglas wirksam ist, sondern tatsächlich beim Patienten lindernd bei BPH wirkt.

Verantwortlich für diese Wirkung könnten unter anderem die Brennnessel-Wirkstoffe Stigmasterol und Campesterol sein, die in der Prostata Natrium-Kalium-Pumpen hemmen und in der Folge den Metabolismus und das Wachstum der Prostatazellen.(13)

Auch der bekannte Wirkstoff ß-Sitosterol ist in Brennnesselwurzeln enthalten. Doch die für eine volle Wirkung in der Regel verabreichte Dosis von 60 Milligramm pro Tag kann mit Pflanzenpräparaten aus Brennnesseln nur schwer erreicht werden, da nur maximal 0.01 Prozent des Wirkstoffs in den Wurzeln enthalten ist.(14)  Wahrscheinlich spielt auch das Cumarin Scopoletin in der Wirkung bei BPH eine Rolle.

Die mit der BPH einhergehenden Symptome des unteren Harntraktes können gut mit Extrakten der Brennnessel behandelt werden. Laut einer iranischen Studie über sechs Monate und mit über 500 Teilnehmern verbesserten sich bei über 80 Prozent der Patienten, die Brennnessel einnahmen, die Symptome der BPH deutlich, während bei der Placebo-Gruppe nur 16 Prozent der Patienten eine Verbesserung angaben. Zudem verringerte sich die Prostata-Größe in der Anwendergruppe etwas. Nebenwirkungen zeigten sich dabei keine.(15)

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Polnische Mediziner zeigten, dass ein Präparat aus Brennnesselwurzel kombiniert mit Pygeum-Extrakt (300 mg Urtica/25 mg Pygeum) bei BPH wirksam ist, als sie das Mittel in einer vierwöchigen Anwendungsstudie mit 134 Patienten untersuchten. Nur fünf Studienteilnehmer berichteten über Nebenwirkungen, die allerdings nicht so schwer waren, dass die Einnahme des Pflanzenpräparats ausgesetzt wurde.(16)

Ein kommerziell erhältliches Pflanzentherapeutikum nutzt bereits die lindernde Wirkung der Brennnessel bei BPH in Kombination mit Extrakten der Sägepalmenfrucht.(17)

Mediziner aus Dortmund und Münster konnten belegen, dass das kommerziell erhältliche Pflanzenpräparat aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzeln bei BPH ebenso wirksam ist wie der verschreibungspflichtige Wirkstoff Finasterid. Dabei zeigten sich beim Pflanzenmittel weniger Nebenwirkungen, vor allem die bei Finasterid häufig auftretenden Gegenanzeigen wie verzögerte Ejakulation, erektile Dysfunktion sowie Kopfschmerzen blieben aus. An der Studie über den Zeitraum von 48 Wochen nahmen über 500 Patienten teil.(18)

Finasterid hemmt das Enzym 5-α-Reduktase, das Testosteron in Dihydrotestosteron umwandelt. Dihydrotestosteron ist dasjenige Hormon, dem die Förderung des Prostata-Wachstums zugeschrieben wird. In den Wurzeln der Großen Brennnessel ist eine Verbindung enthalten, der in gleicher Weise auf das hormonelle Geschehen einwirkt wie Finasterid. Dieses Urtica-dioica-Agglutinin (UDA) zählt zur Gruppe der Lectine, die Glykoproteine darstellen. UDA wurde bislang nur in Brennnesselwurzeln nachgewiesen, nicht aber in anderen Pflanzen.

Eine weitere Studie zeigte, dass die kombinierten Pflanzenextrakte ebenso effektiv sind wie Tamsulosin, ein Alpha-Rezeptorenblocker, zur Behandlung der BPH.(19)

Die Wirkung der kombinierten Pflanzen konnte 2005 und 2007 in klinischen Studien weiter bestätigt werden, als ein Präparat mit Extrakten aus Sägepalmenfrüchten (Sabal, 160 mg) und Brennnesselwurzel (120 mg) gegen Placebo getestet wurde.(20; 21)

Die Studien belegen eine effektive Wirkung auf die Symptome sowie eine gute Verträglichkeit der Pflanzenmittel. Welches die gegen BPH aktiven Komponenten der Brennnessel sind und wie sie im Körper wirken, ist jedoch noch ungeklärt.

