Cayennepfeffer, auch als Chilipfeffer bekannt, wird aus den Früchten der Cayennepflanze (Caspicum anuum) gewonnen.

Diese Pflanzen haben entgegen ihrer Zusatzbezeichnung „Pfeffer“ nichts mit den Peffergewächsen (Piperaceae) zu tun.

Das Pulver, das als „Pfeffer“ bezeichnet wird, wird durch Zermahlen der getrockneten Früchte gewonnen. Die Früchte und das Pulver zeichnen sich durch eine besonders beißende Schärfe aus.

Diese „Schärfe“ wird inzwischen auch gemessen. Sie beträgt beim Cayennepfeffer zwischen 30.000 und 50.000 Scoville-Einheiten. Zum Vergleich hat eine ganze normale Gemüsepaprika einen Grad (Einheiten) von 0 bis 10; Peperoni zwischen 100 und 500; Tabascosauce 2500 bis 5000; Sambal 1000 bis 10.000.

Die gute Nachricht: Cayennepfeffer hat als Gewürz der „Tradition“ nicht die Eigenschaft Speisen zu verfeinern oder zu schärfen, sondern darüber hinaus einen gesundheitlichen Wert, der so gut wie jedes schulmedizinische Medikament in den Schatten stellen könnte.

Neben der Schärfe, auf die ich etwas später zurück kommen werde, enthält der Cayennepfeffer eine Vielzahl von Substanzen, die sich wie das „Who-is-Who“ der Ernährungslehre ausmachen. So finden wir hier ausgiebige Mengen an Vitamin A, B6, E, C, Riboflavin (Vitamin B2), Kalium, Mangan und noch einiges mehr. Allerdings muss man sich vergegenwärtigen, dass die Mengen als Gewürz eingenommen nicht signifikant ins Gewicht fallen, es sei, man isst die Schoten als Salat.

Ein viel interessanterer Stoff, der auch für die Schärfe der Frucht und des Pfeffers verantwortlich sind, ist das im Pfeffer enthaltene Capsaicin.

Abb. 1: Cayennepfeffer ist ein exotisches Küchengewürz, das indische und andere asiatische Gerichte in eine wahre Herausforderung verwandeln kann. Quelle: fotolia.com – Jana Behr

Capsaicin – scharf und gesund

Capsaicin ist Teil der Familie der Capsaicinoide und gleichzeitig ihr Hauptvertreter mit einem durchschnittlichen Anteil von rund 70 Prozent. Dihydrocapsaicin ist nur unwesentlich weniger scharf (Scoville-Grad von 15 Millionen, während der von reinem Capsaicin bei 16 Millionen liegt) und hat einen durchschnittlichen Anteil von 22 Prozent im Pfeffer und anderen Capsaicinoid-haltigen Früchten.

Capsaicin scheint in der Natur ein Abwehrmechanismus seitens der Cayennepflanze gegen Fressfeinde zu sein. Die Schmerz-/Capsaicin-Rezeptoren der Vögel jedoch, die die Samen der Pflanze verbreiten, werden von der Substanz nicht stimuliert. Da Vögel die Samen nicht zerkauen, sondern unverdaut und unfermentiert wieder ausscheiden, können die Samen nach der Ablage auskeimen und so die Art verbreiten.

Menschen und Tiere mit Backenzähnen zermahlen die Samen, was ihre Zerstörung bedeutet. Man vermutet, dass diese Anpassung der Capsaicin-Rezeptoren der Vögel eine natürliche Adaptation ist zur Erhaltung der Art der Cayennepflanze. Alle anderen, die die Samen zerkauen, werden „bestraft“ durch einen schwer zu ertragenden scharfen Geschmack, was eine perfekte Abwehr gegen Fressfeinde darstellt.

Scharf heißt aber nicht unbedingt auch gleichzeitig ungesund. Im Gegenteil. Wie es aussieht hat Capsaicin gegen bestimmte Schadpilze eine ausgezeichnete Wirkung zu verzeichnen. Fusarium zum Beispiel, die beim Menschen zu opportunistischen Infektionen führen kann (als Nagelpilz oder Infektion der Hornhaut des Auges zum Beispiel), befällt auch Pflanzen. Capsaicin ist ein wirksames Antimykotikum gegen diese Art der Pilze.

Capsaicin wird in der Medizin, nicht nur in der alternativen, zu verschiedenen Zwecken eingesetzt, zum Beispiel als Schmerzmittel in Cremes und Salben, als Nasenspray, als Inhaltsstoff von Pflastern und so weiter. Behandelt werden hier oft Gelenk- und Muskelschmerzen aufgrund von Arthritis, Verstauchungen, Rückenschmerzen etc. (Capsaicin for osteoarthritis pain.). Des Weiteren ist die Substanz in der Lage, Symptome einer peripheren Neuropathie zu lindern, wie sie zum Beispiel beim Abheilen von Herpesbläschen auftreten können (Capsaicin in treatment of neuropathic pain).