In der Türkei und anderen Ländern wird Brennnessel, oft als Tee, traditionell im Kampf gegen Krebserkrankungen eingesetzt. Die lindernde Wirkung der Brennnessel bei Prostatakrebs ist bereits mit einem Wirkmechanismus in Verbindung gebracht worden. Forscher in der Türkei isolierten Prostatagewebe von Krebspatienten und konnten zeigen, dass bei Inkubation mit einem wässrigen Extrakt aus Brennnessel das Enzym Adenosin-desaminase (ADA) deutlich gehemmt wird.(22)

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Viele Krankheiten wie Blutarmut sind mit einer Überaktivität des Enzyms verbunden und bei Darmentzündungen konnte gezeigt werden, dass eine herbeigeführte Hemmung der ADA die Entzündungsreaktion zurückgehen lässt.(23)

Brennnessel hat eine blutzuckersenkende Wirkung, die schon Ibn Sina (Avicenna) beschrieb. Einer iranischen Studie zufolge wird dieser Effekt erreicht, indem Brennnessel die Insulinsekretion der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse anregt. Dies konnte sowohl an gesunden wie auch an diabetes-kranken Ratten nachgewiesen werden.(24)

Marokkanische Forscher sahen bei der Verabreichung von wässrigem Brennnesselextrakt zudem eine verringerte Aufnahme von Glukose aus der Nahrung, allerdings nur bei gesunden Ratten, nicht bei den Tieren mit Diabetes.(25)

Auch die mit Diabetes einhergehenden Veränderungen von Nervenzellen des Gehirns könnten durch Brennnesselextrakte kompensiert werden, wie neuere Forschungen zeigen.(26)

An Ratten mit durch Carbontetrachlorid induzierter Leberschädigung konnte gezeigt werden, dass Extrakte aus Brennnessel und Schwarzkümmel, kombiniert oder allein, die durch den Giftstoff erhöhte Lipidperoxidation und den Level an Entzündungs-Enzymen senkt und gleichzeitig den Level an antioxidativen Enzymen, die zur Körperabwehr gehören, wieder erhöht. Zudem nahmen die mit den Pflanzenextrakten behandelten Tiere wieder an Gewicht zu.(27)

Brennnessel-Agglutinin (UGA) ist ein pflanzliches Lektin, das in Brennnesseln vorkommt und hauptsächlich in den Wurzeln zu finden ist. Im Gegensatz zu anderen Lektinen ist es sehr unspezifisch. Es aktiviert T-Lymphozyten und gilt als Superantigen.(28)

Bei Mäusen verhindert UGA die Ausbildung von Lupus erythematodes sowie Nierenentzündung (29).

Daher könnte UGA der aktive Wirkstoff der Brennnessel bei Entzündungen oder Immunkrankheiten sein. Zudem hat UGA antivirale Eigenschaften, beispielsweise gegen den HI-Virus.(30)

Dass Extrakte aus Brennnessel aktiv antiviral gegen den Felinen Immundefizienz-Virus (FIV) sind, konnte bereits in einer italienischen Studie gezeigt werden.(31)

Mit seinen Eigenschaften könnte UGA zu den aktiven Wirkstoffen der Brennnessel gehören, die dazu beitragen, dass die Brennnessel zu den potentesten bekannten Heilpflanzen gehört.

Brennnesseltee ist in Apotheken, Reformhäusern, Drogerien und Supermärkten lose oder im Teebeutel, pur oder auch mit weiteren Kräutern zur Aromatisierung erhältlich. Man gibt fünf Teelöffel losen Tee auf einen Liter Wasser und kocht den Tee circa 15 Minuten. Brennnesselsaft ist ebenfalls im Handel und kann außerdem selbst aus den Pflanzen zubereitet werden. Für die medizinische Anwendung gibt man einen Esslöffel Brennnesselsaft in ein kleines Glas Wasser (120 ml) und trinkt ihn so verdünnt dreimal täglich.(32)

Lesen Sie auch den Beitrag zu: Brennnesselkur | Inhaltsstoffe – Anwendung – Wirkung

Daneben ist die konzentriertere Brennnesseltinktur erhältlich. Man nimmt dreimal täglich einen Teelöffel davon ein oder verwendet sie für kosmetische Zubereitungen. Die Einnahme von Brennnessel-Präparaten ist nicht mit ernsten Nebenwirkungen verbunden. Das Risiko für Gegenreaktionen ist sehr niedrig, da die Heilpflanze weitgehend ungiftig ist. Frische Brennnesselblätter können bei einigen Menschen jedoch allergische Reaktionen hervorrufen.