Bei Schuppenflechte kann die Substanz als Creme aufgetragen Entzündungen und Juckreiz wirksam unterdrücken.
Bisher sind wir noch bei der medizinischen Anwendung von Capsaicin auf einem rein symptomatischem Niveau geblieben, wo die Substanz verschiedene Symptome von verschiedenen Erkrankungen beziehungsweise unphysiologischen Veränderungen hat beeinflussen können.

Daher, so vermute ich jetzt einmal, genießt Capsaicin in der Schulmedizin eine gewisse Anerkennung – als guter Symptomkaschierer. So wie es aussieht, kann die Substanz aber viel mehr als man es in der Schulmedizin wahrhaben möchte. Daher müssen wir uns einmal an die Naturwissenschaften wenden, ob die sich auch mit der Substanz auseinandergesetzt haben und was sie haben beobachten können:

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Capsaicin und die Wissenschaft

Wie es aussieht, haben die Wissenschaftler ein eher „vehementes“ Interesse an Capsaicin, wenn es um die Behandlung von verschiedenen Krebsformen geht. Es gibt eine Reihe von Heilpilzen und Heilpflanzen, die hier sehr gute Wirkung gezeigt haben, vor allem in einer Kombination mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung bei fortgeschrittenen Stadien. Capsaicin scheint sich in die Reihe dieser nützlichen Substanzen einreihen zu wollen:

Capsaicin treatment attenuates cholangiocarcinoma carcinogenesis.

In dieser Laborstudie zeigten die Autoren, dass Capsaicin Tumorzellen eines Gallengangkarzinoms gleich in mehreren Bereichen am Gedeihen hindert. Capsaicin behindert die Zellproliferation, also die Zellvorgänge, die zur Vermehrung führen, weiter die Migration und Invasion der Tumorzellen aus Tumorgewebe in gesundes Gewebe, was einen günstigen Einfluss auf die Metastasenbildung hat (aus Sicht des Betroffenen) und das Wachstum des Tumors. Daher glauben die Autoren, dass Capsaicin die Prognose eines Gallengangkarzinoms verbessern könnte.

Capsaicin inhibits cell proliferation by cytochrome c release in gastric cancer cells.

In dieser Arbeit wurde Capsaicin in Kombination mit einem Chemotherapeutikum (5-Fluoruracil) bei Magenkrebszellen eingesetzt. Auch hier zeigten sich zytotoxische Effekte seitens des Capsaicins gegen die Krebszellen und gleichzeitig eine Sensibilisierung der Krebszellen gegenüber dem 5-Fluoruracil. Dies äußerte sich in der Herabsetzung der Dosierung von 5-Fluoruracil, wobei die gleichen zytotoxischen Effekte erzielt wurden wie bei einer Behandlung mit hohen Dosierungen von 5-Fluoruracil alleine.

Capsaicin: a novel radio-sensitizing agent for prostate cancer. 

In dieser Arbeit wurde Mäusen menschliche Prostatakrebszellen injiziert. Nach Erreichen einer bestimmten Größe des Tumors wurden die Mäuse in vier Gruppen aufgeteilt; eine Kontrollgruppe, eine Gruppe mit Capsaicin 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, eine Gruppe mit Strahlentherapie und die vierte Gruppe mit Strahlentherapie und Capsaicin wie in Gruppe 2 beschrieben. Es zeigte sich, dass unter der Strahlentherapie und Capsaicin eine voneinander unabhängige Modulation der Zellzyklen der Tumorzellen stattfand. Die vierte Gruppe zeigte deutliche Effekte einer überproportional additiven Wirkung von Capsaicin und Strahlentherapie. Denn die Verzögerung des Tumorwachstums unter beiden Therapieformen fiel signifikant stärker aus als unter den jeweiligen Therapieformen alleine.

Capsaicin-mediated apoptosis of human bladder cancer cells activates dendritic cells via CD91.

Diese Arbeit zeigt die biochemischen Mechanismen, unter denen Prostatakrebszellen unter Capsaicin in eine Apoptose (natürlicher Zelltod) getrieben werden. Hierbei scheint Capsaicin Teile des Immunsystems (dendritische Zellen) mit zu aktivieren, um Tumorzellen zu eliminieren. Für die Autoren der Arbeit scheint Capsaicin ein „attraktiver“ Kandidat für eine Krebstherapie zu sein. Abschließend zu diesem Thema eine zusammenfassende Arbeit (es gibt deutlich mehr an Arbeiten zu diesem Thema, die alle hier zu präsentieren eine unmögliche Aufgabe ist):

The potential antitumor effects of capsaicin.

In dieser Arbeit wird dem Capsaicin bescheinigt, dass es in einer ganzen Reihe von Tumorarten zur Apoptose führt. Der genaue Grund und Wirkmechanismus dafür ist noch nicht hundertprozentig bekannt. Man vermutet eine durch das Capsaicin bewirkte toxische Erhöhung des intrazellulären Gehalts an Calcium, Freisetzung von freien Radikalen im Tumorgewebe, Beeinflussung der Membranen der Mitochondrien der Tumorzellen und eine direkte Schädigung von deren DNA.
Fazit: Wie es aussieht, steht man bei der Beurteilung der Wirksamkeit von Capsaicin auf Tumorzellen noch ganz im Anfang. Trotzdem gibt es schon eine beeindruckende Fülle an Literatur zu diesem Thema, mit noch beeindruckenderen Ergebnissen.