Hobby-Gärtner, die keine Brennnesseln sammeln wollen, können im Gartenfachhandel Brennnesselpulver finden, mit dem Brennnesselbrühe zur Stärkung der Gartenpflanzen angerührt wird. Aus dem alkoholischen Auszug der Brennnesselwurzel wird Haarwasser hergestellt, das für eine gute Durchblutung der Kopfhaut sorgen und Schuppen beseitigen sowie entfettend wirken soll.

Natürlich kann die Brennnessel auch heute noch einen wertvollen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung leisten. Die jungen Pflanzen und Blätter werden ab Februar bis in den Sommer hinein gesammelt. Sie werden als Salat, Suppe oder Gemüse sowie als Zutat in Brot, Pfannkuchen oder Käse verzehrt. Überwalzen mit der Backrolle oder Blanchieren zerstört die Brennhaare.

Ebenfalls essbar sind die Samen der Brennnessel, die beispielsweise Eintopfgerichten zugegeben werden oder geröstet werden können. Pflanze und Samen sind reich an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen.

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Quellen

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  2. Hadizadeh et al. Antifungal activity of nettle (Urtica dioica L.), colocynth (Citrullus colocynthis L. Schrad), oleander (Nerium oleander L.) and konar (Ziziphus spina-christi L.) extracts on plants pathogenic fungi. Pakistan Journal of Biological Sciences. 2009 Jan 1;12(1):58-63. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19579919
  3. Duke. The Green Pharmacy. Emmaus, Pennsylvania. Rodale 1997.
  4. Randall et al. Randomized controlled trial of nettle sting for treatment of base-of-thumb pain. Journal of the Royal Society of Medicine. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1298033/
    pdf/10911825.pdf
  5. Randall CF. Stinging nettles for osteoarthritis pain of the hip. The British Journal of General Practice 1994;44:533-534. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1239057/
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  6. Marrassini et al. Evaluation of antinociceptive, antinflammatory activities and phytochemical analysis of aerial parts of Urtica urens L. Phytotherapy Research. 2010 Dec;24(12):1807-12. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20564509
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  8. Roschek et al. Nettle extract (Urtica dioica) affects key receptors and enzymes associated with allergic rhinitis. Phytotherapy Research. 2009 Jul;23(7):920-6. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19140159
  9. Hou et al. Immunosuppressive constituents from Urtica dentata Hand. Journal of Asian Natural Products Research. 2010 Aug;12(8):707-13. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20706909
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  16. Krzeski et al. Combined extracts of Urtica dioica and Pygeum africanum in the treatment of benign prostatic hyperplasia: double-blind comparison of two doses. Clinical Therapeutics. 1993;15:1011-1020. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7509261
  17. Prostagutt® forte 160/120 mg, 160 mg Dickextrakt aus Sägepalmenfrüchten; 120 mg Trockenextrakt aus Brennnesselwurzeln; Dr. Willmar Schwabe Arzneimittel, http://www.schwabe.de/schwabe/Arzneimittel/Prostagutt/index.php
  18. Sökeland & Albrecht. Combination of Sabal and Urtica extract vs. finasteride in benign prostatic hyperplasia (Aiken stages I to II). Comparison of therapeutic effectiveness in a one year double-blind study. Der Urologe. 1997;36:327-333. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9340898
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  30. Balzarini et al. The mannose-specific plant lectins from Cymbidium hybrid and Epipactis helleborine and the (N-acetylglucosamine)n-specific plant lectin from Urtica dioica are potent and selective inhibitors of human immunodeficiency virus and cytomegalovirus replication in vitro. Antiviral Research. 1992;18:191-207. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1329650
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Beitragsbild:

(1) db – heilpflanzenbilder.de

(2) 123rf.com – Alexander-Raths

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 15.11.2022 aktualisiert und ergänzt.