Capsaicin as an anti-obesity drug.

Dieser Artikel berichtet, dass die Aktivierung der Rezeptoren, die für das Gefühl des Brennens und der Schärfe verantwortlich sind (Transient Receptor Potential Vanilloid 1), gleichzeitig den Aufbau von Fettgewebe verhindert. Capsaicin in der Nahrung reduziert zudem eine metabolische Dysregulation in Mäusen, die übergewichtig sind und/oder an Diabetes leiden. Zusätzlich wird die Aktivität von Adiponektin heraufgesetzt. In anderen Tierversuchen zeigte eine Gabe von Adiponektin einen beschleunigten Abbau von Fett.

Epidemiologische Daten zeigen laut Autor, dass eine Ernährung mit hohem Gehalt an Capsaicin mit einem geringeren Aufkommen an Übergewicht assoziiert ist. Die Aufnahme von Capsaicin ist verbunden mit einem stärkeren Sättigungsgefühl und einer reduzierten Fett- und Kalorienaufnahme. Die Einnahme von Capsaicin eine Stunde vor einer leichten Trainingseinheit führt bei Übergewichtigen oder Patienten mit Hyperlipidämie zu einer verbesserten Lipolyse. Die Substanz erhöht die Energieabgabe durch die Aktivierung von braunem Fettgewebe. Weiter nimmt die Fettoxidation zu. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Capsaicin bei der Behandlung von Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen eine Reihe von Vorteilen zu bieten hat.

In vivo protective effects of dietary curcumin and capsaicin against alcohol-induced oxidative stress.

In einem anderen Beitrag hatte ich die beeindruckende Wirksamkeit von Curcumin beschrieben. In diesem Artikel wird Curcumin zusammen mit Capsaicin eingesetzt im Zusammenhang mit einem exzessiven Alkoholgenuss bei Mäusen. Curcumin und Capsaicin wurden mit und ohne Alkohol bei vier Gruppen verabreicht. Curcumin und Capsaicin zeigten einen protektiven Effekt auf das Gehirn alkoholisierter Mäuse, indem es einen alkoholinduzierten Gewichtsverlust verhinderte. Des Weiteren zeigten sich die Parameter für einen erhöhten oxidativen Stress (Malondialdehyd etc.) im Hirngewebe als signifikant verringert. Diese Arbeit zeigt und bestätigt die anti-oxidative Potenz von Curcumin und Capsaicin bei oxidativem Stress, der durch Alkoholexzess verursacht wird.

Capsaicin protects endothelial cells and macrophage against oxidized low-density lipoprotein-induced injury by direct antioxidant action.

Diese Arbeit bestätigt ebenfalls den anti-oxidativen Effekt von Capsaicin, diesmal in einem anderen Zusammenhang. Denn Atherosklerose wird von immer mehr Wissenschaftlern als eine chronische Entzündung der Gefäße betrachtet (und nicht auf die Bösartigkeit von Cholesterin zurückgeführt). Durch die chronische Entzündung kommt es zur Fehlfunktion der Gefäßwände, was zur Akkumulation von Lipiden vor Ort führt, zur Aktivierung von Leukozyten und zur Produktion von noch mehr entzündungsfördernden Mediatoren, was den Teufelskreis perfekt werden lässt.

Als Endprodukt erhalten wir die Produktion von Schaumzellen in den Gefäßen, die den Prozess der Atherosklerose (eher bekannt unter dem Begriff Arteriosklerose oder Gefäßverkalkung) vorantreiben. Die Gabe von Capsaicin, die der Gabe von oxidiertem LDL-Cholesterin folgte, verhinderte die Entstehung von freien Radikalen, den Kollaps des Potentials der mitochondrialen Membranen, Cytochrom C Expression, Kondensation von Chromosomen (Vorstadium einer Apoptose) und Caspase-3-Aktivierung, die ebenfalls Teil der Vorbereitung für eine Apoptose darstellt. Damit liegt die Vermutung nahe, dass Capsaicin in der Lage ist, die Funktion gesunder Gefäße vor Schaumzellenbildung und oxidativem Stress zu schützen und Atherosklerose zu verhindern.

Fazit

Capsaicin und die Diskussion um diese Substanz aus dem Cayennepfeffer stehen noch am Anfang der wissenschaftlichen Erörterungen. Trotzdem zeigen sich schon jetzt für die verschiedenen Bereiche des Organismus mehr als gute Wirkungen in Bezug auf Prophylaxe und Therapie von Erkrankungen ab.

Beitragsbilder:

(1) fotolia.com – Jana Behr

(2) 123rf.com – PAPAN SAENKUTRUEANG

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